Schach-Bundesliga der Frauen in Baden-Baden

Der Vorbericht

Nachwuchsbetreuung Für die Löberitzer Frauen stand nach dem gelungenen Bundesligaauftakt in Löberitz nun Baden-Baden im Terminkalender. Der Ort ist eine mondäne Kur- und Bäderstadt und von der Kurarchitektur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt.
Gleichzeitig hat der Ort als Medien-, Kunst- und internationale Festspielstadt einen bedeutenden Ruf. Ein wichtiger Ort ist das Casino. Doch nicht nur den Glücksspielen wurde dort gefrönt. Baden hat auch eine großen und lange Schachtradition. Das liegt in jüngerer Zeit an den Erfolgen der 1922 gegründeten Ooser Schachgesellschaft Ba-den-Baden. Der vom Grenke-Finanzimperium wohlbehütete Verein ist Deutscher Rekordmeister, sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen.
Dank unseren Sponsoren Die Schachtradition in Baden-Baden begann allerdings schon im Jahr 1870 mit dem ersten großen internationalen Turnier auf deutschem Boden. statt. Mit Anderssen, Steinitz, Blackburne, Neumann, Paulsen, de Vere, Winawer, Minckwitz, Rosenthal und Stern trafen die besten Spieler der Welt aufeinander. Gleichzeitig zählt das Tur-nier mit denen in Paris 1867 und Wien 1873 zu den letzten Höhepunkten der romantischen Epoche.

In Baden-Baden waren sie schon alle, ob Weltmeister oder "nur" Großmeister. Das gilt bei den Männern und auch bei den Frauen. Nun gehören auch die Schachspielerinnen der Schachgemeinschaft 1871 Löberitz zu diesem elitären Kreis. Doch zu den Ergebnissen später.

Die Anreise

Siegfrid Schönle Aus Riga, Baldone, Reykjavik, Leipzig, Magdeburg, Wolfen, Zörbig und Löberitz machten sich am Freitag, dem 8. April 14 Vereinsmitglieder, bzw. Freunde des Ver-eins unterschiedlichen Alters auf, um auf verschiedenen Wegen nach Baden-Baden zu gelangen. Einige kamen aus gänzlich anderen Richtungen als erwartet. Probleme gab es mehr oder weniger nur mit der Deutschen Bahn und so wurde es spät. Alles andere klappte hervorragend.

Kassel

Wenn man sich auf eine so weite Reise durch Deutschland begibt, versucht man so viel wie möglich abzuarbeiten oder Kontakte zu pflegen. So handhabten es jedenfalls Konrad Reiß und Thomas Richter, gen. Chevaliere. Erste Station wurde in Kassel bei dem bekannten und renommierten Schachbuch-sammler Siegfried Schönle gemacht. Nach einer ergiebigen Brotzeit vor einer gewaltigen und beeindruckenden Buchkulisse und einigen neuen Büchern für das Schach-museum im Gepäck ging es weiter.

Wewelsburg

Chevalier und Bernd Schneider Einen Zwischenstopp gab es noch auf der Wewelsburg. Ein bisschen Abbitte leisten kann nicht schaden. Schön anzusehen war vor dem nationalsozialistisch belasteten Ort die wehende Fahne der Ukraine. Sehr gut! Das hätten sich die Initiatoren der Anlage sicherlich nicht vorstellen können und sie weht auch gegen den neuen Kriegs-treiber.

Solingen

Für das Schachmuseum ist der Internationale Meister Bernd Schneider, Deutscher Meister des Jahres 1988, eine wichtige Adresse. Einerseits wird durch ihn der Buchbestand der Löberitzer Schachbiblithek "Theresia von Avila" laufend vervollständigt und andererseits besteht durch ihn die Möglichkeit die vielen anfallenden Dubletten in interessierte Hände abzugeben. So konnten zwei Tage vor Schneiders Geburtstag fünf Kisten Bücher dort abgeben werden. Hier gab es Kaffee und Kuchen und die Zeit wurde zum Informationsaus-tausch genutzt.

