Schnäppcheninstinkt oder: Holly wieder kreuzgefährlich

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Zechrunde Es ist schon ein Kreuz mit den Kreuzen und mittlerweile – da sich der Galgenhumor durchgesetzt hat – auch ein dankbarer Aufhänger für Überschriften. Aber der Reihe nach.
Lange und gründlich auf Auerbachs Keller eingestimmt, hatten wir dort den erwartet gelungenen Aufenthalt. Die Räume atmeten Geschichte, und das nicht nur dank des SG-Löberitz-Wimpels, der (leider wohl nur temporär) über dem Eingang "unseres" Kellers prangte. Ulrich Reinhardts Sohn übernahm in Vertretung die Führung durch die historischen Räumlichkeiten: Alt-Leipzig, Goethe-Zimmer, Luther-Zimmer, Fasskeller. Schnell wurden harmoniebildende Gemeinsamkeiten zwischen Restaurantleiter, Dr. Faust, Luther, Gollum und unserer Nummer 1 gefunden: Alle kamen sie früher oder später von Wittenberg nach Leipzig. Die heutigen Hausherren ließen es sich übrigens nicht nehmen, unsere Protagonisten ;-) Dana und Holly mit stilechtem Porzellan zu beschenken. Im Gegenzug überreichte Konrad die gerahmte Version der Teuflischen Aufgabe (nicht ohne sie noch einmal in gewohnter Manier vorzutragen). Künftige Gäste von "Auerbachs Keller" mögen nach ihr Ausschau halten.
Wolkenritt Die gemütliche Simultanrunde verlief wie angekündigt im "alternierenden Modus" mit einem bedächtigen Holly und einer zuweilen gelangweilten Dana, die auf ihren Runden Holly regelmäßig ein- oder überholte. Für die geplagten Gegner bedeutete das mitunter zwei schnelle Züge hintereinander, aber natürlich gaben sich die Simultanspieler großzügig in Sachen Bedenkzeit. Wie sich auch die erwartete Harmonie zwischen den Protagonisten schnell einstellte: Danas Buffetpausen räumten Holly jeweils den nötigen Vorsprung ein. Am Ende konnten beide die Meute im Zaum halten und mussten nur Franzi/Josi, Brain und Konrad (habe ich jemanden vergessen?) ein Remis gestatten, während Uwe als Einziger gewinnen konnte. Dank noch einmal an Steffen und alle Organisatoren der Veranstaltung.
Anschließend beehrten wir bekannte Ziele, nicht ohne neue Aspekte einzubringen. So vertonte Konrad im "Barfüßer" mit seiner kräftigen Stimme die Speisekarte – sehr zur Freude der Anwesenden. Für "Ein Freund, ein guter Freund" müssen wir noch einige Proben einlegen, aber ich bin mehr als optimistisch. Weiterhin gesellte sich Marit zu uns, einige übten sich im Erlernen der lettischen Sprache und andere gaben sich ganz den Erinnerungen an Alfred, den Stoffhund, hin. Schließlich zogen die Unentwegten noch in ein weiteres Kellergewölbe (Moritzbastei), wo uns diesmal allerdings weder Hansi Biebl, noch Tino Standhaft die Aufwartung machten.
Merseburg, Schloss und Dom Zur Merseburger Mampfe brachen wir dann mit einem großen Fantross auf - das Vorspielen der Runde im Schachbezirk machte es möglich. Josi, Bekka, Stephie, Uwe, Chevalier, Kevin, Heiko, Klm, Edelkiebitz Kurthi und Holly drückten uns nichtspielend die Daumen. Zur Kreuzchenfrage sei hier nur erwähnt, dass sie sich anschließend in Abwandlungen bekannter Titel ("Kreuze pflastern seinen Weg") Bahn brach. Nun ja, im Gegensatz zu Mephisto konnte sich Holly nicht gegen das Symbol wehren. Alles Weitere wird derzeit im Forum diskutiert.
Unbedingt erwähnt werden muss natürlich der Auftritt von Marcus, weil es eben ein echter Grieger ist. Kurz nach neun telefonisch geweckt, stürmte er noch vor halb zehn ans Brett. Das ritterliche Bäuerlein auf b4 gewahrend, entfuhr ihm ein "Wer hat das denn gegen mich gespielt?". ML Honk freute sich daraufhin, wie gut vorbereitet seine Mannschaft doch sei, während an seinem Brett im Klassiker mit Normi bereits die Najdorf-Theorieschlacht tobte.
