Magdeburger Mega Mannschafts Marathon 2002
Beelzebub has a devil put aside for me
heißt es in Bohemian Rhapsody und mag sich wohl der ein oder andere Gegner des Siegerduos Fabian Döttling/Rolf Schlindwein gedacht haben. Kamen sie zur MMMM-Premiere noch als freundliche Seelenklempner daher, machten sie diesmal aus ihren Absichten als "Linke und rechte Hand des Teufels" kein Hehl. Besonders Rolf, der im Vorjahr mit Matthias Duppel (Fabian fehlte) das Doppel einleitete (Mega-Wortspiel, Nudel) ist wohl inzwischen eine kleine MMMM-Institution. Schließlich hat er mit seinem Bericht das Turnier mit propagiert und immerhin sieben Mannschaften aus dem entlegeneren Teil der Republik an den Start gebracht. Dafür wurde er zu Turnierbeginn prompt öffentlich gelobt. Bevor von weiteren Institutionen die Rede ist, noch schnell die Folgeplätze. Ist alles einfach, da vorn streng nach Setzliste gespielt wurde. Lucky Luke (das muss wohl dieser Cowboy sein) und sein treuer Gefährte Rantanplan - besten Dank für die Info - kamen auf den zweiten Platz. Matthias Duppel durfte diesmal nicht mit Rolf spielen, sondern mit Rainer Buhmann. Thomas Pähtz/Hänsel auf drei.
Institutionen gibt es tatsächlich mehrere. Der Gong zu Rundenbeginn gehört auf jeden Fall dazu, die Art und Weise, ihn zu betätigen, sicher auch. Der Jingle "Eins kann mir keiner..." ist zu nennen. Seine stärksten Momente sind gleichzeitig seine falschesten. Selbst weniger Voreingenommene als ich würden auch ein gewisses Grand-Slam-Turnier dazuzählen. Man trifft sich auch abseits vom Brett.
Die Institution schlechthin ist natürlich das Turnier selbst - sein Konzept ist genial. Nicht so sehr der Veranstalter als vielmehr jeder selbst (+ Verhandlungsgeschick mit dem Partner/der Partnerin) bestimmen den Turnierzeitplan. Man kann das MMMM auf völlig verschiedene Art und Weise erleben.
- gut bürgerlich: man speist und legt sich zu Bett, während der andere spielt oder
- gut feiernd: Rückkehr garantiert, da das MMMM die Partys problemlos aussitzt oder
- gut erholt: man aalt sich die meiste Zeit in Pool/Sauna, schließlich
- rund um die Uhr: man pendelt zwischen Schach- und Kartentisch.
In den meisten Fällen genügt übrigens einfach ein schachgeiler Partner wie Emu. Jedenfalls hat man selbst in der Hand, was draus wird - ein himmelweiter Unterschied, z. B. zu Dresden. Es ist schon rein mathematisch ausgemacht, dass die Mehrzahl - nicht jeder! - auf unter 100 Partien kommt. Dennoch hält sich mit erstaunlicher Hartnäckigkeit diese Argumentation: "Brr, die 24 Stunden von Dresden sind mir schon zu viel, dann auch noch 36." Schade eigentlich, denn während das eine ein Schachturnier ist, aus dem es kein Entrinnen gibt (nichts für ungut liebe Dresden-Fans, aber wer schon mal in den frühen Morgenstunden vier Runden lang mit denselben sympathischen und weniger sympathischen Gesichtern vorlieb nehmen musste, weil er zu doof zum Auf- oder Absteigen war, kann das vielleicht nachempfinden), bietet das andere auf jeden Fall mehr Abwechslung.
Man kennt natürlich auch das mit dem Gold und dem Glänzen. Mir haben die vier Sterne zuvor mit den kürzeren und billigeren Wegen zu Bier und Kaffee genügt. Schachspieler sind vielleicht auch nicht geschaffen für deren fünf. Mir ist aber auch klar, dass Alternativen rar sind, da man auf Übernachtungsangebote und Pool nicht verzichten möchte. Im übrigen wurden meine Befürchtungen, der Veranstaltung könne das Flair verloren gehen, schließlich zerstreut. Am Freitag bei der peinlichen Kontrolle jeder Aufbaubewegung sah das noch anders aus, aber anderntags nahmen die Schachspieler die heiligen Hallen einfach in Besitz. Fluchtwege wurden bedenkenlos besetzt, Frackträger ignoriert, und die Müllberge am Ende hinterließen - mit etwas Phantasie natürlich! - noch einen Hauch von Love Parade.
Das war aus meiner Sicht der wesentliche Teil. Er lässt sich auch schwer berichten, nochmal Recht für Nudel, mitspielen ist einfacher. Für die Ergebnisse gibt's die diversen Tabellen, bei denen man als Unkundiger wohl erstmal die Mannschaftsnamen aufdröseln muss. In einem Fall übrigens nicht. Die Konstanz brachte Musti und Riker zwar nur Rang 36, aber als Titelverteidiger beim unlustigsten Mannschaftsnamen einen sicheren Preis. Noch eine Institution. Bei den lustigsten gab es keine Einigkeit und drei Preisträger, man mache sich selbst ein Bild. Da ich nun schon den Esel nannte, der Hinweis auf die weiteren Wono-Platzierungen: Weuni vervollständigte mit Windel das sogenannte dynamische Duo (A-Finale und Platz 16). Jule gab neben Normi ihren Wono-Einstand - hallo auch! - auf Rang 30. Der Damenpreis ging an Bittermilch (Claudia Markgraf/Annika Schmidt, Gruß nach Einbeck!). Mixed-Sieger wurden die mit dem aufoktroyierten Mannschaftsnamen gar nicht glücklichen "Milchzwerge" Susi/Flash.
Nach der Steigerung gegenüber 2000 wünscht man dem Turnier wieder die Teilnehmerzahlen der Erstauflage, wobei es in Sachsen-Anhalt noch gewaltiges Potential gibt. Mit ca. 60 Mannschaften sollte der doppelrundige Modus mit A- und B-Finale zeitlich am besten funktionieren. Ich halte es mit Locke und wünsche mir, dass das AEM-Orga-Team um Markus, Andrea, Mathias, Schnix, Goldie usw. die Neuauflage auf die Beine stellt. Sponsoren sind sicher wichtig, aber m. E. gibt - wenn überhaupt - die Breite (nicht die Spitze) der Preise den Ausschlag (ich halte es mehr mit der Atmosphäre als mit Preisen). Oder weint jemand Big Matt eine Träne nach?
c. r.