Düsseldorfer Postopen
Eine Komödie in drei Akten
Die Charaktere
Coach: Oliver Duchrow, Sangerhausen
Ambrosi: Dirk Ambras, Halle
Brain: Martin Schuster, Prettin
Wanze: Daniel Wanzek, Lieskau
Scoobi: Ralf Schubert, Dessau
Weuni: Michael Zeuner, Höhnstedt
Volly: Volker Müller, Einbeck
Goldie: Anne Goldammer, Magdeburg
Normi: Norman Schütze, Wolfen
Flash: Gordon Andre, Magdeburg
Riker: Reyk Schäfer, Eisleben
Nudel: Jens Windelband, Magdeburg
Prolog (im Himmel)
Das Hoch Yehudin bleibt wetterbestimmend. Es ist weiterhin mit Schneefällen zu rechnen, auf den Straßen kann es zu Glatteisbildung kommen. Der kalte Wind hält die Temperatur auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt. Neuschnee bis zu 15 cm.
AKT EINS: Die Hinfahrt
Als Goldie, Flash, Riker und Nudel, mit dem Zug aus Richtung Magdeburg kommend, leicht verspätet in Sangerhausen eintrafen, ahnte niemand, dass dies nur der Anfang einer Serie von Verzögerungen sein würde.
Zehn Uhr, Sangerhausen, Hauptbahnhof
Diese vier Worte beschreiben sehr präzise und genau, wann, wo
Treffen ist. Dass nicht jeder pünktlich erscheinen würde, war
abzusehen, die spannende Frage war, wie viel? Wie viele Minuten würden
die Ersten umsonst am vereinbarten Treffpunkt stehen, um auf das
Eintreffen der Letzten und der Allerletzten zu warten. Aber es bestand
Hoffnung, denn das zweite Auto hatte bereits jeden abgeholt, der abzuholen
war und dümpelte gen Sangerhausen, wenn auch mit Sommerreifen, um
ultimativen Kick zu verspüren. Dennoch keine Angst, Scoobi, Führer
und Halter des zweiten Wagens hat immer alles unter Kontrolle, die
Winterreifen waren nicht fern, im Kofferraum hielten sie seelenruhig ihren
Winterschlaf. Ist auch verständlich, denn bei Schnee fahren ist
unangenehm, das wollten sie lieber den Kollegen Sommerreifen überlassen,
später im schneefreien Köln würden sie dann übernehmen.
Um halb elf kam vom dritten Fahrer Ambrosi ein Lebenszeichen, 20
Kilometer vor Sangerhausen würde er sich befinden, und Hoffnung auf
eine baldige Abfahrt keimte auf. 10.45 Uhr erreichte Scoobi mit Clique die
Rosenstadt und wurde nach kurzer Begrüßung und Pinkelpause
(unter erschwerten Bedingungen, da Schneeballalarm) weiter gen Westen
geschickt. Dafür ließ Ambrosi sich Zeit, für die letzten
zwanzig Kilometer brauchte er ungewöhnlich lange, wahrscheinlich
hatte er unterwegs noch so eine kennengelernt, und wer ein wirklicher
Ambrosi ist, läßt sich eine solche Chance natürlich nicht
nehmen! Halb zwölf tauchte der lang Vermißte dann doch auf der
sachsen-anhaltinischen Bühne auf und ermöglichte so die prompte "zügige"
Weiterfahrt. Sehr zum Leidwesen von Flash, der nun schon geschlagene zwei
Stunden auf die Öffnung der Würstchenbude vor dem Bahnhof
wartete, und 10 Minuten vor Ladenöffnungszeit Sangerhausen nun doch
endlich verließ. (Anm. der Redaktion: Nicht ohne Würstchen!)
"Zügig" mit dreißig Stundenkilometern tasteten sich
nun die Autos vor, um nach Witzenhausen zu gelangen, wo der Letzte der
Rasselbande zur Hauptgruppe stoßen sollte. Aber erst einmal füllte
Ambrosi die Scheibenwischanlage auf, denn ohne Wischwasser darf ein Auto
einfach nicht fahren. Wahrscheinlich wurde das Auto in der letzten Stunde,
die verschütt ging, noch in der Waschstraße einer Tankstelle
geparkt, denn bevor der Schneematsch den Lack zerschlägt und Rost
provoziert ...
