Gedanken zur ersten Folge der Mini-Serie "Rematch"

Poster Miniserie Seit gestern (2.10.24) läuft die Miniserie "Rematch" u. a. in der arte-Mediathek. Sie widmet sich den beiden Matches zwischen Garry Kasparov (Chistian Cooke) und Deep Blue 1996 bzw. 1997. Ich habe mir die erste Folge angesehen, die das 1996er Match zum Inhalt hat (welches Kasparov gewann).

Der Schachinhalt (Beratung Malcolm Pein) ist ziemlich gut und für Film-Verhältnisse recht genau mit guter Detailausstattung:

 

Zwei Rätsel für die Leser – ein leichtes und ein schwierigeres:
1) Unter dem Namen "Paul Nelson" (Tom Austen) wird ein amerikanischer Großmeister als Helfer fürs Deep-Blue-Team eingeführt.
a) Wie lautet sein richtiger Name?
b) Übersetzt ist sein Nachname das Gegenteil zu einer bekannten Schacheröffnung. Welche ist gemeint?

2) Paul wird mit einer Partie um Geld im Park gegen einen der angestammten Zocker eingeführt. Wenn man genau hinschaut, erkennt man die vermutlich schönste Partie der Olympiade 2022 wieder (ebenfalls gewonnen von einem amerikanischen GM). Welche ist es? (Auflösung in einigen Tagen)
GM Joel Benjamin Hier nun die Auflösungen zu den Rätseln:
1a) GM Joel Benjamin. Dreifacher US-Meister, aber vermutlich schachlich am bekanntesten für seine Rolle in den Kasparov/Deep Blue-Matches. Er trat in der Doku "Game Over: Kasparov and the Machine", aber auch im Spielfilm "Searching_for_Bobby_Fischer" auf.

1b) "Der Name Ben-Oni kommt aus dem Hebräischen und bedeutet Sohn des Leides. Der Name ist dem 1. Buch Mose entnommen. Rahel nennt ihren zweiten Sohn so, kurz bevor sie nach dessen schwerer Geburt stirbt. Jakob dagegen nennt ihn Ben-Jamin, Sohn des Glücks, weil er der letzte Sohn seiner Lieblingsfrau war."
Quelle: Wikipedia, wobei die Übersetzung "Sohn des Glücks" nicht unumstritten ist (wörtlich: "Sohn des Südens")
Warum hieß nun die Eröffnung so?:
"Whenever I felt in a sorrowful mood and wanted to take refuge from melancholy, I sat over a chessboard, for one or two hours according to circumstances. Thus this book came into being, and its name, Ben-Oni, 'Son of Sadness,' should indicate its origin." (Reinganum, Aaron; Hoeck, Johann Daniel Albrecht [1825]: Ben-Oni oder die Vertheidigungen gegen die Gambitzüge im Schache [Son of sorrow or Defenses against Gambits in Chess]. Frankfurt am Main [Germany]: Hermann.

2) Wesley So spielte die Glanzpartie gegen Hrant Melkumyan.

 

Deep Blue-Prototyp Geändert wurde übrigens in der Serie auch der Name von Deep Blue-Chefentwickler Feng-hsiung Hsu (Orion Lee). In der Serie wird er meist nur "P.C." genannt, aber an einer Stelle ausgeführt mit etwa "Guan-Lin". Akkurat wiederum, dass man ihn auf taiwanesisch mit Deep Blue "reden (fluchen)" hört, was seiner Herkunft entspricht.
Ihren Namen behalten hat dagegen Garrys Mutter Klara Kasparovna (Trine Dyrholm).

 

Die schachlichen Ungenauigkeiten, die ich bemerkte, waren eher beiläufiger Natur:
Es wird der Eindruck vermittelt, die "Brute-Force-Methode" sei speziell für Deep Blue entwickelt worden. Während es eine spezielle Form der Methode verwendete, sind die Ursprünge wesentlich älter (ich denke, 1949).
Es wird eine Remispartie zwischen Kasparov und unserem amerikanischen GM (Auflösung: Joel Benjamin) erwähnt. Diese wurde 1994 tatsächlich gespielt. Vermutlich aus dramaturgischen Gründen heißt es, Kasparov sei glücklich ins Remis entwischt. Tatsächlich war es genau anders herum. Unser gesuchter GM erinnert sich an den Moment, in dem Kasparov bemerkte, dass er ein gewinnbringendes Opfer verpasst hatte: "I could see the steam coming out of his ears. He thought for an hour on the next move." ("Ich konnte den Dampf aus seinen Ohren kommen sehen. Er dachte eine Stunde über seinen nächsten Zug nach.")

 

Für eine endgültige Bewertung ist es nach einer Folge natürlich zu früh. Meine Prognose ist, dass es kein zweites "Damengambit" wird. Aber anschauen lohnt sich allemal.

Quellen

Videos

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