8. OL-Spieltag: Löberitz - Ebersbach

Lily of the valley

Mal wieder der Wintersonne entgegen Während um mich herum das Volk allmählich immer zügiger in den Kölner Straßenkarneval versinkt und sich diverse Frühstückskölsch durch meine Adern winden, schweifen die Gedanken ein paar Tage zurück an eine kurze Freitag Nacht, an den erbarmungslosen Wecker und den Beginn einer bemerkenswerten Mitfahrsequenz innerhalb von 36 Stunden. Mit Ferdi zum Flughafen Köln/Bonn, mit Brain & Bekka von Leipzig nach Zörbig, mit Heiko & Präses via Rolandus von Zörbig nach Gräfenhainichen, mit Riker von Gräfenhainichen via Wolfen nach Leipzig, durch Leipzig und von Leipzig nach Löberitz, von Löberitz nach Halle und nach Löberitz und Zörbig zurück, mit Brain & Normi nach Leipzig und schließlich mit Ferdi vom Kölner Flughafen nach Niederkassel. Die Namen der Piloten hab' ich vergessen. Verbindlicher Dank allen Chauffeuren!
Wintersonne spielt mit den Figuren Dafür blieben im Flieger ein paar Auszüge aus dem deutschen Wintermärchen von Heine, insbesondere die Passagen über Köln (die Zwiesprachen mit dem Rhein), Hamburg (die Zwiesprachen mit der Göttin Hammonia) und den Kyffhäuser (die Zwiesprachen mit dem Kaiser) haften, dem so wohl vertrauten Dreieck. Geschichte immerhin, eine Zeitreise, ohne Chauffeur aber freier Phantasie. Der Wintersonne einmal mehr entgegen. Diese suhlte sich den ganzen Tag voll Inbrunst am Firmament und zauberte im Widerschein weiterhin frostiger Temperaturen einen Hauch von Frühlingsahnung in die Gemüter. Das Signal für die Aufgaben des Wochenendes war so günstig gesetzt, Die Stadt aus Eisen zumal unsere Spielpartner in Gräfenhainichen offensichtlich nicht derart zusammengefunden hatten wie wohl beiderseits angenommen. Also labten wir uns zunächst gemeinsam an den olympischen Resultaten im benachbarten Schankraum vor der Sammlung um die gülden benetzten Bretter. Und dann ging alles plötzlich sehr schnell. Konrad murmelte mir im Flur etwas von schrecklicher Stellung zu und der nachfolgende Blick darauf brauchte keine hohe Genauigkeit um die Qual bestätigt zu finden. Scharf gespielt hatte Kurthi den Präsidenten im Handumdrehen schwitzen lassen, doch es waren der Gewinnvarianten zu unübersichtlich viele und nach dem vs. Ebersbach zwangsläufigen Schlagabtausch stellte er bestürzt per vernehmbarem Ausbruch "Häh, ich hab' ja ‚ne Figur weniger!" fest auf einer Minusfigur gelandet zu sein. Zum Troste wurde die entstehende Materialverteilung gar beiden Protagonisten erst nach Fertigstellung gewärtig, woraufhin man sich adhoc und einvernehmlich auf den präsidialen Sieg einigte. Als kurz darauf bereits Rolandus den zweiten Punkt nachschob und Heiko die Friedenpfeife gereicht bekam, war der Verbleib im Pokal auch schon gesichert.
Analyse mit Fans Nur ich durfte mich noch etwas an einer Plusbauernstellung gegen den noch DWZ-losen Martin Lang erfreuen, von dem wir sicher noch viele erfolgreiche Partien sehen werden. So bekam der nachgereiste Riker wenigstens einen kleinen sportlichen Happen serviert, ehe wir uns zunächst bei frequentiertem Bundesligageschehen und dann in Ferropolis dem gänzlich entspannten Teil des restlichen Tages zuwenden konnten. Da die Zugbrücke von Ferropolis jedoch just bei unserem Eintreffen hochgezogen wurde, blieb uns nur der vorzeitige Aufschlag im Weltraum auf dem ab Orbit durch Normi gestärkten Weg nach Leipzig, wo wiederum Franzi trotz völliger Sponsors legendärer Kasten Vertiefung in das elterliche Pflanzenreich doch noch sicher alle Wege fand. Einer davon führte zielsicher in die Suedbrause, wo uns zwar der Gipfelsturm, nicht aber die leckeren Küchenvariationen verwehrt blieben. Kugelrundum abgefüllt, von lieblichen Black Vanilla Schwaden umwoben war es Franzi sich zu einem ungefährdeten Wizard-Sieg zu rechnen, nur müde ob unterstellter Protegés lächelnd. Riker, ganz der diktatorische ML alle Bettbettelversuche abwürgend, war es dann vorbehalten seinen ersten Carcassonne-Titel zu holen und das gar als selbst ernannter krasser Außenseiter! Nachdem alle sich wieder von den Wiesen erhoben hatten, großzügige Parkversuche zum Vorbilde der Lernenden absolviert und die Nachtplanungen ausdiskutiert waren, folgten wir schlussendlich dem visuell ruhenden Feuerball.
