Das Schachmuseum Löberitz (1)
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Das Museum hat keine festen Öffnungszeiten, ist aber in der Regel jeden Feitag von 17.00 bis 21.00 Uhr zu besichtigen. Weitere Termine können über Konrad Reiß (+49 (0)34956 / 25360 (privat), +49 (0)034956 / 60104 (dienstlich) oder über E-Mail vereinbart werden.
Nachfolgende Texte sind der Broschüre zur Museumseröffnung, die aus Anlass der Feier zum Jahrestag der urkundlichen Ersterwähnung erschien, entnommen.
Prolog
Wenn man ein Museum einrichtet, so muss etwas vorhanden sein, was solch eine Ausstellung auch rechtfertigt. In Löberitz ist es eine einmalige Schachtradition, die seit 1871 durch die unterschiedlichsten Vereinsformen aufrechterhalten wird.
Um die Entwicklungsgeschichte des neuen Löberitzer Schachmuseums zu schildern, muss man schon etwas weiter ausholen.
Doch eine publikumswirksame Sammlung ist die eine Seite der Medaille und eine angemessene Räumlichkeit ist die andere. Nun kann sich beides unabhängig entwickeln, aber an irgend einem Tag müssen sich beide treffen. Wollen wir also unseren Rückblick erst einmal mit den Orten beginnen, wo in Löberitz nun schon über 135 Jahre Schach gespielt wurde.
Gebäude (I)
Kein Verein ohne Spiellokal
Nun ist es natürlich nicht so selbstverständlich einen angemessenen und vor allem auch bezahlbaren Raum dafür zu finden, denn immerhin ist für die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz als Träger dieser Sammlung erst einmal ein Wettkampfraum wichtiger. Doch das eine muss ja das andere nicht ausschließen und vielleicht ist ja die Doppelnutzung ein Garant für die Zukunft.
Gasthof "Zur Weintraube"
Der Löberitzer Schachclub wurde 1871 im Gasthof "Zur Weintraube"1) durch den Gasthofbesitzer Friedrich Franz Ohme und den Hauslehrer Johann Melchior Kirsch gegründet. Bis nach dem 1. Weltkrieg und dem schleichenden Untergang des einstmaligen Mitbegründers des "Deutschen Schachbundes" blieb der Gasthof das Spiellokal der Löberitzer Schachfreunde. In der Schankstube fanden die Vereinsabende statt und die größeren Veranstaltungen, zu nennen sind hier vor allem die fünf großen Schachkongresse des Saaleschachbundes2), fanden im Saal der "Weintraube" statt. Die Löberitzer hatten nach ihrer Gründung jeweils am Donnerstag3) ihre Zusammenkunft, ab 1873 freitags4), 1876 mittwochs5) und ab 1877 wieder am Freitag6).
In den schweren Jahren nach dem I. Weltkrieg bestand wenig Interesse, die Tradition fortzuführen, dennoch wurde in den zwanziger und dreißiger Jahren weiterhin in Löberitz regelmäßig Schach gespielt. Dies geschah öfters donnerstags in der "Weintraube" nach der Probe des Gesangsvereins "Liedertafel"7). Die Flamme leuchtete, wenn auch nur schwach, weiter.
Nach dem II. Weltkrieg trafen sich die Schachfreunde wieder um ihrem Hobby zu frönen. Übungsabend war einmal in der Woche in der "Weintraube". Zwischenzeitlich wurde manchmal in den Rodigkauer Gaststätten "Zur Sonne" und im "Reiter" Schach gespielt.
Die am 1. September 19648) anlässlich der Gründungsversammlung der BSG Traktor Löberitz ins Leben gerufene Sektion Schach hatte ihre Trainingsabende im Vereinszimmer der "Weintraube".
1978 bis 1992 war die Löberitzer Schule Heimat für den Schachverein
Vor der politischen Wende im Osten Deutschlands trainierten und spielten die Löberitzer Schachfreunde, vorrangig Kinder und Jugendliche, ab dem 4. September 1978 in den Klassenräumen der Polytechnischen Oberschule "Willy Sachse9)" Löberitz. Erst im Altbau10) und später im Flachbau.
Gute Spielbedingungen waren es weder oben noch unten. Vor allem die Kälte in den
Wintermonaten machte den Spielbetrieb bei Innenraumtemperaturen um 10 C zu einem winterlichen "Erlebnis". Im Altbau standen Kachelöfen, die zum Wochenende unter großem Aufwand immer extra beheizt werden mussten, und im Flachbau, vom Bautyp her ein Rinderstall, standen jeweils zwei Nachtspeicheröfen, von denen mindestens einer kaputt war und der andere gegen die durch die nicht isolierten Wände dringende Kälte in den Nachmittags- und Abendstunden auf hoffnungslosem Posten stand. Da halfen auch keine noch so großen Mengen Feuerwasser. Mit privaten Heizlüftern konnten die Probleme in Extremzeiten etwas abgemildert werden, doch durch die Überlastung des Netzes fiel dann sogar auch noch das Licht aus.
Die Schachspieler wünschten sich schon zu dieser Zeit einen eigenen Spielraum, was damals allerdings jenseits aller Möglichkeiten lag und als "Kneipensport" wollte man in Löberitz, schon wegen der vielen Kinder und Jugendlichen, nicht weitermachen.
Konrad Reiß
1) Gasthof "Zur Weintraube", um 1790 als Gasthof "Zur grünen Weintraube" erbaut, war bis 1979 die größte Gaststätte in Löberitz
2) 1883 (u.a.m. Siegbert Tarrasch), 1887, 1891, 1896 (u.a.m. DSB-Bundessekretär Dr. Max Lange) und 1903
3) Zörbiger Bote, 1872, Nr. 47, Seite 4
4) Zörbiger Bote, 1873, Nr. 101, Seite 4
5) Zörbiger Bote, 1876, Nr. 100, Seite 3
6) Zörbiger Bote, 1877, Nr. 83, Seite 4
7) In Freud und Leid im Lied vereint, 130 Jahre Chorgesang in Löberitz, K. Reiß, Löberitz 1994, Seite 9
8) Freiheit, 1964, ??, Organ der Bezirksleitung Halle der SED, hg. Bezirksleitung Halle der SED
9) Willy Sachse (geb. am 07.01.1896 in Leipzig, hingerichtet am 21.08.1944 im KZ Brandenburg-Görden), Matrose, Widerstandskämpfer und Schriftsteller (?)
10) einem ehemals in den 30iger Jahren als Heim der sog. Hitler-Jugend und im Rahmen von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen errichteten Haus am Löberitzer Sportplatz