20 Steine - 20 Züge

Erinnerungen von Fritz Hoffmann (Weißenfels)

Die SG 1871 Löberitz feiert die 20. Löberitzer Schachtage. Dieses Jubiläum ist auch für den fernen Zuschauer aus Weißenfels - 1990 selbst einmal Gast der rührigen Schachgemeinde- Anlass zu einiger Rückbesinnung. Natürlich war er nicht von Anfang an "mit dabei", aber seit dem Schachmonogramm "L" zum 1. Nachtblitz 1989 hat er mancherlei Symbolisches und Problematisches andrerart zur Ausschmückung beigesteuert. Einige der Widmungen gelangten sogar in die landesweite Öffentlichkeit, so etwa die Schachchiffre "120", danach von Dr. Pfleger mit Nachdruck "gebucht", und die 125, die 1995/96 gemeinsam den Gründungsdaten der Vereine in Tübingen (1870) und Löberitz (1871) zugedacht waren. Verschiedentlich wurden aus Weißenfels Computer-Fantasien und andere Schachmärchen aufgetischt, und jüngst rankte sich das sagenhafte "Schachwurzelwerk" gar ins Löberitzer Internet-Terrain.
Diesmal kommt aber der Problemgruß aus Weißenfels ohne fantastische Text-Beigabe aus. Dafür ist jedoch das gebotene Schach - so meint der Autor - doch etwas schwieriger als sonst.
Der Zweizüger mit 20 Steinen stammt genau aus 1986, also dem Startjahr der Löberitzer Schachtage-Tradition. Er erhielt beim damaligen DANAS-Turnier in Zagreb die 1. Ehrende Erwähnung zuerkannt. Brennpunktespiel und Sekundärparaden zur Ventil-Thematik (Bivalve) rechtfertigen wohl die hohe Auszeichnung. Möglicherweise hat ein unscheinbarer Matt-Dual den Aufstieg in die Preisränge verhindert. Wer ergründet die Lösung ohne schnöde Computer-Hilfe?
Der vereinsamte König im zweiten Diagramm ist zunächst von nicht weniger als 20 Mattmöglichkeiten bedroht. Natürlich ist die Stellung nicht aus einem argen "Endspiel" abgeguckt, aber doch partie-gerecht "aufgebaut" worden. Dazu sagt der gewiefte Berliner: "Nachtigall, ick hör dir trapsen." Was besagter Berliner aber nicht gleich weiß, ist der Zwillings-Charakter der Aufgabe. Da heiß es: a) Welchen Anteil hat die Dame an den vorhandenen 20 Mattmöglichkeiten als Vollstreckerin? Und b) Wie verändert sich die Lösung, wenn Lb2 nun nach a1 verrückt worden ist? - Allen Knobelwilligen sei "viel Vergnügen" gewünscht.
Man überlasse das Verrücktsein nur dem Läufer!, denn Nicht-Lösen ist kein Grund zum Durchdrehen; die Auflösung wird ja spätestens während der Schachtage und im Ergebnisheft verraten. Wer die zwei Aufgaben löst, kann während der Schachtage wieder mit Buchpreisen belohnt werden. Also mitmachen!

20 Steine, 1986 20 Züge, 2005
Matt in zwei Zügen (12+8)
Fritz Hoffmann, Zagreb 1986
Aufgabe im Text (8+1)
Fritz Hoffmann, Urdruck

Lösungsbesprechung

Der Zweizüger bot ein kompliziertes Linienspiel dar. Die schwarze Dame hat zwei Brennpunkte zu bewachen: 1. Se2+? D:e2! und 1.Sh5+? D:h5! – Die weiße Dame scheint "abseits" zu sein, kommt aber nicht als Schlüsselfigur in Betracht.
Der plumpe Angriff 1.D:g8? Scheitert an d1D! – Der scheinbar abwegige Schlüssel 1.Sf8! lässt das Feld g5 ohne Aufsicht, deckt es aber wieder mit dem gedrohten 2.Se6#! Die Fluchtvariante 1.-Kg5 2.L:d2# besticht mit ihrem feinmaschigen Mattnetz. Die im voraus angesagte Bivalve-Thematik läuft nunmehr in den Varianten 1.-Sd6~ 2.D:d2# nebst 1.-Sc4 2.Se2# und 1.-Sf5 2.Sh5# klassisch ab: Der Springer öffnet die Turm-Linie zur Deckung von e6, sperrt dann aber in der sekundären Verteidigung gegen D:d2 die Damen-Linien zu den Brennpunkten d2/ h5. Leider verursacht die Parade 1.-De5 den Dual 2.L:d2/Se2#!.

Die Matthäufungen im zweiten Diagramm haben zunächst keine Tücken. Die beiden Türme bringen es vereint auf vier Matt-Züge, Le1 und Se8 zusammen auf genau so viele. Für die Damen bleiben demnach zwölf Schachgebote mit Matt-"Pflicht". Die erfolgen von b5, c2, c5, c8. d3, d5 und e4, e6, f1, f4 f7, g7 aus. Mit La1 in der Ecke ändert sich die Situation ungeahnt. Die Berliner Nachtigall sollte auf die Retro-Hinterlist aufmerksam machen: Was geschah vor dieser Stellung als "der letzte Zug"? In a) konnte der Kf5 von e5 gekommen sein, da hatte ihn La3-b2+ oder Lc1-b2+ verscheucht. Das aber ist in b) nicht möglich.
Es ist kein "letzter Zug" für den König nachweisbar, also ist nicht Weiß am Zug, sondern Schwarz. Schwarz hat aber keine Zugmöglichkeit, Schwarz ist patt. Das bedeutet im Sinne der Aufgabe: Weiß hat "null Mattmöglichkeiten"!

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