Köln

Holly in Köln Noch am Abend ging es weiter nach Köln. Unweit des berühmten Doms wohnt Holger Pröhl, die langjährige Nr. 1 und Ehrenmitglied unseres Vereins. Die Nr. 1 der Herzen ist er sowieso.
Nach einem ausgedehnten Stadtbummel und einigen Kölsch, die dort üblich und für unsere Augen in Kindergläser gereicht werden, wurde bei einem entspannten Holly Quartier gemacht. Dort wurden viele Informationen ausgetauscht und einige Unternehmungen geplant. Zeit dafür wird es geben.

Köln-Porz

Am frühen Samstagmorgen ging es weiter Richtung Baden-Baden. Nicht aber ohne vorher unser Ehrenmitglied Großmeister Dr. Robert Hübner zu besuchen. Es war mein fünfter Besuch. Ein Wasser gab es während des Gesprächs und einige Bücher für das Schachmuseum.

Unter anderem auch das Buch "Kaarle Ojanen - Elämä ja Pelit" (Kaarle Ojanen - Le-ben und Spiele)von Harri Hurme, Ilkka Kanko, Joose Norri u. Petri Saharinen. Es ist eine Biographie über den finnischen Schachspieler Kaarle Ojanen.

Konrad und Dr. Robert Hübner Das Buch enthält auch ein Foto mit der Untertitelung: Kaarle onnittelee 60-vuottiasta Robert Hübner 10.11.2008. Taustalla Ilkka Kanko (Charles gratuliert dem 60-jährigen Robert Hübner am 10.11.2008. Ilkka Kanko im Hintergrund) aus Kaarle Ojanen - Elämä ja Pelit, S. 110.

Weiterhin muss auch eine selten Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik mit dem von Robert Hübner verfassten Artikel Vier Michigan-Papyri erwähnt werden. Die Ausarbeitung, es geht hier um Papyris aus der Zeit 50/52 n. Chr., hat keinen Bezug zum Schach und wird ihren Platz in der sich immer weiter füllenden Hübner-Vitrine finden.
Von dort ging es dann weiter Richtung Baden-Baden. Viele Autobahnen waren wegen Schneefall gesperrt oder es kam zu langen Staus. April-Wetter eben.

Dana feiert Namenstag

Dana feierte am Freitagabend mit dem Team Namenstag

Doch nun zurück zu den Frauen. Nachdem sich alle am späten Abend in Baden-Baden zusammen fanden, wurde Danas Namenstag, der in Lettland dem Geburtstag gleichgesetzt ist, feiern. Und wenn sie feiern, dann feiern sie richtig.

Das Samstagspiel

Hoffnungen gegen Deizisau wurden nicht erfüllt

Christine weiter ungeschlagen Ein wenig liebäugelten die Löberitzer mit einem offenen Kampf, doch an fast allen Brettern waren die Schachfreunde Deizisau wertzahlmäßig besser besetzt. Die Minimalträume zerplatzten nach und nach. Schadensbegrenzung war angesagt. Dana stand am Spitzenbrett etwas besser, doch am Ende reichte es gegen die deutsche Nationalspielerin Hanna Marie Klek nur zu einer Punkteteilung.
Ein Achtungszeichen setzte Christine Giebel mit ihrem Remis am 6. Brett. Damit bleibt sie weiter ungeschlagen. Alle anderen leisteten lange Gegenwehr.
Am Ende musste ein 1:5 in die Löberitzer Mannschaftsstatistik verbucht werden.

Hoch auf den Chevaliere Das Parallelspiel gewann OSG Baden-Baden standesgemäß 4,5:1,4 gegen die Frauen von SV Weißblau Allianz Leipzig.

Nach einem ausgedehnten Abendessen im "Gasthaus Löwenbräu", das uns von einem nichtgenannt werden wollenden Solinger Großmeister empfohlen wurde, ging es zu zurück ins Hotel. Es war übrigens eine gute Empfehlung.
Da machte der Chevaliere seinem Namen wieder alle Ehre und lud ein. Die Party ging bis in die Morgenstunden. Deshalb auch an dieser Stelle ihm unser aller Dank! Es gab noch einen weiteren Höhepunkt: Dana durfte sich in das Gästebuch eintragen, in dem sich unter anderen Persönlichkeiten wie Viswanathan Anand verewigt hatten.

