Deutscher Mannschaftspokal 2013/14

Berlin, Berlin, ich fahre aus Berlin

Beste Bedingungen im Maritim Es war im Berliner Wedding, Samstagvormittag, kurz nach 10 Uhr, ein erstes Auge hatte sich gerade mühsam geöffnet, als das Telefon im Badezimmer, vollständig aufgeladen, klingelte. Multi-Captain Normi speaking. Wo ich denn grade sei? Na ja, Berlin sei ja nicht so weit weg von Magdeburg. Ob ich nicht Lust hätte, Deutschen Pokal zu spielen? Simon sei ausgefallen, Alternativen wären dünn gesät. Uff.. eigentlich stand mir ein ausgiebiger Brunch sowie Chillen in Tempelhof in Aussicht. Hmm .. andererseits .. die Wetterprognose las sich arg ernüchternd und ein deutsches Pokalhalbfinale kann so einer wie meinereiner wohl nur höchst selten im Leben spielen. Trotzdem, ein wenig Zeit bleibt noch, etwas sacken lassen muss erlaubt sein. Zudem will ich meine nette Begleitung nicht brüskieren, mache die Entscheidung von ihrer Reaktion abhängig. Reyk meldet sich. Ihm ist es egal, er lässt mir die Wahl.

Alte Magdeburger Weggefährten: Hans und Dieter Bald darauf ist die verblüffend direkte Zustimmung eingetütet. Lediglich das Brunch-Frühstück soll es noch werden. In der Nähe des Alex werden wir im Spreegold fündig, doch das Versorgungsverfahren dort ist kompliziert, viele Wege hin und her sind nötig, bis alles an Bord ist, am Ende fehlt mir gar der Kaffee. Und, die Zeit nimmt Fahrt auf, plötzlich ist es High Noon. Zudem kommt die Nachricht rein, null Minuten Karenz! Hastig breche ich auf, als schon der erste Rückschlag heruntersaust - Grace hatte ihre Jacke im Wagen liegen lassen und .. benötigt sie natürlich und .. ist noch längst nicht mit ihrem Brunch fertig. Also eile ich zum Fahrzeug, aktiviere im Gehen schon mal die Navigation um den möglichst direkten Weg zurück zu diesem Lokal zu finden, löse den Wagen aus, erreiche die Adresse, überreiche dort die Jacke und suche nun den schnellsten Weg auf die Autobahn, der mir allerdings verwehrt bleibt, denn aufgrund einer Großkundgebung zur Energiewende ist die Straße des 17. Juni teilweise gesperrt, es zieht sich zäh bis ich endlich die 115 erreiche.

Zuviel Auswahl an Untertiteln hier ... Um die nächste Hürde wusste ich bereits - der Tank ist von der Reise von Köln nach Berlin am Abend zuvor ziemlich leer! Im fliegenden Boxenstopp erlöst mich eine Autobahnraststätte, dann habe ist es fast geschafft. Doch die allerletzte Ampel in Magdeburg wird nochmal zum Geduldsspiel. Ein wunderschöner grüner Pfeil nach rechts leuchtet mir stets freundlich gesonnen, doch sämtliche Fahrzeuge vor mir auf dieser Spur wollen geradeaus, der Pfeil winkt nur, doch alles steht. So geht das vier Mal, dann, mit dem fünften grünen Pfeil darf ich abbiegen und .. übersehe glatt das linkerhand liegende Maritim. Ein Einheimischer schickt mich wieder zurück. Und da stehen sie vor dem Eingang, die Teamkollegen, freundlich grinsend. Ab in die Tiefgarage, von unserem Museumspräsidenten direkt nach oben in den Spielsaal gelotst und .. noch sieben bequeme Minuten Entspannungscountdown vor der Partie gegen GM Döttling. Der frischgebackene deutsche Serienmeister Baden-Baden war uns inzwischen zugelost worden, gespickt mit den Spitzenspielern des Landes. Im Falle des Loses Köln-Porz hätte ich meinen Einsatz Reyk überlassen müssen, denn ein Match gegen Mister NIC, Jan Timman, wäre ihm sicher kaum zu verwehren gewesen, zumal die aktuelle und Reykjavík lastige Ausgabe in Händen haltend. Doch Normi hat weiterhin einfach fast schon unverschämtes Glück für seine Aktionen.