Marcus Grieger Einer alten Tradition folgend konzentrierte sich der Berichterstatter auf seine vordringliche Aufgabe und beendete die Partie noch vor Holly mit der Punkteteilung. Bald folgte der Ritter mit einer ebensolchen. Der Kampf war zu diesem Zeitpunkt völlig offen, denn ein Merseburger Ausgleich an acht lag in der Luft, während alles andere kein klares Bild ergab. Jörg Hettstedt gewann dann auch gegen Konrad und steht damit (die Punkte in der Zweiten eine Liga tiefer eingerechnet) bei starken 5,5/6.
In der Folge wurde es dann unheimlich spannend und nervenaufreibend. Dana benötigte einige Bedenkzeit, um ins Spiel zu kommen. Schließlich verzichtete sie auf die Abwicklung in ein minimal besseres Endspiel (...Dd4+) – ich denke, es war ihr zu wenig. Gegen den Taktiker Biedi ist so etwas allerdings immer eine Überlegung wert. Stattdessen wählte Dana wenig später mit ...g5 die schärfste Gangart, wonach beide Königsstellungen gelüftet wurden ...
Brain hatte typischerweise das Läuferpaar und leichten Vorteil, wobei Holly meinte, dass es "nur" objektiv etwas besser sei, aber nicht zwangsläufig eine Stellung, die Brain liegt. Das manifestierte sich in einem "selbst für seine Verhältnisse hohen Zeitverbrauch" (Normi). Ein hübscher Gewinn mit Qualitätsopfer war dann in hochgradiger Zeitnot zu kompliziert, wenig später folgte das Dauerschach. Ein solider halber Punkt in einer interessanten Partie, mit dem wir zu diesem Zeitpunkt gut leben konnten. Weitere Analysen wären sicher von Interesse.
Dana vs. Biedi Die Neuauflage eines Dauerbrenners an vier wurde schon erwähnt. Honk und Normi sorgten bekanntlich bereits für die Perle von Wolfen ;-). Auch diesmal gabs die Theoriedebatte um ultrascharfe Varianten, aber die Figurenopfer blieben hinter den Kulissen. Einigen im Team wurde zwischenzeitlich mulmig mit Blick auf den schwarzen König und Turm, aber wer außer Kasparov, Shirov, Leko, Gelfand, Honk oder Normi kann das wirklich einschätzen? Die beiden Protagonisten vertraten die Auffassung, dass es immer gut für Schwarz gewesen sein müsse, wenn der spätere Damentausch mit klar besserem schwarzen Endspiel erzwungen gewesen sei. Ohne nähere Kenntnis der Materie schließe ich mich dem an. Das Endspiel trug Normi zur zwischenzeitlichen 3,5:2,5-Führung sauber ab.
Inzwischen war aber leider ein kleiner Unfall passiert. Im Hauen und Stechen und beiderseitiger Zeitnot entschied sich Dana gegen das Dauerschach und für den Mattangriff, was sich als Bumerang erwies. Der weiße Konter brachte ein klar gewonnenes Endspiel, das Biedi nach verzogenem Pulverdampf nach Hause brachte. Großer Sieg für ihn und 3,5:3,5!
Chevalier, Kevin Der zwischenzeitlich erhoffte Mannschaftssieg war nun immer noch möglich, aber nicht mehr einfach. Mikly hatte in einer epischen Partie zunächst Remis per Anweisung abgelehnt und die bessere Bauernstruktur. Nach einigem Hin und Her, das ich aus der Ferne nicht so leicht beurteilen kann, löste sich alles in einem Endspiel mit Mehrbauern für Mikly bei asymmetrischer Bauernstruktur auf. Es galt nun zunächst, die Aktivität der schwarzen Figuren einzuschränken, um die eigenen Freibauern in Bewegung zu setzen. Das gelang Mikly sehr gut, und der Sieg schien zum Greifen nahe. Der Rest war dann allerdings reine Nervensache. Eine Fesselung übersehend, stürmten die weißen Freibauern einen Moment zu früh Richtung Umwandlung. Bauern- und Figurenverlust bei nur noch äußerst vagem Gegenspiel waren die Folge. Lars-Peter nahm augenblicklich das Material, aber die Anspannung nach langer Verteidigung mit dem Rücken zur Wand löste sich in einem unmittelbaren Remisgebot auf, was Mikly natürlich akzeptierte.
Den Ausklang fand das Wochenende gleich hinter der Brücke im Holiday Inn von Günthersdorf, wo Kevin die Spaghetti zelebrierte.
Fazit: Lange schien mehr möglich, aber letztlich müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein.

c. r.

PS: Der Schnäppcheninstinkt sollte auch in die Überschrift, aber ich weiß nicht mehr warum, Sorry.

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