Ramada-Quali Bad Soden 2006

Lew Nikolajewitsch Als sich Leo Tolstoi im Jahre 1860 auf den Weg nach Bad Soden machte, und direkt gegenüber dem heutigen Ramada-Hotel Quartier bezog, hatte er vielleicht durchaus die eine oder andere gemütliche Partie Schach im Sinne, doch letztlich fand er wohl mehr Inspiration durch die Brunnen (oder waren es doch die Jünglinge) des Kurparks, an denen vorbei er später Anna Karenina lustwandeln ließ. Eine Intention weitaus profanerer Natur, vielleicht eher After Work Party im Sinne von Dostojewskis "Der Spieler" im benachbarten Bad Homburg, trieb mich hinaus aus diversen Stressregionen, vorzeitig herunter von der A3 und entlang der prächtig beleuchteten Burg zu Eppstein und einem tanzenden Seniorenkurs in Königsstein letztlich hinunter den Fuß des Taunus auf Frankfurt zu um einmal mehr einzutauchen in die "Meisterschaft der Amateure" mit dem erklärten Ziel die halbwegs stabile aktuelle Form für die erfolgreiche Qualifikation zum Finale in Halle nutzen zu wollen.
Soden-Phantasie Also eingecheckt und downstairs die vom monatlichen Blitz-GP altbekannten Kölner Südstadt-Laskeraner Hans-Joachim Will und Ralf Janssen getroffen, beim Ortsbegehungsspaziergang in die S Bar treiben und alsbald in die Federn sinken lassen, ausgecheckt, angemeldet, Frühstückslokalität im Ort gefunden, zur Begrüßung von erstaunlichen Wachstümern der Sodener Schachaktiven erfahren und .. die erste Runde begonnen. Eine recht solide Darbietung gegen Jungtalent Germaine Helene (ohne Bindestrich!) Kickert genügte ihr ambitioniertes Vorgehen in meinen Punkt zu wandeln. Nur fünf Jahre älter war dann der nächste Gegner, der mir mit einem sehr stabilen Aufbau einige Mühe Nur wo Backgammon drauf steht, ist auch Backgammon drin bereitete, bis ich dann doch noch praktisch alle Figuren gegen seinen König versammeln konnte, was sich ein Fritz oder Ferdi natürlich nie und nimmer niemals entgehen lassen würden. Jedoch in einige Zeitnot geraten fand und verschätzte ich letztlich den Gewinnweg, verlor eine Figur und natürlich die Partie. Das war's auch schon. Vernichtet die Hoffnungen, außer Spesen wieder nichts gewesen.
Stahlgemüse Soden schleunigst verlassen und zu Gollum nach Wiesbaden gesellt, wo uns das Scarabea Ambivalenzen kredenzte, denn dem katastrophalen Service stand eine ausnehmend nette, orientalisch angehauchte Atmosphäre gegenüber und letztlich kletterten wir versöhnt den nassroten Teppich aus dem Souterrain. Runde 3, ja was soll es denn eigentlich noch .. ok, schmeißen fällt natürlich prinzipiell aus. Nach relativ elendem Gewurschtel rettet mich ein ziemlich überraschendes Opfer meines Gegners und in dieser Partie mache ich fast die :Domaske-Erfahrung, als satte drei Mal meine Uhr nach dem Drücken .. weiterlief! Einmal davon in beginnender Zeitnot, was durchaus fatal hätte enden können.
Laskeraner Ralf Janssen Die päuslichen Streifzüge durch den beschaulichen gut Einundzwanzigtausend-Seelen-Ort lehren mich die berühmten Russen im MTK endgültig durch mehr oder weniger beherzte Wahlkämpfer, Work durch Party und Fachwerk durch Stahlgemüse ersetzt und dass italienische Bistros auch Maximilian's heißen können. Am Abend des zweiten Tages wiederholte sich schachlich die Erfahrung und das Ergebnis des ersten. Die erschaffenen Konstrukte verwirren den Laskeraner Hans-Joachim Will Konstrukteur im Maschengewirr, so seine müden Zellen sich noch vor dem Stapellaufe aus dem Docke stehlen. Im Wiesbadener Antica Roma zudem die einschlagende Sommerzeit zum mundenden Nachtmahl bevor der nächste Morgen wenigstens das Turnierergebnis insgesamt einigermaßen im Rahmen hält.
Fazit: 3 Siege mit schwarz am Morgen und 2 Pleiten mit Weiß am Abend sprechen eine überdeutliche Sprache in Trümmer wie in mancher Partie Richtung Konditionsmängel wie sie sich auch schon in Dresden höchst fatal offenbart hatten. Als zum Abschluss wiederum nach dem noch gemeinsam (!) ausgecheckten Wiesbadener Alexander das Beck's am Bäckerbrunnen sich zur letzten geöffneten Gastronomieinsel mausert und einen echten kulinarischen Überraschungscoup landet, sieht der Haken hinter dem verlängerten Wochenende dann doch noch einigermaßen gerundet aus ..

Mikly

Soden vom Fach Nach mancher Partie siehts schlimmer aus als vorher Man sieht die Kirche vor lauter Bäumen nicht

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