Dafür wartete eine neue Überraschung auf die Gang, denn nun
schaltete sich Volly ein und schaffte mit einer einzigen Aktion die
sofortige Aufnahme in die Gruppe. Dem Gedankengang folgend, wie kann ich
es uns so schwer wie möglich machen, dachte er sich in Witzenhausen: "Dort
hinten steht meine Abholriege, mal sehen, wie die gucken, wenn ich einfach
weiterfahre!!!" Gedacht, getan, und so wartete er geduldig einen
Bahnhof weiter auf sein Abholkomitee. Dann stieg er mit zu Ambrosi ins
Auto, das fast so gepflegt ist wie Ambrosi selbst, oder ist er fast so
gepflegt wie sein Auto?
Zu dem Zeitpunkt war schon abzusehen, dass wir es unmöglich pünktlich
zu Rundenbeginn um 17 Uhr schaffen würden. Unsere erschwerten
Wetterbedingungen ließen den Düsseldorfer Flachlandtiroler, der
die Vorzüge des Golfstroms anscheinend auch in Nordrhein - Westfalen
spürt, kalt und er entgegnete uns, dass man gerne bis achtzehn Uhr
auf uns warten würde. Danach hängt es von der Kulanz des Gegners
ab, ob der sich überhaupt noch mit uns messen will. Und die
verstrichene Zeit geht natürlich auf unsere Kosten. Der Gegner von
Brain war sich dessen Stärke voll bewußt und entschied sich
daher lieber für den kampflosen ganzen Punkt, anstatt dem Fairplay
eine Chance zu geben. Andere unserer Crew fanden ihren Gegner nicht oder
wollten ihn nicht finden, um sich den Stress der Zeitnot zu ersparen
(Wanze, Ambrosi und Nudel). Dafür verfolgten sie gespannt den Einlauf
an den anderen Brettern. Hervorzuheben ist der Sieg des Coachs: Mit ca. 30
Sekunden auf der Uhr für 10 Züge, gegen eine halbe Stunde auf
der Seite des Gegners, gelang dem Coach das Kunststück, den Gegner über
die Zeit zu heben.
AKT ZWEI: Das Turnier
2,5 Punkte aus 6 Partien schaffte Ambrosi, der wohl zu sehr als
Taxifahrer in Beschlag genommen wurde, als dass er erfolgreiches Schach
spielen konnte. 132
Volly erspielte sich 3 Punkte von 7 möglichen, duellierte sich
einmal mit einem Gruppenmitglied. In der letzten Runde traf er auf Goldie.
Die Partie endete remis, wodurch beide an der 50%-Marke scheiterten. 115
Goldie schaffte wie Volly 3 Punkte. Ihrem Erstrundensieg ließ sie
leider nichts Zählbares folgen. Beinah wäre sie noch auf Platz
111. gelandet, was mindestens eine Runde für die 11 Mäuler
bedeutet hätte.
Brain spielte kein erfolgreiches Turnier. Betroffen von der kampflosen
Partie in der Auftaktrunde zu seinen Ungunsten, spielte er kaum mit seinem
bekannten Elan, streute früh zwei Remis ein und unterlag schließlich
noch Dirk Angermünde, der schon Wanze besiegen konnte. Brain landete
bei 4 Punkten aus 6 Partien.
Der MeckPommer Wanze zeigte, dass auch im Norden Richtung Küste nur
mit Wasser gekocht wird. Der, nach eigenen Angaben, baldige
Zweitbundesligaspieler verpaßte gegen D. Angermünde den Schönheitspreis,
entweder mangels Zeit oder mangels Alter: "Früher war ich jünger,
früher hätte ich diesen Zug gespielt!" Stattdessen verlor
er die Partie und sein Preisgeldtraum war mit der zweiten Niederlage nach
dem kampflosen Verlust in Runde Eins ausgeträumt. 4 Punkte aus 6
Partien. 61
Der Coach spielte ein ordentliches Turnier, auch wenn er es verpaßte,
im richtigen Augenblick die nötigen "Geistesblitze" zu
haben. Aber im Gegensatz zu den meisten anderen konnte er seine DWZ
steigern. Er holte 4 Punkte. Sehr zufrieden war er mit seiner Plazierung
vor Wanze, der bald drei Ligen über ihm spielt.58
Riker holte nur 4,5 Punkte. Dies lag wohl daran, dass er als Beifahrer
mehr mit Coach als mit den Gegnern zu kämpfen hatte. Einen besonderen
Anlaß fand Riker auch, über Flash´s Zweitrundenniederlage
zu schimpfen, denn danach durfte er mit Flash die Klingen kreuzen, ein
Vergnügen, dass leider nicht auf seiner Seite lag. 43
Der Bundi Normi spielte das typische Armeeschach. Aus allen Kanonen
feuern und gucken, was dabei herausspringt. War für seine wahre
Spielstärke nicht sehr erfolgreich. So mancher Gegner hielt stand und
schoß scharf zurück. Normi erreichte am Ende 4,5 Punkte. Sein
persönliches Fazit ließ ein Ende seines Engagements in Wolfen
vermuten, auch wenn das der wache Mannschaftsleiter der SV
Wolfen-Nord-erste-Mannschaft verhindern konnte. Unkenrufen zufolge spielt
Normi nächstes Jahr sowieso in Rheinland- Pfalz. 42
Sehr kreatives Schach spielt Sportsfreund Weuni, egal ob auf dem Brett
oder neben dem Brett. So manche Partie wurde im großem Opferstil
gewonnen, zumindest eine. Aber auch das Abwehren von Opfern gelang ihm
erfolgreich, so kam Weuni´s WG-Partner Coach nicht über ein
Remis hinaus, obwohl er Weuni´s König über das ganze Brett
trieb. 4,5 Punkte waren der Lohn, die Niederlage in der vorletzten Runde
verhinderte eine Plazierung ganz weit oben. 33
Der letzte Jünger des Königsgambits wandelte leider nicht auf
den Spuren von Morphy, Steinitz, Tschigorin und anderen alten Meistern.
