Neue handelnde Personen:

- Johann Johann Eberharter 6. Brett: kennt den gleichnamigen österreichischen Skistar persönlich, ist meines Wissen aber nicht verwandt, trainiert nebenbei noch kleine Fußballer
- Reinhold Reinhold Jenul 6. Brett: Neuzugang, trainiert ebenfalls kleine Fußballer

Faszination Österreich, 2.Teil

Vom 31.01. bis zum 02.02.2003 fanden die Runden 7-9 der Staatsliga B-West statt. Austragungsort war dieses Mal Dornbirn. Spiellokal und gleichzeitig auch Unterkunft der meisten Mannschaften war das Hotel Martinspark. Schon die letzten Runden der vergangen Saison fanden damals noch zusammen mit der Staatsliga A dort statt. Somit waren die Örtlichkeiten zumindest teilweise bekannt. Denn letzte Saison wohnten wir noch in einem 20 Minuten Fußweg entferntem Hotel, da Werner vergessen hatte rechtzeitig zu reservieren.

Donnerstag

Meine Anreise erfolgte wie immer vorbildlich am Donnerstag. Nach kurzem Zwischenstopp in Jena mit Teilnahme an noch geheimen Projekten, kam ich so gegen 22.30 im Hotel an. Nach kurzer Besichtigung des Zimmers, die sehr positiv ausfiel (im Bad wurden Duschhaube und Fön, im Schrank Nähzeug bereitgestellt), öffnete ich dann das Fenster, da die Klimaanlage doch etwas zu warm eingestellt war. Sofort schallte mir Wolle Petry mit "So ein Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle, Hölle, Hölle; Hölle ..." entgegen. Die nahegelegene Disko spielte dann noch einige Stunden solche Megahits, was meinem Schlaf nicht unbedingt zuträglich war. Wie sich später herausstellen sollte, war es allerdings noch die geruhsamste Nacht.

