Riva del Garda - Editione Uno

Mikly Die Reise nach Riva del Garda war wohlgeplant. Ferdi und ich sollten in aller Frühe des ersten Weihnachtstages von Köln starten, in Bonn Master Jens, in Idar-Oberstein Gollum und letztlich in Mannheim Riker einsammeln.
Gedacht, getan. Den Rhein überquert und die Stadtgrenze von Colonia verlassen und .. kurz vor dem Nachbarort Wesseling .. war plötzlich die Motorleistung von Ferdis Wagen in das Land der Träume zurückgekehrt. Elektronik-Versagen. Ende. Aus. Was nun? Ich mit dem Taxi zurück zur Wohnung und meinen Wagen geholt. Im Gegensatz zu Ferdis für die Alpenquerung weder mit Winterreifen noch mit Schneeketten ausgerüstet und zudem ohne sparsamen Dieselmotor und nicht einmal, vertraglich bedingt, mit der Möglichkeit des Fahrerwechsels. Wohlan. SMS an alle - eineinhalb Stunden Verspätung. Harret aus Freunde, wo Ihr auch seid!
Blick auf den See von Arco aus Also, Auto umgeladen und Jens aufgenommen. Über die umnebelte Hunsrück-Höhenstraße ins Gollum-Land, wo kurz vor unserem Eintreffen Gollums Vater meldete - Wagen auf dem Weg zum "Internationalen Frühschoppen" ausgefallen mit .. Elektronik-Schaden. Sind alle "guten" Dinge nicht .. drei?! Aber Bange machen gilt ja nicht. Weiter gen Mannheim, meiner Geburtsstadt, wo wir eigentlich auch bleiben könnten, findet doch auch dort ein Weihnachts-Open statt .. allerdings warten die gebuchten Wohnungen in "Bella Italia" und Riker beseitigt sofort jeden Zweifel die Alpen queren zu wollen. Und das tun wir schließlich, ohne Schnee und Eis und ohne nennenswert hinderlichen Verkehr. Vorbei an Aalen und an diversen "Festen Franzes" brennen wir mit der Maut durch. In Riva del Garda angekommen irren wir zunächst ein wenig herum, ehe wir eine unscheinbare Seitengasse finden wo wir bereits sehnsüchtig von der Verwalterin erwartet werden. Nach Ansicht der Etablissements nebst kurzem Gedankenaustausch entscheidet sich Jens das kleinere Refugium zu beziehen. Nach dem Auspacken wird das nächstgelegene Ristorante unser erster Futtertrog. Bubu.
Dauerbrenner Gegenlichtbild Wir erwachen bei herrlichem Sonnenschein und machen uns nach dem Frühstück frohgemut an die Erkundung des Ortes, welcher unsere Laune mit seinen reizvollen Attributen noch zu heben versteht und Riker zu den ersten Gegenlichtaufnahmen verführt. Auch der Turnierort, das "Astoria-Park-Hotel", präsentiert sich bei der Anmeldung auf das Angenehmste (das Ambiente erwies sich als ebenso ok wie das Preis-Leistungsverhältnis ungewöhnlich günstig kam - so gab es 1/2l Wasser an der Bar für einen Euro, ein üppiges Menü inkl. Vino für deren vierzehn!) . Das Teilnehmerfeld entpuppt sich indes als recht familiäre Angelegenheit - in "unserem" A-Open (ü1800) finden sich gerade mal 32 Spieler ein. Jens ist dabei an 1 gesetzt. Das wiederum lässt auf gewisse "Erträge" hoffen .. Die erste Runde verläuft dann auch mit 3,5/4 respektabel.
Die abendliche Suche nach einem Lokal offenbart ein Novum in der italienischen Gastronomie - die meisten Räumlichkeiten werden nikotinfrei gehalten! Raucher unerwünscht! Bei unserer 4/5-Mehrheit zum Leidwesen von Riker ein echtes jeweiliges ko-Kriterium. Lokale mit "Vietato Fumare" scheiden aus.
