Deutscher Mannschaftspokal 2013/14

Die Endrunde aus der Sicht eines Löberitzer Schlachtenbummlers

Auslosung mit Halbkugeln und Jens Windelband Für die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz ist das Erreichen der Endrunde im Deutschen Mannschaftspokal der sportliche Höhepunkt in ihrer 143jährigen Vereinsgeschichte. Etwas Vergleichbares gab es bisher nicht und wird es wohl auch nicht wieder geben. Da war es geboten, sich das Geschehen vor Ort anzusehen. Also machte ich mich standesgemäß am Samstag, dem 11. Mai mit der Bahn auf den Weg. Immerhin hatten diesen Drang neben mir noch Jörg Fischer und Reyk Schäfer, die aus Dessau bzw. Erfurt anreisten.

Gordon Andre vs. Ilja Nyzhnyk Das Maritim-Hotel in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt Magdeburg diente als angemessene Wettkampfstätte. Leider mussten die Löberitzer kurzfristig einen Spieler ersetzen. Das war dann gar nicht so leicht, denn unsere hoffnungsvollen Jugendspieler waren zum fälligen Bundesligaspiel gegen Ch. Weißensee nach Berlin unterwegs oder beim Schulschachfinale. Und so stand für die drei nominierten Spieler Holger Pröhl, Martin Schuster und Norman Schütze die Frage im Raum: "Schafft er es oder schafft er es nicht?" Gemeint war der aus Berlin anreisende Wahl-Kölner Michael Klyszcz. Um es kurz zu machen: Er schaffte es. Da blieb sogar noch etwas Zeit für ein Mannschaftsfoto.

Liviu-Dieter Nisipeanu vs. Martin Schuster Die Zettel mit den Vereinsnamen befanden sich bei der Auslosung durch Schiedsrichter Frank Jäger in den berühmten Magdeburger Halbkugeln. Löberitz musste mit der Startnummer 1 gegen den amtierenden Deutschen Meister Ooser Schachgesellschaft Baden-Baden 1922 e.V. antreten. Baden Oos ist zudem Deutscher Serienmeister der letzten Jahre und amtierender Deutscher Blitzmeister.

Da trafen zwei Vereine aufeinander, deren wirtschaftliche Grundlage hätte asymmetrischer nicht sein können. Vier Großmeistern, darunter mit Arkadij Naiditsch sowie Liviu-Dieter Nisipeanu die Nr. 1 und 2 der deutschen Rangliste, saßen vier Amateure gegenüber. Vier Großmeister, die mit Sicherheit für ihre Leistungen entlohnt wurden, die ihr Essen und ihre Übernachtungen erstattet bekamen und die bestimmt auch nicht auf eigene Kosten anreisen mussten. Das machen vor allem die Sponsoren möglich. Zu den Baden-Badener Sponsoren dürfen sich die Löberitzer nun durch den vollzogenen Fahrtkostenausgleich auch zählen. Wir sind stolz darauf.
Holger Pröhl vs. Rustem Dautov Das ist das Schöne beim Schach und vor allem bei Pokalwettbewerben: Es können sich Stände vermischen.

Bei der zweiten Halbfinalpaarung sah es ähnlich aus: Magdeburg, nun zwar keine Dorfmannschaft wie Löberitz, musste gegen Pokalverteidiger und den Deutschen Meister früherer Jahre, die SG Porz, antreten. Die Kölner spielten ebenfalls mit vier Großmeistern, darunter die Spitzenspieler Loek van Wely und die Schachlegende Ex-WM-Kandidat Jan Timman.

Spannender Schlagabtausch zwischen JT und JP Manchmal geschehen Wunder. Auch beim Schach. Doch an diesem Tag blieben die Wunder aus. Die Löberitzer Akteure Martin Schuster, Norman Schütze, Holger Pröhl und Michael Klyszcz hatten kaum Chancen in den zum Teil dennoch interessanten und sehenswerten Partien. Das zu erwartende Ergebnis 0:4 nahm Gestalt an.
Im Parallelvergleich sah es nicht anders aus. Auch hier waren interessante Partien zu verfolgen, doch am Ende kam der Gastgeber nicht um eine Höchststrafe herum. Sehenswert und mit Zuschauern dicht umlagert war die Partie zwischen Jan Timman und Johannes Paul. (Anm. der Redaktion: Timman bezwang in dieser Variante im Jahr 2000 Morozevich, wählte allerdings im 11. Zug ein anderes Hauptabspiel.)

Norman Schütze vs. Arkadij Naiditsch Doch wie heißt der olympische Wahlspruch: Dabei sein ist alles. Mehr war nicht drin. Dennoch kann unser Landesverband stolz darauf sein, zwei Mannschaften bis ins Halbfinale gebracht zu haben. Ich jedenfalls bin stolz auf die Schachgemeinschaft 1871 Löberitz, zu der ja neben den Halbfinalakteuren Martin Schuster, Norman Schütze, Holger Pröhl und Michael Klyszcz auch Simon Spreng, Nicolas Niegsch, Reyk Schäfer, Fridolin Mertens und Sebastian Pallas gehörten. Gerade die Jugendlichen haben in den Runden davor Großartiges geleistet.
Fabian Döttling vs. Michael Klyszcz Mit einem guten Gefühl ging es wieder nach Hause. Auf der Treppe überholte ich Jan Timman und legte meine Hand auf seine Schulter mit den Worten "Mal einen richtigen Weltstar berühren". Ein freundliches Lachen begleitete mich bis zum Ausgang. Ich hatte es eilig. Der Zug fuhr bald in Richtung Stumsdorf ab.

Konrad

  SG 1871 Löberitz OSG Baden-Baden 0:4
1 Schuster, Martin GM Nisipeanu, Liviu-Dieter 0-1
2 Schütze, Norman GM Naiditsch, Arkadij 0-1
3 Pröhl, Holger GM Dautov, Rustem 0-1
4 Klyszcz, Michael GM Döttling, Fabian 0-1

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