Freitag

Nach dann doch noch einem ausgiebigen Schlaf brach ich zu einem Erkundungsspaziergang auf. Es herrschte schönstes Winterwetter. Da ich es nicht so mag, wenn man im selben Hotel spielt und wohnt, da man es aus Bequemlichkeit kaum noch verlässt, nutzte ich die letzte Chance vor Ankunft des restlichen Teams. Gegen 15.00 war es dann soweit: Der Rest unserer Mannschaft traf im Hotel ein. Wie Werner so schön sagte, stand mir die Ehre zu unsere Mannen anzuführen. Seit meinem Debüt vor 4 Jahren hatte ich mich also von Brett 4 ans Brett 1 vorgearbeitet, was allerdings weniger an mir lag. Vor unserem ersten Spiel begegnete ich auch noch einem alten Bekannten. Ludewig vertrat die Farben der Schwabacher und wie sich herausstellte sollten unsere Teams (Ludewig spielt für Jenbach 2) gleich in der anstehenden Runde aufeinander treffen. Nachdem ich ihm (spielte am 3. Brett und hatte es somit gleich mit Johannes zu tun) unsere Aufstellung mitteilte, meinte er nur, dass er sich nicht auf so viele Österreicher vorbereitet hätte.
Kommen wir zum Schachlichen. Der Kampf verlief sehr abwechslungsreich. Ich hatte schnell die Wahl zwischen einem Bauerngewinn und dem Abschluß der Entwicklung. Gegen meine Gewohnheit, dafür mit der Regel schlage nie auf b7 im Rücken entschied ich mich für die Entwicklung, verbrauchte dafür aber jede Menge Zeit. Einige Züge später hatte ich in ein Endspiel abgewickelt, in dem ich doch sehr schlecht stand und außerdem kaum noch Zeit hatte. Mit Hilfe der Fischer-Bedenkzeit und ein wenig Geschick konnte ich dann alles vereinfachen und befand mich nun in einem Turmendspiel mit Minusbauern, welches ich aber sicher in den Remishafen steuerte. Helmut (sein Wochenende sollte es nicht werden) griff nach anfänglich guter Stellung fehl und verlor relativ schnell. An 3 saßen sich also Johannes (er sollte mal wieder die interessantesten Partien des Wochenendes spielen) und Ludewig gegenüber. Nach nicht so gelungener Eröffnung (1.Sc3, wurde allerdings Französisch draus) stand Johannes schnell auf Verlust. Dann gelang es ihm aber die h-Linie zu öffnen und einen Mattangriff zu inszenieren, dem Ludewig geradeso entkommen konnte. Die entstandene Stellung war sehr interessant und wahrscheinlich bei bestem Spiel auch gewonnen für Johannes, allerdings gelang es Ludewig sich in ein Dauerschach zu retten.
Josef hatte mit Schwarz mal wieder kaum Probleme, tauschte alles ab und landete in einem Endspiel mit Läuferpaar gegen Springerpaar und jeder 7 Bauern. Man einigte sich ohne großen Kampf auf Remis. Christof bekam den Bauern im angenommenen Damengambit nie wieder und stellte wenig später noch eine Figur ein. Trotz hoffnungsloser Stellung spielte er weiter und tatsächlich ließ sich sein Gegner einzügig Matt setzen. Beim Abendessen erzählte Christof, dass sein Gegner in der Schlussstellung aufgab, woraufhin ich erwiderte, dass er diesen Zeitpunkt wohl verpasst hatte. Am 6. Brett spielte erst mal Johann. Nachdem er zuerst recht gut stand, entstand dann ein unklares Turmendspiel, welches aber gerecht mit Remis endete. Werner fasste den Kampf wie folgt zusammen: "Wir haben mit fünf Österreichern und ohne Titelträger (sieht man mal von Helmuts FM-Titel ab) gespielt. Das Tiroler Derby endete nach beidseitig verpassten Chancen an allen Brettern gerecht mit 3-3". Es ging dann zum Abendessen, welches aus einem sehr guten Büffet im Hotel bestand. Nur die Bierpreise 2,40 EUR für 0,3 l ließen etwas zu wünschen übrig. Nach dem Essen wurde sofort ein Brett herausgeholt, an dem die Analysen schnell durch Blitzmatches abgelöst wurden, welche zu späterer Stunde dann an die Bar verlegt werden mussten. Gegen 2.00 verabschiedete ich mich, nachdem ich mich nicht immer gegen die interessanten Eröffnungen (z. B. 1.g4) von Johannes durchsetzen konnte. Etwa um 3.00 kam dann auch Christof ins Zimmer. Schon nach wenigen Minuten drangen mir doch recht laute Töne vom Nebenbett entgegen, so dass die Nacht recht kurz war.