Dr. Trauth in seiner Letztrundenpaarung gegen Ferdi Die folgenden Tage geraten unter den Schleier üppiger Wolken nebst ergiebigster und kontinuierlicher Schauer. Nachdem der gesamte Dezember in strahlendem Glanze verlaufen sein muss, erwischen wir leider die fällige Korrektur zum besonderen Jammer von Gollum, die sich im Gegensatz zur "männlichen" Abteilung nicht im Spielsaal vergnügen kann. Allerdings erfährt jenes Vergnügen ebenfalls gewisse Einschränkungen. Während Mikly seiner Form sowieso weiter hinterläuft und signifikante Verbesserungen gegenüber den Vorwochen noch nicht erkennbar sind, spielt sich ganz vorne ein kleines "Psychodrama" ab. Jens und Ferdi trafen in Runde 3 mit je 2/2 aufeinander um nach dem obligatorischen Remis den an 2 gesetzten Sergio Braghetta vorbeiziehen zu lassen. Als Vorbereitung für das entscheidende Match zwischen Jens und Sergio diente am freien Vormittag ein Ausflug nach Limone, welches sich als hübsches Kleinod, jedoch regenbedingt fast geisterartig menschenleer präsentierte. Zudem brach sich bei Ferdi eine heftige Magenverstimmung Bahn, was ihn nicht davon abhielt FM Marco Sbarra in magenschonend kürzester Zeit geradezu vom Brett zu fegen. An diesem dennoch trüben Tage nun hatte Jens mit Schwarz eine stets ausgeglichene Stellung mit zwischenzeitlicher Initiative, lehnte ein Remisangebot ab und fand mit nur kleinsten Schwächen den Weg zum Verlust. Tags darauf ließ Ferdi noch den gesehenen Gewinnzug gegen Sergio im Endspiel aus und damit stand der Turniersieger vorzeitig fest. Gratulazione!
Siegerehrung Riker spulte sein Schachprogramm in bester "Nichtspieler"-Manier runter. Nicht nur überstand er die erste Runde mit erheblicher Unterstützung seines Brettpartners erfolgreich und zeigte sich fortan von der soliden Garde, sondern vermochte er sogar noch in der letzten Runde den gruseligen Löberitzer Nimbus zu durchbrechen. Denn Riker und Mikly hatten es bis dato in den jeweiligen Vormittagsrunden (diese begannen um 9 Uhr, einer wohlbekannten und äußerst leidigen nachtschlafenen Uhrzeit) auf glatte 0(!!!) Punkte aus 5 Partien gebracht, so daß die Verlockung einfach im Bett zu bleiben am Ende fast übermächtige Züge angenommen hatte (rechnet man bei Mikly Aalen und das letzte Punktspiel mit weitet es sich alleine für ihn auf stolze 0,5/7 aus!).
Die anschließende Siegerehrung hatte einen recht ansprechenden zeremoniellen wie familiären Charakter (u.a. plauderte ich mit Dr. Michael Trauth, der in dem VillaPhoenix-Séparée-Bestseller "Olli - 75 Satirchen" eine dankende Erwähnung seitens Dr.Robert Hübner findet) und keiner unsereiner ging dabei leer aus! Unter den anwesenden Teilnehmern verloste man zunächst diverse Sachpreise, wobei die beiden fotoapparatbewaffneten Riker und Mikly jeweils mit einem .., genau, einem Fotoapparat bedacht wurden, welchen Letzterer postwendend seiner Nachbarin weiterverloste. Den Vogel aber schoß Ferdi ab, der vier Doppel-Übernachtungen im Spielort Astoria-Hotel roulettierte. Diese darf er zwar nicht bei der geplanten zweiten Auflage des Opens in Riva del Garda einlösen, aber im benachbarten Arco findet ebenfalls jährlich im Oktober ein Turnier statt ..:)
Ausgrabungen des römischen Villen-Komplexes Capullo Des Weiteren sahnte die "Villa-Phoenix-Truppe" noch den 2. Ratingpreis sowie die Plätze 10, 4 und 2 ab, was es uns doch noch erlaubte die Unterkünfte begleichen zu können.. :)
