Zwischenrunde Deutscher Pokal Magdeburg 2007

Blitz vs. Musik

Grüne Zitadelle (Fast) alles wie immer im geliebten Magdeburg: Freitagfußball wie eh und je, auch wenn sich einige wundern inzwischen in die Senioren-Mannschaft entwachsen zu sein (ich wunderte mich nicht), Jakelwood und Layla stehen noch an Ort und Stelle.
Aber es gibt noch Neues zu entdecken. Die shreklichen grünen Wachsfiguren weisen direkt den Weg Bistro und Spielplatz darüber zur grünen, aber rosafarbenen Zitadelle – Friedrich Stowassers letztes Projekt, dessen Fertigstellung er nicht mehr erlebte, da er im Jahr 2000 auf einer Überfahrt im Pazifik verstarb. Besser bekannt ist er natürlich als Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser. Unmittelbar in der Nähe von Hollys elterlicher Behausung gibts die Wittenberger Schule als weitere Hinterlassenschaft.
Choropax singt Wer sich dafür interessiert, sollte natürlich selbst schauen. Hier nur soviel: Das Magdeburger Haus ist in vielen Teilen zugänglich (hübsche kleine Geschäfte, Bio-Bistro im Sinne von Hundertwasser, Kindergarten mit Spielplatz auf dem Dach, ...). Man wird sowohl in die Tiefgarage (reich bebildert von Magdeburger und spanischen Schülern) als auch in Wohnräume geführt (die wegen des überdurchschnittlichen Mietpreises nicht restlos belegt sind). Wer allerdings einen Malen in der Tiefgarage Vertrag erwirbt kann "seine" Fassade frei gestalten, so weit der Pinsel reicht. Ich kam zudem noch rechtzeitig, um die sehr hörenswerten Darbietungen des Göttinger Chor-Ensembles "Chroropax" im Innenhof zu erleben. Wie sich herausstellte eine kurze Werbung für die Hauptveranstaltung am Abend, die sicher lohnend gewesen wäre. Aber da machten mir die Weißspieler einen Strich durch die Rechnung – sie gewannen alle, und es war sogar absehbar. Dank Bernds Zähigkeit blieb dennoch Zeit für eine traumhaft traumatische Krone-des-Ortes-Runde. Ja, es geht bei Tadsch Mahal u. a. um Elephanten, aber es ist nur eine Siegstrategie, neben z. B. den Verbindungen. Glaube ich.

Innenhof mit Werkzeug Noch ein schiefer Turm Wohnungen noch zu haben Shrek

Zur Zwischenrunde im Deutschen Mannschaftspokal hatte AEM in die Leiterstraße geladen. Der Gastgeber zog unseren Erstrundengegner Rotation, der mit Detlef Boetzer und Bernd Steinhagen Wiederholungstäter in den Reihen hatte. Wie angekündigt ließ sich Benjy den Magdeburg-Besuch nicht nehmen. FM Ulrich Schwekendiek vervollständigte das Quartett.

Dauth - Degtiarev Andre - Boetzer Windelband - Steinhagen
Dauth - Degtiarev vor 17.Sg5 Andre - Boetzer nach 33...Kg8 Windelband - Steinhagen (1) vor 16.c5

Da der Kampfverlauf andernorts bereits ausführlich geschildert wurde, hier ein versuchter Diagramm-Mehrwert. Effi kam als Schwarzer gegen Benjy schlecht aus einem c3-Sizilianer. Mit 17.Sg5 konnte Weiß nun den Bc3 ignorieren und seinerseits auf die Abhängigkeiten der schwarzen Figuren pochen. Bald verdichtete sich der Vorteil zum vollen Punkt.
Beten für Runde drei Flash konnte gegen Detlef in einem der vielen Franzosen vom Wochenende seine Qualität nach Hause schippern. Über die dunklen Felder wird der weiße König bald bis nach e7 laufen. Läuferpaardemo und Endspielklassiker bei Nudel, der auf Kortschnois Spuren wandelte. Diagramm 1 zeigt die Eroberung der kleinen Qualität mittels 16. c5 Lxc5 17. Lxa6 Lxf2 18. Lc4. An die Verwertung geht es in Diagramm 2, wobei zunächst 32.Le8 dem Schwarzen weiter Luft nimmt, ehe nach späterem b5 nur der weiße a-Bauer am Damenflügel verblieb.
Ein weiterer Franzose an vier zwischen Ulrich und Flori. Möglicherweise bestand der entscheidende Fehler in nun 19...Da7. Mit 19...Dc6 den Doppelangriff aufrecht zu erhalten, gewinnt die Qualität und ist m. E. nicht klar, wenn auch weiterhin wohl angenehmer für Weiß.