Samstag

Die Runde begann 14.00. Dieses Mal durfte Reinhold sein Glück an Brett 6 versuchen. Unser Gegner hieß Hohenems 2, wo neben GM Bezold auch das große deutsche Talent Arik Braun zum ersten Mal zum Einsatz kam. Ich musste mich mit 1.f4 auseinandersetzen. Vom vielen Spielen mit Johannes ließ ich mich zu schnellem b5 hinreißen und stand nach weiteren nicht ganz so präzisen Zügen sehr schlecht. Dann stellte ich unabsichtlich einen Bauern ein (wie meistens sah ich es, nachdem ich gezogen hatte). Allerdings erhielt ich zumindest den Anschein von Gegenspiel. Bei präziser Spielweise hätte ich aber einfach eine Figur weniger gehabt. Selbst später wäre es ein glatter Minusbauer gewesen. In beginnender Zeitnot (wenn dies bei der Fischer-Bedenkzeit überhaupt noch so genannt werden kann) machte er dann einen groben Fehler und auf einmal hatte ich sogar einen Bauern mehr. Dann zeigte ich mich von meiner großzügigen Seite und bot Remis, welches er auch sofort annahm. Objektiv war die Schlussstellung sicher Remis, allerdings bei jeweils nur 30 Sekunden pro Zug für meinen Gegner, hätte ich sicher auch problemlos noch ein paar Züge spielen sollen. Bei Helmut lief es ganz schlecht. Nach der Eröffnung stand er überaus kritisch und verlor schließlich auch klar und deutlich. Ein Zug seines Gegners (Da5) sollte eigentlich schlecht sein, aber er wusste nicht mehr, warum. Beim Abendessen fiel es ihm wieder ein und er ärgerte sich umso mehr.
Johannes bekam es also mit Arik Braun zu tun. Ein wenig Respekt schien er schon zu haben, auch wenn er selbstbewusst verkündete, dass er gewinnen werde. Es kam, wie es kommen musste: Alt-Polnisch stand zur Diskussion. Auch Arik nahm das Opfer zunächst an, wählte dann aber einen anderen Aufbau als ich in meiner Landesklassepartie. Es entwickelte sich eine hochinteressante Partie, in der Johannes doch recht gutes Gegenspiel erhielt. Nach dem Abendessen fanden wir viele, zum Teil auch lustige Varianten, bei denen Weiß arg in Bedrängnis geriet. Am Ende vergab er alle guten Chancen und musste sich leider dem materiellen Übergewicht beugen. Später resümierte er aber, dass er zufrieden mit der Partie sei, trotzdem er verloren hatte. Josef ließ auch mit Weiß nichts anbrennen und einigte sich schon nach wenigen Zügen auf Remis.
Christof konnte in seinem Sizilianer schnellen Ausgleich erreichen. Nach und nach ging er dann zum Angriff über. Letztendlich konnte er eine Figur und somit auch die Partie gewinnen. Reinhold konnte mit Weiß nicht sehr viel aus der Eröffnung herausholen. Es entstand eine geschlossene Stellung, in der eher Schwarz am längeren Hebel saß. Reinhold gewann dann kurzzeitig einen Bauern, jedoch reichte die schwarze Initiative um den Bauern zurückzuerobern. Wenig später einigte man sich dann auf Remis. Der Kampf war mit 2,5 zu 3,5 verloren, hätte aber auch höher ausgehen können. Nach dem Büffet wiederholte sich in etwa der Freitagabend, wobei es nicht so lange ging, da die Sonntagsrunde bereits um 10.00 begann. Meine persönliche Schlafsituation änderte sich leider auch in dieser Nacht nicht.

Sonntag

Pünktlich um 10.00 startete die 9.Runde.Dieses Mal kreuzten wir mit dem Tabellenschlusslicht Ranshofen die Klingen. Johann durfte erneut sein Glück am 6. Brett versuchen. Helmut hatte schon während des Frühstücks sein Remis ausgehandelt. Er war nach zwei verlorenen Partien damit zufrieden und sein Gegner hatte noch eine 6-stündige Autoreise vor sich, die er im Hellen absolvieren wollte. Mein Remis folgte wenig später, wobei mein Gegner mir einfach alles nachmachte. Da Sonntag wegen der Rückreise meistens eh sehr viele Remisen (ein Kampf endete nach 5 Minuten) vorkommen, war auch ich damit zufrieden. Auch Josephs Remis konnte ich noch live miterleben, bevor ich meine Heimreise antrat. Wie ich später erfuhr, konnten Johannes und Christof (3 aus 3) ihre Partien gewinnen, nur Johann musste sich leider geschlagen geben. Zum Schluß also noch ein knapper 3,5 zu 2,5 Sieg. Somit hatten wir unsere Ergebnisse aus den Runden 4-6 wiederholt. Trotz unserer "relativ schwachen" Aufstellung konnten wir unseren Mittelfeldplatz halten und haben noch berechtigte Hoffnungen auf den 2. Platz. Da die Abstiegsplätze schon ein Stückchen entfernt sind, könnte es auch mein letzter Einsatz in dieser Saison gewesen sein und unsere Mannschaft versucht es in den letzten beiden Kämpfen mal mit 6 Österreichern. Werner, der sich mit einer starken Erkältung rumplagte und somit viel Tee trank und seine meiste Zeit im Bett verbrachte, wollte sich noch nicht so genau festlegen.
Am Schluß noch ein Satz zu Ivan. Sein Auto soll weiterhin fahrtüchtig sein, allerdings hat er sich wohl über Sylvester den Knöchel gebrochen, so dass das gute Stück erst mal nicht benutzt wird. Sein Einsatz für dieses Wochenende war allerdings eh nicht geplant.
Die Rückfahrt verlief problemlos. Ich legte wieder einen Zwischenstopp in Jena ein. Außerdem hielt mich Riker auch über das WM-Finale im Handball auf dem Laufenden, so dass mir auch da nichts entging.

Holly

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