Waren die übrigen Aktivitäten abgesehen von 1x Kochen und einem Kurzausflug nach Arco nebst Fachsimpelei mit dem ansässigen Pizzabäcker sowie ausgiebigen fritzgestützten Nachanalysen, die von Jens und Ferdi gar noch am frühen Neujahrsmorgen(!) engagiert zelebriert wurden bis Turnierende arg eingeschränkt gewesen, so sollte die restliche Zeit der Nachholung gewidmet sein. Direkt nach der Siegerehrung erwanderten wir unter diversen temporären und endgültigen "Abgängen" die absolut sehenswerte "Cascade Varone", einen Wasserfall, der sich in die selbstgebastelte, fantastisch anmutende Höhle hinabstürzt. Silvester machten wir uns an die Umrundung des Sees mit Schwerpunkt Sirmione, einer Landzunge zentral im Süden, die dazu beiträgt, der Gestaltung des Lago (welchen Preis hat dieser eigenlich per Anhalter durch die Galaxis bekommen?) allerlei nicht ganz jugendfreie Assoziationen zu unterlegen. Immer an den Gestaden entlang bot sich unseren 64er-verseuchten Linsen mancherlei Balsam, der im Ort Sirmione unter treibenden Gauloises-Verlusten nochmal kulminierte und in der Besichtigung der Scallurerburg nebst den archäologischen Ausgrabungen der alten Feste ihren Höhepunkt fand. Die standesgemäße Umrundung der Festung Sirmione Landspitze erforderte indes zumindest minimales zaunkletterisches Geschick. Als schließlich auch noch die kulinarischen Eigenheiten (Erdbeersenf!) konfisziert waren, ging es über die mit Freizeitparks gespickte Ostseite wieder zurück nach Riva, wo wir einmal mehr unseren (vor allem Gollums) Kochkünsten für ein Menü freien Raum ließen. Kurz vor Mitternacht zogen wir mit Sekt bewaffnet an den nur etwa 100 Meter entfernten Strand, wo sich bereits eine Ansammlung erwartungsfroher Italiener inklusive absperrender Carabinieri versammelt hatten. Es geschah zunächst .. nichts. Nur hie und da vereinzelte kleinere Raketen, zuweilen auch an ferneren Ufern. So blieb uns vorerst nur das übliche Zeremoniell zum Jahreswechsel bis zur Erwägung den Standort zu wechseln, als es losging. Ein organisiertes Feuerwerk allererster Güte. Nicht nur Dauer und Gestaltung beeindruckten, auch unser Standort erwies sich als absoluter Glücksfall, regnete doch das zelebrierte Lichtermeer geradezu direkt auf uns herab als wäre es speziell nur für uns gemacht! Ein grandioses Schauspiel, welches noch durch den Widerhall des den Ort behütenden Berges verstärkt wurde. So war das in der Höhe stationierte und immer sichtbare Denkmal der "Santa Barbara" quasi im Zentrum der Dämonenvertreibung.
Feuerwerk am See Die Nacht geriet auch ohne den geplanten Ausgang (selbst die beste Gelate aller Zeiten war unter Verschluß, weshalb wir nun die Servietten hüten ..) noch deutlich länger (Bombardino sei Dank!), welches die Abreiseverrichtungen in gemäßigter Stringenz absolviert sein ließ. Die Route über Arco gebar uns noch einmal ein prächtiges Panorama auf das Nordareal des Sees, ehe wir uns in die Berge verzogen, wo sich alle mehr oder weniger dem Schlummer hingaben oder wie der rauchgeplagte Riker den kreiselnden Klängen von "Sweet Smoke". In Ulm spätestens erwachten alle, da uns Riker dort gen Weimar verlassen wollte. Nach seiner Verabschiedung streiften wir noch durch die bitterkalte Altstadt um liquide Mittel zu tanken und uns im "Wilden Mann" an Flammkuchen zu laben.
Die nächste kurze Stadtbegehung ließen wir dann der alten Bischofsstadt Worms angedeihen unter Einkehr in das "Café Jux" und Verkostung der "HappyHour-Cocktails". Nach vergeblichen Tankversuchen zurück auf die Autobahn, wohin der nahe Hunsrück seine winterlichen Boten entsandt hatte. Kerzenwunder Nun endlich, so kurz vor der Kölner Bucht, waren wir doch noch gezwungen die entbehrten Winterreifen zu vermissen. Mit reduzierter Fahrt enterten wir schließlich nächtens die gewohnten Gefilde, krümelten Ferdis Wagen bei zwischenzeitlicher Entsorgung von Jens an die Straßenbahn nach Hause. Home again.
Geblieben ist die Erinnerung an eine weitere der unzähligen schönen Regionen "Bella Italias" und an ein Turnier, dessen angekündigte Fortsetzung eine stets wohlwollende Prüfung unsererseits erfahren dürfte.
"Die Rückkehr des Königs" .. wartet nun auf mich weshalb der Bericht enden muss ..

Mikly

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