Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft Bad Godesberg 2004

Go West ...

Café Kölsch ... hieß zunächst die Devise am vergangenen Freitag. Bad Godesberg als Austragungsort der diesjährigen Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft lag dabei in verdächtiger und angenehmer Nähe zu unserer Kölner Zweigstelle. "Wenn man sich auf den Weg von Löberitz nach Köln macht, wird einem erst richtig bewusst, was Holly und Mikly jedes Mal auf sich nehmen, wenn sie zu den Spielen anreisen." Dieses Uwe-Statement gebe ich gern zustimmend wieder, obwohl ich erst unterwegs zugestiegen bin und sich die üblichen Römisch-Germanisches Museum Freitag-Verkehrsprobleme in Grenzen hielten. Den Vorstand also im Hotel und Brain, Normi, mich solide bei Holly untergebracht, konnte die abendliche Vorbereitungstour durch die Kölner Innenstadt beginnen. Wir mussten ohne Mikly auskommen (der die Fußball-EM diesmal von Italien aus verfolgt), fanden aber dennoch problemlos das "Café Kölsch" wieder, welches seinerzeit eine Rolle bei Normis Kln-Gastspiel gab. Weitere Reminiszenzen an frühere Köln-Reisen konnte der eine oder andere von uns nicht nur mit dem allgegenwärtigen Dom verbinden, sondern auch mit dem Römisch-Germanischen Museum, dem Schokoladenmuseum oder einfach nur den Zeitungsverkaufsboxen.
Uwe zapft vom Bierturm Auf der Suche nach dem Futternapf führte uns Holly zielsicher durchs Innenstadtlabyrinth. Das Brauhaus vermittelte dank plötzlich nur noch am 'seidenen' Faden herabhängender Wandleuchter und Kellnerischer Bierattacken auf Brain eine nicht durchweg besinnliche, aber überaus kultige Atmosphäre. Bemerkenswert war dieser Besuch in vielerlei Hinsicht:

