IV. Anhalt-Cup, 4. Turnier Magdeburg 2001

Am letzten Sonnabend fand im Hegel-Gymnasium der vierte Anhalt-Cup des Jahres statt. Das traditionsreiche Nachwuchsturnier, bei dem Kinder und Jugendliche im Schnellschach ihre Kräfte messen, hatte mehr als 120 Teilnehmer. In fünf verschiedenen Altersklassen und einem Förderturnier kämpften Schachbegeisterte aus ganz Sachsen Anhalt, Thüringen und Nieder-sachsen um Pokale, Urkunden und Preise.
Sieger des U20-Wettbewerbs wurde Norman Schütze vom SV Wolfen Nord. Er bezwang seine ärgsten Widersacher Anne Goldammer und Christian Schindler, die auf den weiteren Plätzen folgten, und errang souverän den Titel. In der Altersklasse U15 setzte sich der Stendaler Karsten Wiesemann mit fünf Siegen aus fünf Partien durch. Spannend wurde es im U13-Wettbewerb. Hier saßen sich in der letzten Runde die beiden führenden Tobias Aleithe vom 1. SC Anhalt Dessau und Matti Reichel von Aufbau Elbe Magdeburg gegenüber. Doch der El-bestädter musste sich trotz eines Mehrbauern mit dem Remis zufrieden geben und belegte aufgrund der schlechteren Wertung nur den zweiten Platz. In den Altersklasse U11 und U9 triumphierten Laura Herkt aus Wittenberg und Niklas Gaus von der SG 1871 Löberitz. Das Förderturnier für Kinder, die erst vor kurzem mit dem Schach begonnen haben, entschied der Wolmirstedter Florian Brüggemann für sich.
Große, freudige Kinderaugen gab es zum Schluss bei der Siegerehrung. Die Organisatoren Jens Windelband und Michael Zeuner, welche sich für ihren Fleiß und Einsatz ein besonderes Lob verdient haben, beglückten nämlich auch die Kinder mit kleinen Preisen, die nicht so erfolgreich beim Schach gewesen waren.
Die Platzierten der einzelnen Altersklassen, ihre Vereine und Punkte:

U20
1. Norman Schütze SV Wolfen Nord 5 Punkte
2. Anne Goldammer Aufbau Elbe Magdeburg 3,5
3. Christian Schindler 1. SC Anhalt Dessau 3,5

U15
1. Karsten Wiesemann TuS Wahrburg 5
2. Jan Rozenstein Kali Wolmirstedt 4
3. Benjamin Harlass Einbecker SC 3,5

U13
1. Tobias Aleithe 1. SC Anhalt Dessau 4,5
2. Matti Reichel Aufbau Elbe Magdeburg 4,5
3. Dustin Lichey 1. SC Anhalt Dessau 4,5

U11
1. Laura Herkt TSG Wittenberg 5
2. Simon Günther TuS Wahrburg 4
3. Josephine Reiß SG 1871 Löberitz 4

U9
1. Niklas Gaus SG 1871 Löberitz 6,5
2. Johannes Rost SSC Annaburg 5,5
3. Johannes Güldenpfennig SG Bittkau 5

Förderturnier
1. Florian Brüggemann Kali Wolmirstedt 5
2. Christoph Hagen USC Magdeburg 4,5
3. Marc Eichhorn ohne Verein 4,5

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Löberitzer Entdeckung beim U9-Turnier des Anhalt-Cups

Aufgepasst, liebe Schachfreunde, die Gefahr lauert in einem kleinen Örtchen unweit Magdeburgs - in Löberitz. Ein junges Talent aus diesem Dorfe machte beim U9-Turnier des Anhalt-Cups wie kein anderes auf sich aufmerksam. Nein, die Rede ist nicht vom Turniersieger Niklas Gaus, der zwar die Konkurrenz klar abhängte und auch aus Löberitz kommt, dessen Stil aber unspektakulär auf Materialgewinn ausgerichtet war und dem damit eindeutig die gewisse Finesse fehlte. Die Rede ist von seiner kleinen Schwester Frauke - einem Mädchen, welches auf den ersten Blick sehr zart und schmächtig wirkt, gerade so, als könne sie keiner Fliege etwas zu Leide tun. Mit ihrer piepsigen Stimme provoziert sie geradezu, von ihren Gegnern unterschätzt zu werden. Aber dieses junge Mädchen kann auch anders! Frauke Gaus schickt sich an, ernsthafte Konkurrenz für die Reiß-Sisters zu werden und die weibliche Vorherrschaft in Löberitz durcheinander zu würfeln. Die folgenden skizzenhaften Partiefragmente geben Auskunft über ihre Spielweise, die gepaart ist mit einer gehörigen Portion Raffinesse.
Nachdem Frauke ihren Gegner mit Weiß total überspielt und mindestens 10 Materialpunkte Vorsprung hatte, entschloss sie sich, die Sache ein bisschen spannender zu gestalten. Mit fünf Minuten auf der Uhr (ihr Gegenüber hatte nur noch eine) opferte sie kurzerhand Turm und Läufer. Außerdem tat sie so, als wenn sie der schwarze Freibauer auf h2 beunruhigen würde. Doch dann die coole Rettung: Fraukes Läufer auf b2 schlägt den Bauern e5 mit Schach (der schwarze König steht auf c7) und greift gleichzeitig den Freibauern h2 an!!! Doch die Musik spielt auf dem Königsflügel, dachte sich wohl Schwarz und setzte mit h1D und eigenem Schachgebot fort. (Da behaupte noch mal jemand, dass beide Könige nicht gleichzeitig im Schach stehen können.) Frauke ging aus dem Schach. Ihr Gegner setzte nach. Das Blättchen von Schwarz neigte sich schon fast im 90 Grad-Winkel. Einige Züge später meint Frauke trocken: Du stehst doch im Schach! Das brach dem Schwarzen das Genick. Nachdem er sich die neue Situation vergegenwärtigt hatte, fiel sein Blättchen. Doch Frauke war mit ihrem Gegenüber noch nicht fertig. Nachdem sie in den letzten Minuten mehrere Male ängstlich auf die Uhr geschaut hatte (auch ihr Blättchen war den 90 Grad jetzt näher gekommen), ignorierte sie die Schachuhr nun völlig und konzentrierte sich ganz auf die Partie. Nach einigen Zügen dann ein erneuter Blick auf die Zeit. - Staunen. - Ein piepsenden "Ach". - Kopfschütteln. - Dann ein konzentrierter Blick aufs Brett. - Wieder schaut Frauke das gefallene Blättchen ihres Gegners an. - Die letzten Sekunden auf ihrer Uhr verrinnen. - Dann endlich der Fingerzeig: Gewonnen auf Zeit!
Unglaublich, oder?! Das Mädchen hat echt das Zeug zum Star. Vielleicht kann sie in zehn oder zwanzig Jahren ja Kasparow das Wasser reichen. Was Gestik und Mimik angeht, ist sie auf dem richtigen Weg!

Thomas Schwieger

Thomas Schwieger schreibt für die "Magdeburger Volksstimme" und für "Garry's Welt". Dank an ihn für den Bericht sowie an die unzähligen Helfer aus AEM-Reihen und darüber hinaus, an das Hegel-Gymnasium, die Sponsoren und die Material stellenden Vereine.

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