Die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz
Seit langem drängte sich ein Problem in den Vordergrund, das schnellstens gelöst werden mußte. Durch die gleichbleibende Entwicklung der letzten 5 Jahre hatte sich ein großer Kreis von starken Schachspielern herausgebildet. Diese Spieler mußten nun in einer Gemeinschaft zusammengefaßt werden, die ihnen neue Perspektiven eröffnen konnte, zudem bestand in Löberitz eine Tradition, die es galt fortzusetzen. So war die Idee geboren, die "Schachgemeinschaft 1871 Löberitz" zu gründen.
Gründungsversuche im September 1982 scheiterten, da der DTSB weder die Vereinsbezeichnung "Schachclub" noch "Schachgemeinschaft" akzeptierte. Eine Gründungsversammlung, für die sich der aus Wolfen stammende Andreas Weiß sehr engagierte, fand in der Löberitzer Gartengaststätte "Fuhnetal" ohne Ergebnis statt. Die Löberitzer Schachspieler blieben hart und Helmut Zander, der Vertreter des DTSB-Kreisvorstandes mußte seine Blumen wieder mitnehmen.
Doch das war am Ende auch keine Lösung. Die Löberitzer Schachspieler und der DTSB-Kreisvorstand kamen sich etwas entgegen und versuchten noch einmal einen Neubeginn. Beim späteren Schriftverkehr einigte man sich bei der Vereinsbenennung auf die salomonische Lösung "SG Löberitz" und kam somit beiden Seiten entgegen. "SG" konnte Sport- und auch Schachgemeinschaft bedeuten. Obwohl der neue Verein den Namen Schachgemeinschaft im Siegel führte, wurde das von den offiziellen Stellen nie beanstandet. Dies war sicherlich auch eine Form der "Politik der kleinen Schritte".
Die Gründung fand dann am 29. April 1983 in der Polytechnischen Oberschule "Willy Sachse" in Löberitz statt. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft gestalteten den feierlichen Gründungsakt festlich aus. Unter anderen wurde das Hörspiel "Die unsterbliche Partie" von Siegfried Lenz gespielt. Simultan zum Hörspiel wurden am Demonstrationsbrett die Züge der im Jahre 1851 in London zwischen Anderssen und Kieseritzky gespielten Partie aufgezeigt.
Der Vorsitzende des Kreisfachausschußes (KFA) Schach des Kreises Bitterfeld, Uwe Bombien, eröffnete die Gründungsversammlung.
Die Aufnahme in den DTSB wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden des DTSB-Kreisvorstandes, Helmut Zander, vorgenommen.
Im Anschluß daran verlaß dieser ein Grußschreiben des Sekretariats des DTSB-Kreis-vorstandes Wolfgang Zachlod mit folgendem Wortlaut:
Liebe Schachfreunde!
Zur Gründungsversammlung Euerer Sportgemeinschaft "Schach" übermittelt Euch das Sekretariat des Kreisvorstandes des DTSB der DDR die herzlichsten Grüße.
Euer Zusammenschluß, unmittelbar vor unserem großem Nationalfest der Körperkultur und des Sports, das VII. Turn- und Sportfest und der IX. Kinder- und Jugendspartakiade in Leipzig, zu einer Sportgemeinschaft in der sozialistischen Sportorganisation schafft die Möglichkeit, daß weitere Bürger der Gemeinde Löberitz und Umgebung den beliebten Schachsport organisiert und wettkapfmäßig ausüben können.
Das ist besonders erfreulich, weil Löberitz auf eine gute Tradition und erfolgreiche Tätigkeit im Schachsport zurückblicken kann.
Unser Wunsch ist, daß sich Euere Sportgemeinschaft zielstrebig entwickeln möge und dazu beiträgt, daß das sportliche und kulturelle Leben in der Gemeinde eine weitere Bereicherung erfährt.
Damit erfüllt Ihr als Mitglieder der sozialistischen Sportorganisation einen Teil der Aufgaben, die uns vom X. Parteitag der SED übertragen wurden.
Zum Gelingen, als Basis eines erfolgreichen Starts überreicht Euch das Sekretariat
einen Beitrag von 300,- M.
Allen Mitgliedern der Sportgemeinschaft wünschen wir bei der Ausübung des Sports viel Freude und beim Wettkampf höchste und beste Ergebnisse, die dazu beitragen werden, daß sich weitere Freunde in Nah und Fern Euerem Sport anschließen werden.
Dazu viel Erfolg! Sport frei!
Gründungsmitglieder waren: Ingo Bernstein (Zörbig), Uwe Bombien (Zörbig), Astrid Brose (Löberitz), Carsten Daus (Löberitz), Manfred Grabner (Stumsdorf), Katrin Erhard (Löberitz), Sabine Kaspar (Löberitz), Peggy Kobelt (Löberitz), Katharina Reiß (Zörbig), Konrad Reiß (Zörbig), Thomas Richter (Löberitz), Steffen Richtscheid (Löberitz), Anke Schilling (Löberitz), Ina Schleiss (Löberitz), Normann Schleiss (Löberitz), Anke Schröder (Löberitz), Ines Stenschke (Löberitz) und Ingmar Wruck (Löberitz).
Anschließend fand die Wahl der SG-Leitung statt. Konrad Reiß wurde einstimmig zum SG-Leiter gewählt. KFA-Vorsitzender Uwe Bombien übernahm das Finanzressort und Thomas Richter übernahm die Verantwortung für den Nachwuchs. Alle drei waren auch KFA-Mitglieder und gestalteten mit Andreas Weiß erfolgreich das Schachgeschehen im Landkreis. Nur dadurch ließ man die Vereinsgründung wohlwollend zu. Normalerweise waren die Sportvereine einem Betrieb angeschlossen, der auch die Finanzierung absicherte.
Mit einer Feier konnte der größte Höhepunkt in der neueren Löberitzer Schachgeschichte abgeschlossen werden.
Durch diese Gründung wurde gleichzeitig eine neue Etappe in der Entwicklung des Schachsports in der kleinen Landgemeinde begonnen. Jetzt mußten sich alle Mitglieder den neuen und höheren Anforderungen stellen.
Konrad Reiß