Zum braven Soldaten Der Abend fand seinen Abschluss mit Palatschinken im "Schwejk" und einem schönen Ibrahimovic-Ausgleichstor für alle Tre-Kronors-Fans.
Anderntags also auf nach Bad Godesberg mit der bereits genannten Zielstellung. Erste Erkundungen ergaben, dass wir auf Platz 24 von 25 gesetzt waren (König-Tegel als vorgesehene 26. Mannschaft hatte kurzfristig zurückgezogen). Unser Ziel war also durchaus realistisch, zumal wir doch unter ungewohnten Bedingungen antreten mussten. Statt der üblichen lockeren Blitz-Bier-Atmosphäre gabs weiße Tischdecken und Schiris, die darauf achteten, dass man nicht "Schach redete" – eigentlich ja unverzichtbarer Blitz-Bestandteil in unseren Regionen. Ok, ich habe mich angepasst und auf originell-unmögliche Züge verzichtet. Die Bedingungen waren übrigens sehr ordentlich und Ausrichter Godesberger SK (aus Anlass des 75jährigen Vereinsjubiläums) sowie die DSB-Verantwortlichen zeigten sich gut vorbereitet.
Damit konnte der Spaß beginnen, bei dem vor allem Konrad und ich an vier rotierten, während Uwe als omnipräsenter Non-Playing-Capt'n mit der gewohnten Übersicht agierte. Zum Auftakt gab es eine jener 0:4-Klatschen, von denen wir insgesamt sechs Stück verkraften mussten. Das warf uns allerdings nicht aus der Bahn, da damit immer mal zu rechnen war. In Runde drei gabs den ersten Punktgewinn und in Runde fünf dann unser Vormittagshighlight als Motivationsschübe und Nervositätsbremsen. Diese Runde fünf bescherte uns mit der SG Solingen einen (auch im Blitz) traditionsreichen Verein und mit Holly vs. Alex Naumann ein kleines Derby. Holly hatte hier die Nase vorn und Normi holte sich einen seiner Najdorf-IM-Skalps. Das Unentschieden wird im Nachhinein noch dadurch aufgewertet, dass Meister Tegernsee gegen die Klingenstädter seine einzige Niederlage hinnehmen musste.
Team Löberitz mit Normi, Holly, Brain und Konrad vs. Ditzingen Nach diesem schönen Teilerfolg folgte eine längere Durststrecke bis zur Mittagspause. Zumindest Unentschieden wären möglich gewesen gegen Gohlis (unnötige Normi-Niederlage gegen Roland Voigt), Katernberg (Brain übersieht in totaler Gewinnstellung ein Schach gegen Sebastian Siebrecht) und Neukölln (ich bekam Nervenflattern trotz 50 gegen 20s und wohl angenehmerer Stellung gegen Stephan Berndt), aber allzuviele Chancen bekommt man nicht.
Nach der Pause hatten wir dann unsere stärkste Phase, was nicht nur an der Auslosungsreihenfolge lag. Bei Brain und Konrad platzte jetzt auch der Knoten und sie konnten mehrfach punkten. Innerhalb von acht Runden erspielten wir zehn unserer zwölf Mannschaftspunkte. Wir konnten Böblingen, Lübeck, Eppingen und St. Ingbert schlagen sowie zwei schöne Unentschieden gegen Hofheim und Königsspringer Hamburg holen (diese Mannschaft ist ein Phänomen. In ihren siegreichen Kämpfen erzielten die Hamburger immer 2,5 Punkte – mit einer Ausnahme: Gegen Titelverteidiger Baden-Oos gabs ein 4:0!). Abschließend war dann wohl die Luft raus. Es folgten drei 0:4 in Serie und noch eine unglückliche 1,5-Niederlage gegen den Erfurter SK. 12:36 Punkte bedeuten am Ende Platz 23. Den Titelkampf machten hauptsächlich Tegernsee, der Hamburger SK und Vorjahresmeister Baden-Oos unter sich aus. Tegernsee trat als einzige Mannschaft mit vier Großmeistern an (Bischoff, Beim, Hertneck, Stangl) und spielte am konstantesten. Der HSK (Heinemann, Gustafsson, Bezold, Müller) war bis zur letzten Runde nach Mannschaftspunkten gleichauf mit Tegernsee, verlor dann allerdings gegen den Viertplatzierten Bergheim. Baden-Oos (Döttling, Schmaltz, Schenk, Buhmann) ließ zu viele Punkte im Feld liegen, um wieder ganz vorn zu landen.
Siegerteam Tegernsee: Markus Stangl, Betreuer, Valeri Beim, Klaus Bischoff (verdeckt), Gerald Hertneck Unser Fazit fällt klar positiv aus. Die Setzlistenerwartungen haben wir um einen Platz übererfüllt. Dabei ist bei den Mannschaftspunkten genügend Platz nach unten und vergleichsweise wenig bis zum 19. Platz nach oben. Normis Leistung an 1 war überragend. Hollys Prognose, dass es am Spitzenbrett am meisten Spaß machen würde, hat sich eindrucksvoll bestätigt. Ebenso unsere (nicht Normis!) freitägliche Vorhersage, dass acht veranschlagte Punkte für Normi am Spitzenbrett zu pessimistisch seien. Normi kam entgegen, dass er hier endlich mal seine Najdorf-Varianten ausleben konnte, die er sonst so viel zu selten (allenfalls gegen Honk) aufs Brett bekommt. Unzufrieden sein muss eigentlich niemand, aber ich möchte noch Konrad hervorheben, dessen Erleichterung nach dem Schlussrundensieg gegen Bernd Vökler sich in dem Wunsch Bahn brach, beim Godesberger Stadtfest eine Runde Kinderkarussell zu fahren.
Fußballgucken zum Abschluss: das falsche Spiel ausgesucht Abschließend noch eine ungewohnte Form der Statistik. Böse Zungen könnten natürlich behaupten, sie ist nur bei übersichtlichen Punktausbeuten möglich. Dennoch lesen sich die Einzelgegner, gegen die wir punkten konnten, ganz sicher nicht schlecht. Dass dem auch viele ungenannte Nullen gegenüber stehen, wird man uns wohl nachsehen.

c. r.

Normi Siege gegen IM Gennadij Ginsburg 2486
    Mikhail Zaitsev 2467
    IM Michael Hoffmann 2447
    IM Thies Heinemann 2426
    IM Matthias Duppel 2425
    FM Hans Hermesmann 2304
    Thilo Kabisch 2263
    Thomas Tannheiser  
  Remis gegen Ilja Schneider 2316
    Dennis Drollinger 2275
Holly Siege gegen IM Alexander Naumann 2529
    IM Dr. Martin Borriss 2441
    IM Matthias Thesing 2437
    Ferenc Langheinrich 2384
    FM Christoph Nogly 2267
    FM Bernd Schneider 2260
    FM Peter Bauer 2259
    Thomas Böhm  
  Remis gegen IM Thomas Casper 2401
    Hannes Callam 2167
Brain Siege gegen FM Patrick Burkart 2355
    Bernd Reinhardt 2336
    Thomas Heinl 2255
    Michael Ehrke 2233
    Andreas Bock 2149
Riker Siege gegen IM Frank Lamprecht 2414
    FM Matthias Liedtke 2339
  Remis gegen Jan Priebe 2189
    Marc Müller  
Konrad Siege gegen FM Bernd Vökler 2385
    Thomas Wiltafsky 2204
  Remis gegen FM Thomas Raupp 2354
    Wolf Reimer  

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