Deutscher Mannschaftspokal: TSG Apolda - SG 1871 Löberitz 1,5:2,5

Nebenan

Heimtrutz Apolda Wie üblich sah ich das Anfahren der S-Bahn von der Rolltreppe aus. Somit blieben mal gerade noch 20 Minuten bis Frankfurt-Süd. Zur wohldosierten zusätzlichen Anhebung des Adrenalin-Spiegels wies der Brieftaschenstatusanzeiger "Out of cash!" aus. Das Taxi hatte zwar einen EC-Kartenleser, musste mich aber, da aktuell nur an Platz zwei in der Reihe, an die Pole-Position weiterleiten, der nach einigem Palaver ebenfalls EC-Kartenakzeptanz signalisiert hatte. Umgezogen und drin gesessen war es dann aber mit der Akzeptanz schnell wieder vorbei und die Nummer Zwei wurde erneut zum Sitzplatz. Allerdings scheiterten die Versuche mit dem Kartenleser. Erneutes Palaver über Geldautomaten und ob der Weg in der verbliebenen Zeit von nun nur noch 15 Minuten überhaupt zu schaffen sei. Aber los. Stopp bei einem Geldautomaten und ein holpriger Ritt über die Schleichwege, während sich die Zeiger Kulturvorboten der Uhr unaufhaltsam der Abfahrtszeit nähern. Eine letzte Ampel und es wird Gewissheit – mindestens ein Palaver zu viel, es ist nicht mehr zu schaffen. Zwar halbherzig, aber natürlich suche ich den Bahnsteig dennoch auf. Schließlich soll es bei der Deutschen Bahn gelegentlich zu Verspätungen kommen, was allerdings normalerweise nie dann der Fall ist wenn man sich selbst verspätet. Andererseits war schon die S-Bahn punktgenau abgefahren und ein anderes Gesetz der Schiene lautet, dass es in einer beliebigen Sequenz niemals zwei Zügen hintereinander gelingt akkurat zu sein. Und siehe da .. ideale fünf Minuten Verzögerung am Flughafen bewahren mich vor dem kompletten Logistikdesaster.

Normi sucht Expertenrat In Erfurt empfängt mich Normi und schleift mich am arktischen Honig vorbei zum motorisierten Riker, der aufgrund des neulich noch ausgefallenen dritten Ringeherrn zuvor zum Erwerb eines Abspielgerätes genötigt worden war und uns ob meines archaischen "Hunger!" in eine Lokalität mit besonders langwierigem Service führt. Die Doppelportion erfüllt dann aber alle Hoffnungen und wir fühlen uns schläfrig wohl.
Nach einem wie üblich zünftigen Medizin-Abstecher in den Schäferschen Gefilden angekommen, gelingt der Anschluss des neuen DVD-Players auf Kosten des Video und erste Streifen vor der Schlacht flimmern durch die Kühltruhe. Die Reiter von Rohan müssen sich aber der vorgerückten Stunde beugen und dürfen erst beim ausgedehnten Frühstück wieder Normis Schniefen mit Schwertergeklirre übertönen.

Apolda in der Wintersonne Apolda ruft im Sonnenlichte. Gleich neben Weimar gelegen sind wir schnell am Schloss, wo sich Ritter Rolandus standesgemäß schon auf Erkundungsgang befindet. Unsere Gegner überraschen uns mit ihrer Aufstellung komplett, da nur die Hälfte der erwarteten Opponenten erscheint und zudem das zweitwertungswertvolle Spitzenbrett nicht vom Spitzenspieler eingenommen wird. Der Matchverlauf sollte ihnen indes Recht geben; es entwickelte Areal im Schloss sich ein durchaus spannender Wettkampf. Harald Maiwald lockte Normi auf wenig bekannte Pfade eines c3-Sizilianers, wo sich zwar schnell eine hübsche weiße Optik, aber nichts wirklich Konkretes finden ließ. Ebenso wenig vermochte Jens Goemann gegen meinen trockenen Aufbau herauszuholen, den mir Harry noch just in der Bahn zugeflüstert hatte. Rolandus dagegen geriet früh in eine unerfreuliche Stellung, in der sein Gegner jedoch Hebel um Hebel ausließ, während Riker gegen eine zähe Verteidigung kurbelte und kurbelte.
Gemeinschaftliches Post-Mortem-Grübeln Ein Matchausgang aufgrund der Situation ausgangs der Eröffnungen und sogar bis tief in Mittelspielstrukturen würde uns nach Berliner Wertung also scheitern lassen. Irgendein Parameter musste sich im Sinne des Erfolgs noch zu unseren Gunsten verschieben. Und das geschah klassischerweise ganz vorne. Nach nicht ganz risikolosen Materialumverteilungen erhielt Normi dann doch noch entscheidende Initiative und stellte den wichtigen ganzen Punkt sicher. Derweil vermochte ich alle weißen Versuche abzuwehren, bis auf der gegenüberliegenden Seite keine Hinterachse: Detlef vs. Rolandus; Riker vs. Klaus-Peter Hoffnungen auf einen Sieg mehr überlebt hatten und das angestrebte Remis eingefahren war. Doch Rolandus hatte in einem inzwischen für ihn eher vorteilhaftem Bauernendspiel die Option eines entfernten weißen Durchbruchs ignoriert und kam so zwar knapp aber einfach zu spät zur eigenen Verwandlung. Dafür hatte sich Riker zu einem soliden Zweibauernvorteil durchgerungen und trug diesen bedacht und souverän ab.

Weimarer Weihnacht So stand am Ende ein 2,5-Erfolg und das Überwintern im deutschen Pokal zu Buche. Dabei hatte nur ein Quäntchen Unglück zum Ausscheiden gefehlt.
Im Hotel direkt neben dem Schloss tagte unterdessen die Kommission für Leistungssport des DSB, u.a. mit Alex Naumann und Bernd Rosen. Als wir erfuhren, diese hätten ihr Diner erst auf 20 bis 20:30 Uhr terminiert, war die Entscheidung schnell gefallen darauf nicht mehr warten zu wollen. Da auch noch Rolandus von Heimweh sprach, war heimisches Resteessen angesagt, unterstützt von Rikers hawaiianischen Kochkünsten. Vielfalt von Abendprogrammoptionen bei gleichzeitiger Vielfalt von Vorlieben lähmte dann allerdings die müden Krieger bis hin zu völliger Tatenlosigkeit.
Anderntags trocknete Kamsky zwar Shirov endgültig aus, aber dafür fanden sich in der Tourimeile besonders günstige Ausgaben von "Don Carlos" und "Wilhelm Tell", endlich der süße Abschluss in Form von Schoko-Erdbeeren sowie am Bahnhof wenigstens noch der Stadtplan.

Mikly

  TSG Apolda SG 1871 Löberitz 1,5:2,5
1 Maiwald, Harald Schütze, Norman 0-1
2 Goemann, Jens Klyszcz, Michael ½
3 Siegl, Detlef Franke, Roland 1-0
4 Krug, Klaus-Peter Schäfer, Reyk 0-1

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