Windelband - Steinhagen Schwekendiek - Brüggemann Von Herman - Offinger
Windelband - Steinhagen (2) vor 32.Le8 Schwekendiek - Brüggemann vor 19...Da7 Von Herman - Offinger vor 33.f4

Die Geschichte vom klaren Tegeler Sieg gegen Salzgitter und vom dramatischen (und fairen!) Sechs-Sekunden-Finish zwischen Effi und Benjy im Blitz-Stichkampf, das AEM das Weiterkommen sicherte, ist sicher bekannt.
Für den Sonntag nutzte AEM sein Heimrecht heimlich für eine geplante Einwechslung. Robert O. sollte möglichst weit vorn sein Remis holen, und Pokalheld Nudel wurde ans (Weuni: immer extrem unwichtige) vierte Brett verbannt. Dieser Teil des Plans ging ganz gut auf – diesmal in chronologischer Reihenfolge:

Windelband - Giemsa Windelband - Giemsa Degtiarev - Stern
Windelband - Giemsa vor 19.Lg6 Windelband - Giemsa vor 31...Tf8 Degtiarev - Stern nach 40...Lf6

Robert hatte mit Schwarz gegen Ulf von Herman zwischenzeitlich einen schweren Stand. In der Diagrammstellung verpasste es Weiß mit 33.Sc5! das lästige schwarze Springerpaar zu halbieren oder andernfalls Druck gegen g7 zu entwickeln (genau dieser Druck entschied gerade die Partie an drei). Die Pointe ist 33...S:f2 34.Se6!. Stattdessen gab Weiß mit 33.f4 das Feld e3 auf, wonach sich die schwarzen Pferde erst recht wohl fühlten. Sicher gab es auch danach noch Gewinnideen, aber irgendwann ging der b-Bauer verloren.
Natürlich gab es auch wieder zwei Franzosen zu begutachten. Nudel nutzte in Diagramm 1 gegen Stephan Giemsa die Gunst der Stunde, mit 19.Lg6 die Öffnung der h-Linie zu erzwingen. Nach 19...S:g6 20.h;g Tf6 folgte mit 21.T:h6 der erste Kracher. Bereits in arger Zeitnot griff Stephan in Diagramm 2 mit 31...Tf8 entscheidend fehl (nur mit 31...Kh7 geht es weiter). 32.Dg5 setzte den Schlusspunkt unter ein für Nudel sehr erfolgreiches Wochenende.

Rene Stern (sitzend), Stefan Giemsa Ulrich vs. Flori 2/2 und Spaß für Olaf Teschke (links)

AEM geriet jedoch unter Wertungsdruck durch Flashs Niederlage an drei. Nach den beiden Samstagsiegen gelang gegen Olaf Teschke nichts Zählbares. Nach gut zwei Stunden sah es für mich Außenstehenden trotz weißen Materialvorteils (allerdings Tripelbauer) ganz ok aus. Spätestens nach Aktivierung seines Springers bekam Weiß aber die Oberhand. Genaueres kann und möchte ich nicht sagen, da ich bei der Analyse und Suche nach Remiswegen nicht aufgepasst habe und Olaf sicher noch ausführlicher schreiben wird.
Salzgitter vs. Tegel Blieb Effis Mehrbauer in der Diagrammstellung gegen Rene Stern, mit dem aber wohl die wenigsten ernsthafte Hoffnungen verbanden aufgrund der aktiven schwarzen Aufstellung. Mein gefühlter Eindruck war und ist, dass sich wegen der latenten Schwäche des a-Bauern eher Weiß ums Remis kümmern muss, dies aber schaffen sollte. 2:2 und aus!
Fazit: Eine gelungene Ausrichtung und sportliche Präsentation durch unseren Landespokalsieger.
Die Atmosphäre war gut und wackelte auch nach dem knappen Ausscheiden nicht, wohl aber der Kellner beim Italiener mit meiner Kamera :-( Nachzutragen ist vielleicht noch die größte Formsteigerung von Samstag zu Sonntag. M. E. war dafür eindeutig Ole verantwortlich. Am Samstag kickte er – wohl krankheitsbedingt – noch ausgesprochen lustlos, am Sonntag unterhielt er locker über anderthalb Stunden das Lokal.

Gruppenbild beim ...
Dex in ...
... Italiener
... Italiener
Weuni & Ole
v. o.: Ilse, Erika, JayJay, Franzi, Coach

Einen kleinen abschließenden Abstecher nach Leipzig, wo schließlich doch die Musik die Oberhand gewann. Dex gab an dem Wochenende ein Konzerttrio in Halle, Potsdam und abschließend als Heimspiel in Leipzigs Kneipe "Ilses Erika". Klar, dass das Publikum auch wieder schachunterwandert war. Allen Fans von Schrödingers Katze sei gesagt, dass es zu Dex' bekanntem Soloalbum neue Stücke auf Soundfoundation anzuhören gibt – siehe Ole in ansteigender Form nebenstehende Linkbox. Das Konzert war stimmig (u. a. neue "Er, Sie, Es"-Version) und die Kneipe nicht so verr(a)ucht wie prophezeit. Zudem auch noch gut gefüllt, obwohl Dex den Besuch von Konzerten im Allgemeinen und den seiner Konzerte im Besonderen in seiner Ankündigung als unverständliche Zeitverschwenung bezeichnet hatte ...

Riker

PS: Sollten Sie sich für die neuesten 30 Fragen von PM entscheiden, trauen Sie nicht der offiziellen Lösung zur Beckenbauer-Frage.

« Löberitz - Rotation | Zum Seitenanfang

 
Links