Kortschnoi schlägt Sachsen-Anhalt 3-2

Dan-Peter vs. Viktor Vorige Woche meldete chessbase, dass die Schachlegende Viktor Kortschnoi Simultan in Fredersdorf spielt und es noch freie Plätze gibt. Hintergrund des Simultans ist die Teilnahme von Kortschnoi am Punktspiel der 2. Bundesliga, welches er gegen den ehemaligen Juniorenweltmeister Pedrojevic eindrucksvoll gewann. Am 05.02. am Rande des Simultans erfuhren wir auch, dass er ohne Gage spielt und es im Rahmen seiner Aktivitäten der Lasker-Gesellschaft einordnet sowie auch etwas seine Bücher vermarktet.
Auch Herbert ist dabei Ich habe also sofort unsere Frühstücksrunde angemeldet (Helmuth Geisler, Bernd Domsgen, Frank Wagner und mich). Als ich es schon abgeschrieben hatte, kam doch noch die Bestätigung. Bernd und Frank konnten sich nicht beruflich frei machen, Helga Mickmann und Herbert Großmann fuhren dafür mit. Am Montag Nachmittag ging es also gut gelaunt an den Ostrand von Berlin. Wie immer, wenn Helga dabei ist, gab es viel Spaß und wir kamen heiter ins Hotel. Fast zeitgleich kamen die Organisatoren an, und der allseits bekannte Holger Borchers wurde begrüßt. Holger fungierte als Schiedsrichter und meinte, wenn 4 vom Burger SC spielen, ist es in Ordnung. Der Antrittspreis von 10 EUR je Spieler wurde errichtet, und die zwei Namen geändert. Alles schien in Butter, dann kam Holger mit dem " Helga mit Spaß bei der Sache Direktor" des Simultan, er stellte sich vor (Raymund Stolze), verwies auf sein Werk "Umkämpfte Krone" und wies darauf hin, dass es eine Warteliste gibt und Helga und Herbert nicht mitspielen können. Ich verwies darauf, dass ich doch Burger SC angemeldet habe und es ungerecht wäre uns für unsere Ehrlichkeit zu bestrafen, denn sie hätten auch unter dem Namen Wagner und Domsgen spielen können. Die Stimmung hatte sich gewandelt. In der Ungewissheit kam der Direktor mehrmals auf uns zu und bestätigte uns erst einen, dann den zweiten Platz. Später kam noch Ralf- Michael Kuna und wir waren zu fünft aus Sachsen-Anhalt.
Hellmuth, Viktor Der mehrmalige Vizeweltmeister schlief zu diesem Zeitpunkt, er hatte am Vormittag 4 Stunden den Rüdersdorfer Nachwuchs trainiert und 5 - 6 Stunden Simultan standen vor ihm. Seine Ehefrau war schon als angenehme Gesprächspartnerin unterwegs. 18.00 Uhr ging es los - nach den obligatorischen, aber angenehm kurzen Reden. 25 Spieler warteten auf "Viktor den Schrecklichen". Am Anfang ging es gewohnt flott los, mit den Eröffnungen waren wir unterschiedlich zufrieden. Herbert wurde mit 1. e4 ... konfrontiert und ins Sämisch-System des Königsinders gelenkt. Herbert spielte es mit einem theoretischen Bauernopfer, im 15. Zug wies ihn der Viktor grübelt Seniorenweltmeister auf den stärkeren Zug hin. Herbert hatte Pech, er kam in ein Abspiel, welches der Meister sehr genau kannte, was im Simultan, wo die Meister die Anfangszüge wechseln, nicht immer so sein muss. Helga schien mit der Eröffnung sehr zufrieden, Hellmuth hätte lieber dem Großmeister sein Sizilianisch gezeigt. Ich hatte mir vorher keine speziellen Gedanken gemacht, da ich aber seit 2005 keine Partie mehr gespielt hatte, wollte ich mir vorher mein Schwarzprogramm ansehen, es fiel aber wegen beruflicher Probleme aus. Ich war also völlig unvoreingenommen, im Russischen lehnte die Schachlegende die Hauptvarianten ab und versuchte mich ins Vierspringerspiel zu lenken (siehe Partie).
Dan-Peter, Grossel, Viktor Kortschnoi gab Herbert den Bauern zurück, bekam nach intensiven Abtäuschen ein Endspiel, in dem er gegen Herbert das Läuferpaar gegen S+L hatte, dazu am Damenflügel Viktor Bauern auf a+b, Herbert auf a+c. Hier ging gar nichts mehr, ruhig und zügig spielte er seinen Vorteil durch. Helga erlag auch irgendwann dem permanenten positionellen Druck. Hellmuth bekam seinen Bauern nie wieder, dafür konnte er für sich verbuchen eine Neuerung in der Eröffnung gebracht zu haben.
Sieg für Ralf-Michael Kuna Zu meiner Partie nicht allzu viel, sie kann nachgespielt werden. Ich stand irgendwann schlecht genug, dass er mich ruhig zusammenschieben konnte, Viktor entschied sich für die schnelle Variante und verlor nach einem falschen Damenzug den Faden und die Partie. Der 5. unseres Landes gewann auch. Ralf-Michael sagte vor dem Simultan, dass Viktor für ihn ein "Aufbaugegner" sei, da er die letzten Partien grottenschlecht gespielt hatte. Nach 2 Stunden hatte Ralf-Michael Kuna einen Bauern mehr, und mir wurde berichtet, dass er seinen Vorteil routiniert verwertet hat.
Im Auge des Tigers Unbedingt zu erwähnen ist, dass Kortschnoi keinerlei Beschränkungen der Spieler zugelassen hat. Spasski der vor kurzem in Bonn "simultiert" hatte, wollte keinen Gegner über 1900 sehen, und auch Kasparow wird nachgesagt, dass er Einfluss auf die Gegnerschaft nimmt. Nach den mir bekannten Spielern und der Erzählung anderer saßen Viktor mindestens 10 Spieler mit einer DWZ über 2000 gegenüber.
Der eine oder andere starke Gegner ist nicht das Problem für den Simultanspieler, in diesem Falle gab es aber zu viele und das Feld lichtete sich nicht. Am Ende kämpfte "Viktor der Schreckliche" fast 6 Stunden, eine für den Senior phantastische Leistung!
Er gab kein Remis ab und gewann 20 Partien, 5 verlor er. Die erste Niederlage musste er gegen mich quittieren, man merkte ihm an, wie sehr er sich über die Niederlage ärgerte. Ein Kämpfer, der auch im Simultan alles gewinnen will.

Dapepo

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