Flammkuchen und Viez à la Sofia

Deutsche Schnellschach-EM Spiesen-Elversberg 2005

Samstag-Abend-Buffet Flammkuchen erwartet man natürlich um diese Jahreszeit in dieser Gegend. Mit Bier möchte man überall rechnen, aber im Saarland nicht mit allzu vielen Gläsern (immer erst austrinken!). Schwierig sind auch die Verhandlungen um die Rechnung. Karsten Schulz beim Bezahlen (um seinen guten Ruf besorgt): "Wie, ich hatte vier große Bier?! Wir sind jetzt drei Stunden hier. Da halte ich mich doch nicht an vier solchen Töppen auf! Ich hatte auf jeden Fall fünf." So einfach ist der Kellnerin aber nicht beizukommen. Sie besteht auf vier und schlägt nur kurzzeitig einen Haken, indem sie die Anzahl auf drei nach unten korrigiert. Nach zähen, zehnminütigen Verhandlungen auf Augenhöhe kann Schuli aber seine Richtlinienkompetenz behaupten (sorry fürs Kupfern, Robert O.) und die fünf setzen sich durch.
Zwischenstand In den Wettbüros wurde die Deutsche Schnellschachmeisterschaft nicht gehandelt. Titelverteidiger Klaus Bischoff hätte wohl eine ähnliche Quote gehabt wie Topalov nach der ersten WM-Hälfte. Dabei gab es nach dem ersten Tag durchaus so etwas wie Spannung im Kampf um den Titel, denn der Hamburger Thies Heinemann teilte punkt- und wertungsgleich Platz 1. Am frühen Sonntagmorgen konnte er aber das Tempo nicht ganz halten und musste den Favoriten ziehen lassen. Um auch gleich die Frage zu klären: Der rote Schal war nicht dabei, aber Klaus agierte ersatzweise im roten Anzug.
Turniersaal Der Deutsche Schachbund hatte die Ausrichtung der Meisterschaft ins Saarland vergeben. Der SV 1920 Spiesen-Elversberg um Chef Peter Hemmerling bedankte sich zum 85jährigen Vereinsjubiläum mit einer rührigen Organisation. Recht aufwendige, geographiekenntnisvermittelnde Namensschilder, ein ordentliches Buffet und persönliche Begleitung zur Unterkunft (gelle, Lothar?) sind nur einige Details. Auch wenn Amateurspieler und Ministerpräsident Peter Müller zur Siegerehrung verhindert war und der Präsident des Landesverbandes Herbert Bastian seine Teilnahme kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste (was dem frisch gebackenen IM nach eigner Aussage sehr schwer fiel), erfuhren die Titelkämpfe eine recht gute Resonanz. Saar-TV war am Sonntag über mehrere Runden präsent.
Einziges GM-Duell: Hajo Hecht vs. Klaus Bischoff Wie reist man nach Spiesen-Elversberg (Stadtteil von Neunkirchen) an, wenn am Samstag 13.00 Uhr Startschuss ist? Man kommt am Samstag zu Fuß (Lokalmatador Gerrit Berrang), fährt am Freitag von Rostock nach Strasbourg (Arvid) oder mit dem Zug am Freitag von Leipzig nach Neunkirchen (logistisch schlecht, Frank) oder aber am Freitag mit dem Auto nach Kaiserslautern (Normi und ich). All diese Varianten haben sich bewährt, die (notgedrungene) Ost-West-Ausmessung Görlitz-Neunkirchen am Samstag (Schunki, Cliff) erwies sich als (zu) kraftraubend für den Turnierverlauf.
Normi Viez heißt andernorts wohl Appelwoi oder Cidre oder Most oder ... und schmeckt leicht säuerlich. Säuerlich muss Normi die Deutsche nicht in Erinnerung behalten. Nach teilweise unglücklichem, teilweise nervösem Lange-Rochaden-Auftakt sprangen 5/11 und ein sehr guter 18. Platz heraus (gesetzt an 27). Dabei blieben durchaus noch einige Punkte liegen. Schade die Doppelnull in Runde 6 und 7 bei jeweils guten Gewinnchancen. Hier wäre trotz des Starts nach Tag 1 noch die 50%-Marke möglich gewesen. So blieb Normi zwar stets im hinteren Mittelfeld, was Cliff gegen Lokalmatador Gerrit Berrang aber der Stärke der Gegner keinen Abbruch tat. Hervorragend das Finish und auch Normis Spiellaune. Er lehnte konsequent Remis ab (teils belohnt, teils nicht) und blieb so der einzige Teilnehmer ohne Punkteteilung! Detailliert werden wir auf sein Turnier anhand der Partien eingehen. Unser Landesspielleiter, der Sachsen-Anhalt selbst im vergangenen Jahr erfolgreich vertrat, zog vorab folgendes Resümee:
"Wie im vorigen Jahr stellte Sachsen-Anhalt wieder einen der Starter mit der geringsten Wertzahl und platzierte sich dennoch im Mittelfeld.
Schunki Das "Dorf" präsentiert sich weiter im Deutschen Schach – vielleicht sollten wir irgendwann sagen: das Samswegen des Schachs!" (Dapepo)
Erwähnenswert aus meiner Sicht noch der starke dritte Platz von Torsten Lang sowie die sehr guten 6,5 Punkte (Platz 7) von Frank Müller, der damit "bester Leipziger" wurde. Vom VfB zu Lok gewechselt stellt er Frank ganz sicher einen großen Gewinn für die Lok-Reserve dar, mit der wir Ende Januar in Coswig die Klingen kreuzen.
Die nächste Deutsche Schnellschach-Einzelmeisterschaft findet vor der Haustür in Jena statt. Vielleicht kann sich Sachsen-Anhalt ähnlich gut präsentieren wie in den vergangenen beiden Jahren.

c. r.

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