Standanalyse: Holger Pröhl, Rustem Dautov So aber kam AEM im Parallel-Match in den Genuss der Generationen des ehemaligen Serienmeisters und aktuellen Pokalverteidigers, von Nyzhnyk über van Wely und Baklan bis Timman - ein echtes who is who der Szene.

Bei uns bekam es Brain mit der neuen deutschen Nummer 2, dem ehemaligen Magdeburger Nisipeanu zu tun, Normi durfte sich an der deutschen Nummer 1 Naiditsch versuchen und Holly sich mit dem Weltklassetrainer Dautov gütlich halten. Natürlich waren wir völlig chancenlos. Mein ehemaliger Verein SC Heusenstamm hatte es im Viertelfinale zwar immerhin auf ein 2zu2 geschafft, aber Baden-Baden ließ nun gar nichts mehr anbrennen und ersetzte Drabke und Schmaltz durch die beiden Spitzenbretter der deutschen Nationalmannschaft.

Zu Abend im Wenzel In meiner Partie patzte ich bereits im siebten Zug, das nötige Rausnehmen auf d2 glatt verschlafend, geistig wohl noch eher über die Autobahn als auf den 64 Feldern reitend. Da war es im höheren Sinne eigentlich auch schon vorbei und ich fürchtete bereits ein ähnliches Schicksal wie gegen GM Hannes Stefansson zur Auftaktrunde in Reykjavík, als ich bereits nach 13 Zügen die Segel strich. Doch, es gelang mir immerhin noch halbwegs eine, wenn auch höchst unansehnliche Partie zu spielen und erst zeitgleich mit Brain und Holly aufzugeben.

Brains Zentrumsbauernopfer hatte sich nicht ausgezahlt - Livius Springer tanzte ihm hernach mächtig auf der Nase herum und erreichte das Mattsetzfeld f5. Da war's vorbei.
Holly hatte gegen Dautovs Caro-Kann eigentlich lange Zeit keine nennenswerten Probleme, bis er sich selbst ausmanövrierte und zweizügig die Qualität einstellte. Schade. Da war vielleicht etwas mehr drin.

Auch Normi kam im Sizilianer gegen Naiditsch natürlich einigermaßen passabel aus der Eröffnung, aber dann verfalteten sich die Stärken und Schwächen der Zentrumsbauern zugunsten des Kontrahenten und so häufte der Großmeister weiter sukzessive Vorteil an und entfernte sich alsbald aus der Schlagdistanz.
Keine dieser Partien wird im Gedächtnis bleiben, das Event als solches hingegen allemal, uns zumindest.

Zufriedener Orga-Chef Erwartungsgemäß gingen wir also mit 0 zu 4 unter. Das gleiche Schicksal ereilte die Nachbarn von Aufbau Elbe Magdeburg gegen Köln. Ihnen gebührt die Anerkennung für eine gelungene Ausrichtung. Und auch das anschließende gemeinsame Mahl im Wenzel um die Ecke genügte dank Nudel kurzweiligen Ansprüchen.
Die Rückfahrt nach Berlin geriet mir also zum Vergnügen. Anderntags, da lag das Finale wohl in seinen letzten Zügen, fuhr ich dieselbe Strecke schon wieder, auf dem Heimweg nach Köln, zum vierten Mal in drei Tagen. A2, Du kommst mir teuer, Berlin im Regen, heuer.

Mikly

  SG 1871 Löberitz OSG Baden-Baden 0:4
1 Schuster, Martin GM Nisipeanu, Liviu-Dieter 0-1
2 Schütze, Norman GM Naiditsch, Arkadij 0-1
3 Pröhl, Holger GM Dautov, Rustem 0-1
4 Klyszcz, Michael GM Döttling, Fabian 0-1

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