Oberligagrübeleien Die nächste eher als sportlich unangenehm eingeschätzte Aufgabe frönte einem akzentuierten Auftakt, erhielt Riker doch auf seinen Morgengruß an die grenznahen Gäste vornehmlich sprachliche Einfärbungen unseres demnächst ja wieder gastgebenden Nachbarlandes. Akzentuiert verlief der Vormittag auch weiterhin, denn einerseits gönnten uns die Ebersbacher bzw. ihr Sponsor die Aussicht auf flüssiges Getreide in Form eines gastgeschenkten Kastens (die Ernte war übrigens bereits wenige Stunden später vollständig vernichtet, was als sehr wohlgefälliger Zuspruch gewertet werden darf - hiermit nochmals herzlich bedankt!) und andererseits brachten sie ihren bis dato erfolgreichsten Spieler (Christian Noack) zwar mit, ließen ihn aber teamgeistig zugunsten des Nachwuchses zum interessierten Beobachter ausrotieren. Die nächste Rotation erfolgte indes zu unseren Ungunsten, denn Yogis Springer d4 übersah Springer d3 und .. aus. 0:1!
Muckl zurück im Land "I am forever searching high and low .. Have you an answer for me please, And the lily of the valley doesn't know .."(Queen).
Doch die weiteren Akzente blieben dann der alten SG vorbehalten. Fast zeitgleich schafften Normi, Simon und Mikly Ausgleich und klare Führung. Normi fraß und behauptete den sizilianischen Gambitbauern auf f4, Frank Hollstein überließ Simon kompensationsfrei den unbewegten Damenturm auf seinem Ausgangsfeld und Muckl gab gegen Mikly erst einen Bauern für Raum, dann eine Qualität und schließlich noch eine ganze Figur und wenn kein Material mehr vorhanden ist, dann wird es im Raume schwerelos. 3:1. Sehr frühzeitig entflogen zudem auch bei Holly die inexistenten Sorgen, als ich gleich nach der Eröffnung ein Endspiel mit zwei Doppelbauern auf Imbiss mit Ronny und Leo Gegners Seiten begutachten durfte. 4:1. Auch Riker hatte derweil einen Bauern eingesammelt und in der d-Linie zum Figurengewinn abwickeln können. 5:1. Der Verdacht auf eine Zitterpartie à la USV2 war entschärft, denn auch die verbliebenen Bretter dufteten eher plus als minus. Zeit, nach gebührender Analyse der zwar kurzen, aber keineswegs uninteressanten Partien, sich mal wieder in die Blechkiste zu werfen und dem Hallenser Doppelheimspiel einen Besuch abzustatten. Dort eingetroffen wurde als möglicher Ausgang gerade das obligatorische 3,5 für die Reserve diskutiert, wohingegen der Erfolg des USV gegen erneut in Unterzahl angetretene Leipziger bereits in trockenen Tüchern war. Eine halbe Stunde später hatte sich jedoch keine :Domaske Partie zugunsten der Reserve gewendet, sondern im Gegenteil sind sie sämtlich in Richtung Dresden marschiert. Besonders kurios am achten Brett, wo Andreas Domaske seit geraumer Zeit ein gewonnenes Endspiel verwaltete um bei der Ausführung des 40.Zuges die Uhrentaste nicht richtig zu treffen und .. die Zeit zu überschreiten! Sollte es sich um die Umkehrung des Postulats handeln, welches Chrilly Donninger in seinem köstlichen Artikel des aktuellen Schach Kalender in der ihm typischen Weise zum Besten gab: "Matt geht vor Plättchen."? Oder trifft es eher seine eben dort vorgebrachte Formel: "Alle Mysterien des Schachspiels durch simples Plättchen legen gelöst."?
Oder fiel einfach das digitale Blättchen ..?
Hallenser Analyse Nach Löberitz zurückgekehrt waren jedenfalls die offenen Fragen nach dem Ausgang der beiden verbliebenen Partien gelöst. Harald hatte mit der zweiten Luft doch noch seinen Gegner auf den Flügeln und weißen Feldern ausmanövriert und Brain nach langwierigen Versuchen am Ende vielleicht den Königsweg nicht mehr gefunden. 6,5! Erneut ein höchster Erfolg, ein goldener Tag, eine Saison der Genüsse.
Und so mundete auch einmal mehr das böhmische Bier im Zörbiger Dorotheenhof, doch bestand die eigentliche Verkostung dort aus dem bahnbrechenden Kommentar Hollys zu Muckls Dresden-Prognose sowie dem Augenblick der Namensfindung. ;-)
..
But the lily of the valley doesn't know.

Mikly

  SG 1871 Löberitz SV Ebersbach/Sa. 6,5:1,5
1 Pröhl, Holger Bores, Miroslav 1-0
2 Schuster, Martin FM Voelfl, Zdenek ½
3 Schütze, Norman Leipert, Matthias 1-0
4 FM Matthey, Harald Bores, Roman 1-0
5 Spreng, Simon Hollstein, Frank 1-0
6 Bilawer, Andreas Brauer, Christian 0-1
7 Klyszcz, Michael Selig, Rainer 1-0
8 Schäfer, Reyk Byhan, Markus 1-0

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