Dafür besiegte Flash seinen einen Erzgegner Riker, während er
dem anderen Erzgegner Scooby mit einem Remis davon kam. Nach Flash´s
Quote an bekannten Gegnern wird er nächstes Jahr sicher vorschlagen,
ein Turnier in Sachsen-Anhalt zu spielen. Gegner wären die gleichen,
Kosten erheblich günstiger. Anreisestress ist gar nicht vorhanden. 5
Punkte aus 7 Partien. 17
Der Bayer Scooby lieferte letztendlich doch noch den Beweis, dass Bundis
auch Schachspielen können. Seine längere Ausbildungszeit als
Normi verfeinerte sein Gespür für den Sieg und ließ ihn
ein tüchtiges Verhandlungsgeschick entwickeln. Als einziger ohne
Niederlage von der gesamten Truppe landete er ebenfalls bei 5 Punkten. Bei
mehr Kampfgeist gegen Flash in der letzten Runde wäre auch mehr drin
gewesen, denn schließlich besaß der den Mehrbauern, als er
Flash sein diesmal gnädiges Verhandlungsgeschick spüren ließ.
Frei nach dem Motto, ich könnte, wenn ich wollte, aber wer will schon
Schachspielen? 16
Die Nudel ist ein Fan der Symmetrie. Anders ist seine Niederlage in der
letzten Runde nach fünf Siegen in Folge und einer kampflosen
Niederlage in Runde (ratet mal, in welcher) kaum zu erklären.
Angestachelt von dem Ehrgeiz, dem Ambrosi zweitausend Mark aus der Tasche
zu ziehen, spielte er sich Tisch für Tisch nach vorne. Die Devise: "Wenn
ich 6 aus 6 mache, bekomme ich von dir (Ambrosi) das Preisgeld für
den ersten Platz." erhielt erst in der letzten Runde einen Dämpfer,
als er als einziger von der Gruppe in der Absperrung der besten Zehn saß.
Den Lichtverhältnissen nach hätte man die Turnierspitzenreiter
auch in den Keller schicken können, aber der war wohl gerade nicht
aufgeräumt. Nudel stagnierte bei 5 Punkten und hatte trotz "Auftaktnichtsieg"
die beste Wertung von den Fünfern.
Plazierung der Gruppe:
11. | Nudel | 5/6 | 58. | Coach | 4/7 | |
16. | Scoobi | 5/7 | 61. | Wanze | 4/6 | |
17. | Flash | 5/7 | 69. | Brain | 4/6 | |
33. | Weuni | 4.5/7 | 110. | Goldie | 3/7 | |
42. | Normi | 4.5/7 | 115. | Volly | 3/7 | |
43. | Riker | 4.5/7 | 132. | Ambrosi | 2.5/6 |
AKT DREI: Die Rückfahrt
Die Rückfahrt nach der Sylvesternacht verlief weniger aufregend und pannenreich, trotz vereister Straßen in Sachsen- Anhalt. Auch die einen Tag später Abreisenden kamen sicher in der Heimat an.
NudelNudel alias Jens Windelband schreibt für "Garry's Welt",
die regelmäßig erscheinende Vereinszeitschrift von AE
Magdeburg. In der kommenden Ausgabe wird auch ein Turnierbericht der
Wono-Redaktion zu finden sein.
Infos zu "Garry's Welt"
Dank allen Beteiligten für ihre Beiträge zur Partienauswahl. Die einzelnen Partien können via Aufklappmenü (unter dem Diagramm) geladen werden.