Das Sonntagsspiel

Gegen Frauen, die wie Männer spielen

Dana Remis gegen Elisabeth Das Sonntagsspiel konnte man locker und entspannt angehen. Gastgeber Baden-Baden, Deutscher Rekordmeister, war einfach zu übermächtig.
Im Sport gibt es ja immer einen Leistungsunterschied zwischen den Geschlechtern. Das hat natürlich etwas mit der physischen Entwicklung zu tun. Beim Schach gibt es bis zum heutigen Tag auch noch immer einen Unterschied. Hier liegt es vermutlich vor allem an der geringen Breite des Frauenschachs. Dennoch schaffen es immer wieder Frauen in die Männerdomäne vorzudringen. Gute Beispiele sind die Polgar-Schwestern, die Chinesin Hou Yifan oder Pia Cramling aus Schweden.

Vier der sechs Spielerinnen vom Tabellenführer Baden-Baden konnten solch einen Titel vorweisen. Allen voran Deutschlands Nr. 1 Elisabeth Pähtz.
Ex-Weltmeisterin Antoaneta vs. Ex-Junioren-Weltmeisterin Laura Also ging es darum die zu erwartende Niederlage in Grenzen zu halten. Das gwurde dann auch umgesetzt. An den Spitzenbrettern gelang es Dana Reizniece-Ozola in ihrem 125. Spiel für Löberitz und Laura Rogule gegen die ehemalige Weltmeisterin Antoaneta Stefanova. Ganz hoch ist auch das Remis von Nadine Naumann gegen IM Ketino Kachiani-Gersinska einzuschätzen!

Im Parallelspiel schaffte unserer Reisepartner SV Weißblau Allianz Leipzig gegen die Schachfreunde Deizisau fast die Sensation und unterlag nur knapp. Dadurch haben sie den Klassenerhalt fast sicher.

Die Rückreise

Elina vs. Josi Hier wurde es noch einmal spannend. Der Bahnhof von Baden-Baden liegt ca. 5 km vom Ortskern entfernt. Einige nahmen den Bus, während der Chevalier dreimal zwischen Ort und Bahnhof pendelte. Bei der letzten Tour kam er in eine Demonstration von Impfgegnern hinein. Es wurde eng und die Unruhe am Bahnhof war unübersehbar. Erst vier Minuten vor Abfahrt des Zuges brauste er heran. Geschafft! Die Reiseziele waren unterschiedlich: Es ging nach Riga, München, Leipzig und Berlin.

Der Chevaliere steuerte mit mir noch einen weiteren Etappenort an. Es stand ein Besuch unseres langjährigen Vereinsmitglieds Pfarrer Bernd Gaus im malerischen Frankenblick, Ortsteil Effelder, unweit von Coburg im Reiseplan.
Bernd Gaus Schöne Gespräche ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Dort übernachteten wir auch. Am anderen Morgen fing es heimwärts. Die letzte Etappe verlief unspektakulär. Nach einer Gesamtstrecke von knapp 1500 km kamen wir wohlbehalten in Zörbig und Löberitz an. Es war für alle beteiligten ein langes und anstrengendes Wochenende. Und es war ein schönes Wochenende.
Ein Kapitel Löberitzer Schachgeschichte fand sein Ende.

Konrad

  SF Deizisau SG 1871 Löberitz 5:1
1 WGM Klek, Hanna Marie WGM Reizniece-Ozola ½
2 IM Schleining, Zoya WGM Rogule, Laura 1-0
3 WGM Köpke, Elena WGM Berzina, Ilze 1-0
4 WIM Jelica, Mara WFM Otikova, Elina 1-0
5 Valkova, Anzhelika Naumann, Nadine 1-0
6 Noppes, Marina Giebel, Christine ½
  SG 1871 Löberitz OSG Baden Baden 1,5:4,5
1 WGM Reizniece-Ozola Pähtz ½
2 WGM Rogule, Laura GM Stefanova, Antoaneta ½
3 WGM Berzina, Ilze GM Arakhamia-Grant, Ketevan 0-1
4 WFM Otikova, Elina WGM Heinemann, Josefine 0-1
5 Naumann, Nadine IM Kachiani-Gersinska, Ketino ½
6 Schuster, Rebekka WIM Tammert, Iamze 0-1

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