Chess Classic 2008

Syriana Heart

oder

Wo wollen Sie denn hin?

Solinger-Löberitzer Plausch Bis Freitag Nachmittag lief trotz etlicher Abarbeitungsberge alles nach Vorbereitungsplan. Doch dann begann das Frieren. Bei über 30 Grad Celsius!
Einen dicken Hals gab es bereits in der Nacht zuvor, nun aber entwickelt sich aus dem Verdacht Gewissheit – krank! Ein tiefer Blick in den Spiegel erhärtet den aufkeimenden Verdacht: Pünktlich zum lange erwarteten Classic-Wochenende schneit eine Mandelentzündung herein. Na prima. Statt in Ruhe die fälligen Einkäufe zu erledigen gerät die knapp zweistündige Suche nach medizinischer Versorgung zu der Erkenntnis, dass eine Stadt mit immerhin 120.000 Einwohnern von freitags 14 Uhr bis montags 9 Uhr, mithin also fast drei volle Tage einer jeden Woche, keinen einzigen dienstbereiten HNO zur Verfügung hat.
Ra! Es klingelt. Franzi fehlt! Normi und Riker aber haben erfolgreich auf Bahnverspätungen spekuliert. Bis zum Griechen ist der Zug für die Nudel allerdings abgefahren. Riker setzt noch das Herz eines Engels, also einen alten Rourke-Klassiker, gegen Normi's höchst gelungene Selektion durch.
In Mainz sitzen wir die Anmeldeschlange bei gesammelten Göttern aus. Normi ist jetzt Meister, FIDE-Meister! Dennoch, das Feld ist qualitativ diesmal doch spürbar dünner besetzt. Der Olympiade in Beijing auszuweichen zog relevantere Kollisionen nach sich. Beijing ist schließlich nicht Dresden.
Classic 2008 Ansonsten alles wie stets in bester Manier: die Rheingoldhalle ausgebucht, ein paar Bekannte aus der Großfamilie (nein, Ferdi fehlte!), die Breitbandverkaufsflächen, die gesalzenen Preise der Caféteria und das gewohnte Arsenal aus majestätischen Audiobeständen zur Einläutung des jeweiligen Rundengeschiebes. Und auch die fünf Partien des ersten Turniertages (die 960er waren natürlich derweil schon angewärmt) verliefen für den engeren Protagonistenkreis in üblichen Bahnen: 50 Prozent für das obere und untere Mittelfeld (Riker & Mikly) und 80 Prozent für das obere Quartal (Anita & Normi).
Abendliches Publikum Normi setzt hernach noch Anand & Carlsen & Moro & Polgar (diesmal kommentieren Dautov und Siebrecht ("Wir beginnen mal mit .. ")) gegen "Citizen Kane" auf der Wiese des Hafen 2 durch. Und zudem später auch den Clooneyschen Nahen Osten, bevor ihn nach Mikly's Nudeln zur Halbzeit das Kissen übermannt.
Sonntag wird knapp. Knapp weil früh. Doch wir schaffen es, kommen akkurat auf die Zielgerade! Bis zum Sichtkontakt. Da gehen nämlich etwa 20 Skater an den Start! Die Straße ist halbseitig gesperrt, ein Stau Normi, Riker, Anita hat sich gebildet. Unmittelbar vor dem angestrebten Parkhaus wird der Verkehr nach links in Richtung Innenstadt abgeleitet. Das geht nicht, unsere Uhr läuft bereits und beim Schnellschach eben zudem verdammt schnell runter. Ich weigere mich und zeige beharrlich an, nach rechts in das Parkhaus fahren zu wollen. Etwas anderes ist bei einem Abbiegen nach rechts auch gar nicht möglich, es gibt nur die Zufahrt zum Parkhaus. Die Ordnerin bemerkt meine Blockade und kommt auf mich zu. "Wo wollen Sie denn hin?", fragt sie allen Ernstes! Unsere Zeitnot verhindert eine allzu lange anhaltende Fassungslosigkeit. "Na, in's Parkhaus natürlich!", rufe ich. "Na gut, Sie müssen dann aber bis mindestens 14 Uhr dort bleiben!", beschwört sie. Ja doch, Kulturteil: James Rizzi sowieso, und sollte uns auch der Himmel auf den Kopf fallen. Wir hechten mit etwa 7 Minusminuten an die Bretter. Und es wird eine glänzende Sonntagauftaktrunde!
Ich selbst darf in einer halben Sternstunde den Hamburger Legahn regelrecht zerlegen, Anita ihrem landsmännischen Großmeisterkollegen Hera den vollen Punkt abluchsen und Normi den GM Milov auseinanderschwindeln. Nur Riker grübelt noch zu lange über die Mainzer Wegetechnik. Doch es sollte sich nur um ein kurzes Flackern gehandelt haben, danach herrscht bis zum Schluss sportlich nur noch Monotonie bis Tristesse, wie es sich für echte Potheads (eine Empfehlung des Großhansdorfer-Pfingstturnier-Kämpen Thomas Rieling - und siehe da, deren Movie-Angebot auf der Homepage liefert: Chess!) auch schon mal geziemen mag.
Triathlon-Zeit Zur Abwechslung haben sich inzwischen die 20 vom Zieleinlauf gestarteten Inliner zu einer ausgewachsenen Triathlonveranstaltung am Rheinufer gemausert und Familie Thomaschewski hat sich mal hereingeschnuppert. Nebenbei immer wieder ein Genuß die Dramaturgien an den Spitzenbrettern bequem auf den vielen Monitoren oder auf den riesigen Übertragungsschirmen in der Vorhalle oder dem Turniersaal zu verfolgen.
960 Grundstellungen Die Abreisen klappen vorzüglich, die Rundenergebnisse sind nun sogar mit dem netten Service der Scorecards (Gegner- und Ergebnisübersicht) der Spieler ausgestattet, deren Ratingsummen man allerdings nicht allzu genau nehmen sollte und für das nächste Jahr haben die Jungs noch ein Drittel markant herben Duftes in unmittelbarer Nähe zum Isenburger Schloß eingelagert, es sei denn Riker fährt doch noch Taxi ..

Mikly

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