Premiere

Vorbereitung Selten wohl entfaltete sich so viel fast hektische Betriebsamkeit vor einem Mannschaftskampf in Löberitz wie an diesem Wochenende der Premiere.
Der Premiere? Ja und nein, denn eigentlich handelte es sich um gleich mehrere und doch waren sie alle durch denselben Vorgang begründet. Gleich fünf(!) Löberitzer Mannschaften gingen an jenem 12. Oktober 2003 an ihren Saisonstart und fast alle waren im Grunde völlig neu formiert. Die sanften Entwicklungen der Vorjahre, in denen es immer mal um den einen oder anderen Brettplatz ging, hatten ein jähes Ende gefunden. Die beinahe wundersam anmutende Bereicherung aus der Nachbarschaft hatte sich zuvor bereits durch die Homepage und wie zufällig über die so sinnfällige Erweiterung der Räumlichkeiten manifestiert, doch nun vollzog sie sich im sportlichen Kern. Und dieses mindestens einen Tag vor dem Anpfiff. Denn der Klubraum war schon am Samstag bestens besucht, sammelte sich doch nicht nur die komplette Landesligavertretung nach unterschiedlichsten Aktivitäten zuvor. Und trotz des unübersehbaren sozialen Aspekts brach sich die gedankliche Vorwegnahme des Kampfes vehement ihre Bahn. Da wurde sich eifrig stundenlang vorbereitet und allerlei Tipps ausgetauscht oder aber die Praxis bei der Sektionsmeisterschaft geübt. Auch das eine bemerkenswerte Premiere im sonnendurchwehten Traditionsdorf.
Doch selbst der längste Abend findet über die Nacht seinen Morgen und dann war etwas so wie immer - der alte Schachraum hatte auch nach den ungewohnten Besucherströmen allen Veränderungen getrotzt und strahlte Vertrautheit aus. Und auch unsere Brettgenossen aus Köthen schienen die knapp zwei Jahre seit dem letzten Aufeinandertreffen offenbar gut überstanden zu haben. Alle Befürchtungen indes bewahrheiteten sich sofort - Köthen war ohne die Geschwister David angereist. Sehr gerne hätten wir die beiden "Distanzierten" mal wiedergesehen! Immerhin erlaubte dieser Umstand unserem "Nicht":)Meister Holly zeitige und völlige Entspannung nach einer "fehlerfreien Partie". Allzu viel Spannung mochte sich nach den Aufregungen der Vorwochen auch unsere andere, protokollarische "Nummer 1" Präses Konrad nicht antun und leistete friedlich 1zu1-Gesellschaft.
Also mühten wir übrigen Gesellen uns redlich die geballte Doppel-Eins wenigstens nicht zu langweilen. Das gelang naturgemäß nur teilweise und mir schon gar nicht, denn die Neuauflage des Duells aus der Landesklasse mit dem Professor verlief fast wie einst - aus der Eröffnung nach dem diesmal "getrippelten Fehlzug" mit mehr als beruhigendem Vorteil gekommen hatte sich leider nur noch die samstägliche Verinnerlichung "nie Gegenspiel zuzulassen!" erhalten, jedoch war die im Gewinnsinne geforderte Versiertheit nach der langen Sommerpause viel zu ungenau geworden, so daß es im Ergebnis beim Status quo blieb. Dagegen zeigte Brain unermüdlich seine ambitionierte Technik um den gewissen frühen Vorteil im Stile einer echten Reserve-Eins zu realisieren! Thomas Wengler (spätestens jetzt weiß jeder Einzelne von uns wer er ist :) !) schien Normi mit einem exponierten Aufbau überrollen zu wollen, doch taten sich genügend Lücken auf um mit gezielten Schlägen ausgekontert werden zu können - eine feine "Schützenleistung"! Nun endlich konnte der nachgeburtstägliche Sekt an die Außenluft, wo er mehr als einmal bestürmt und gülden bestrahlt seine Kreise zog, derweil drinnen die Hirne weitere Marterungen erlitten. Denn während Henning und Rolandus zielstrebig Verluststellungen anzusteuern schienen, hatte Riker sie frühzeitig schon längst erreicht - mit aller Kraft und Energie im Netz der Netze musste er sportlich die Qualität zollen und bei noch so hoffnungsvollem Widerstand fürwahr letztendlich die Segel streichen. Zuvor hatte Henning unzählige Klippen gemeistert um trotz aller Versuche das finale Endspiel Remis zu geben. Unser ritterlicher Held der Vorsaison brachte die Konter-Form übergangslos mit in die Landesliga. Nachdem er gleichzeitig seinem König luftige Audienz, seinem Zentrum äußerst wackelige Konstruktion und seinem Damenflügel klare Minorität gewährt hatte, beendete er das Match mit einem plötzlichen Matt in der Mitte! So stand am Ende eine Fünfkommafünf auf unserer Premienseite was die Hungrigen nebst freundlich zahlreicher und glücksbringenden Interessiertenschaft zu späterer als gewohnter Stunde grob alternativenlos in den sichtlich überraschten Dorotheenhof trieb um ein mehr als sattes Wochenende zu beschließen.

Mikly

Zum Seitenanfang