Deutscher Pokal, Finale Erfurt 2004

Pokale gehen nach Köln und Bremen

Pokale Hier nun ein paar Eindrücke vom Finalort Erfurt. Die Thüringer hatten nicht zum ersten Mal die Ausrichtung übernommen und diesmal sicher besonders viel vor. Zu Beginn der 90er gab es schließlich Unstimmigkeiten mit den Kölnern um Mäzen Wilfrid Hilgert. Die Porzer zeigten sich damals unzufrieden mit den Übernachtungsbedingungen und spielten, obwohl vor Ort, nicht, als ihr Protest abgelehnt wurde (die Gazetten berichteten).
Einzelfinale Die diesjährige Ausrichtung auf der Panoramaplattform des Radisson-Hotels fand allerdings auch den Hilgertschen Beifall, selbst wenn er sich in der Dankesrede doch nicht ganz verkneifen konnte, den "immer recht langen Weg nach Erfurt" zu erwähnen. Wer den Blick auf die Stadt von der 17. Etage und die Räumlichkeiten kennt (weil er z. B. eines der Weihnachtsopen gespielt hat), wird sich wohl ein Bild von den guten Spielbedingungen machen können. Hinzu kam eine ausgefeilte Organisation durch Norbert Krug und Helfer sowie eine Siegerehrung Einzel hervorragende Live-Berichterstattung durch das bewährte Team von schach.com. Aber auch die übrigen Medien waren präsent. Zudem zeigte sich Erfurt als Schachstadt: Zu den Halbfinals und Finals drängten sich viele Zuschauer. Der Andrang wäre sicher noch größer geworden, wenn nicht im wohlmeinenden Kontrast zum Spitzenschach das Schulschach-Landesfinale zeitgleich in der Thüringenhalle stattgefunden hätte.
Über das Ausscheiden von Harald Darius im Halbfinale wurde schon berichtet. Haralds übliches Qualitätsopfer wurde von Dr. Asendorf mit einem doppelten (!) Qualitätsopfer gekontert. Als Harald dann die vierte Qualität der Partie gab, war es schon zu spät. Im Finale waren sich Asendorf und sein Gegenüber Heinzel recht schnell einig, die Sache im Blitz auszutragen. Hier hatte der Bremer vor dem Münchner die Nase vorn.
Krassenkov, Gurevich Bei den Mannschaften durfte man ein spannendes Finale mit leichten nominellen Vorteilen für die Kölner erwarten. Im Spiel um Platz 3 trafen die Gastgeber auf den Hamburger SK und trauerten sicher noch ein wenig der verpassten kleinen Sensation vom Vortag hinterher. Das Halbfinale gegen Porz war noch in aller Munde. Gemeinhin hielt man J. Brüggemanns Niederlage an zwei für unnötig. Und bei einem Remis ... Der Schwarzsieg von Thomas Casper wurde dem Vernehmen nach (ich war am Samstag nicht vor Ort) vom MDR-Fernsehen gefilmt, ebenso einige Analysen. Der Beitrag, der auch ein Hilgert-Interview beinhalten soll, wird morgen um 19.00 Uhr vom Thüringen-Journal im MDR ausgestrahlt. Allerdings soll das wohl eine Sendung sein, die in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wohl unterschiedlich ausfällt.
Keitlinghaus, Lutz Zurück zum Finale. Hilgert hatte Alexander Graf an 1 belassen, weil er "nach der Vortags niederlage sicher besonders kämpferisch aufgelegt wäre" – so der Mäzen. Diese Rechnung ging auf, aber wohl nicht zuletzt auch, weil ein angesichts des Gesamtstandes (zu) viel riskierender Rustem Dautov seine Stellung überzog. Baden-Oos war ins Hintertreffen geraten, weil sich Krassenkov gegen Gurevich bei einem Figurenopfer frühzeitig verspekulierte. Gurevich meinte hinterher scherzhaft, man könne so etwas wohl tatsächlich nur bei einer 9.00-Uhr-Anfangszeit versuchen. Aber auch für diese Zeit sei es offensichtlich noch nicht chancenreich genug gewesen.
Brüggemann, Heinemann An vier war Ludger Keitlinghaus auf Seiten der Badener mit einem kleinen Vorteil aus der Eröffnung gekommen, aber der spitzenbrettgestählte Christopher Lutz hielt die Kasse. Dr. Robert Hübner musste sich gegen Alexander Beliavsky fortwährend verteidigen, so dass ein Spiel auf Sieg aus Dautovs Sicht natürlich naheliegend war. Der Begegnung der alten Kämpen an zwei sei in der Partienauswahl noch etwas Raum gewidmet. Die Zeitnotschlacht endete schließlich im Dauerschach, wobei einige nette Varianten zunächst hinter den Kulissen blieben, in der Analyse dann aber entkorkt wurden. Mit der Zeitkontrolle stand der Kölner Sieg fest.
Machelett, Lindinger Im Spiel um Platz drei war bei den Erfurten offensichtlich die Luft raus, auch wenn es noch einmal recht interessante Partien zu sehen gab. Die Hamburger setzten sich schließlich sicher mit 3:1 durch, wobei Thies Heinemann und Dirk Sebastian an den Spitzenbrettern die Siegpunkte holten. Norbert Krug zog dennoch ein positives Fazit, was die Zuschauer sicher gern bestätigen.

c. r.

Zum Seitenanfang