Weicher Brocken

Mikly platt Ob 2000 oder 2001 kann nur noch die Chronik klären. Damals jedenfalls, einst im Januar, unternahmen wir (Chevalier, Stephie, Konrad, Uwe, Mikly) die erste Vormannschaftskampfexkursion zum Brockengipfel. Bis wenige hundert Meter vor dem Ziel war es ein durchaus angenehmer Gang durch die verschneiten Wälder, dann jedoch zeigte der Brocken, was in ihm steckt. Der einzige Mittelgebirgsberg mit Hochgebirgsklima (!) tobte - Sturmböen bis 160 km/h und peitschender Eisregen durchnässten uns bis auf die Haut, wehten Stephie beinahe zurück ins Tal und machten Sichtweiten von mehr als bis zur ausgestreckten Hand unmöglich.
Brockenbahn Brockenwirt und alle anderen Gebäude waren unter einer dicken Eisschicht vergraben. Durchgeweicht eilten wir in nur knapp einer Stunde den Berg wieder hinunter und versuchten in Schierke ein Zimmer anzumieten um möglichst schnell eine heiße Dusche abzukriegen, doch kein Quartier gab unserem Ansinnen statt und so geriet Uwes Wagen mit seiner gut funktionierenden voll aufgedrehten Heizung zur Rettung. Die Stiefel aus dem Fenster heraus ausgegossen und nur noch mit dem nötigsten Anstand bekleidet heimgefahren.
Versunken im Weichen Berg Bei der Schrägen Abendmahlzeit schimmerte auf allen Gesichtern jene Art von Glückseligkeit, die sich dann zu zeichnen pflegt, wenn ein unmittelbar einwirkendes Erlebnis geballter Natur als seelphysisches Abenteuer wohlbehalten überstanden ist.
Anderntags verlor dann keiner der Gipfelstürmer seine Partie womit ein Nimbus geboren war - wer es mit dem Körper bis ganz nach oben schafft, dem fällt der Geist nicht vollends runter.

Stephies Hose Leuchtender Anregung gedankt war es heuer mal wieder so weit. Chevalier und Il Presidente fielen aufgrund anderer Verpflichtungen aus, doch dafür erschlossen sich Helmut und Riker der Bergmannschaft. Die Vorzeichen standen auch gar nicht so schlecht an die Sturmzeit zu knüpfen, denn trotz vorgerückten Märzes kündeten fest im Wintergriffe alle Medien vom gesperrten Brocken und alle Wettermeldungen versprachen knitterextreme Verhältnisse auf Meter 1142. So marschierten wir vom Schierker Parkplatz zunächst zur Stärkung an der ersten Brockenbahnstation, da es weiter oben sicher nichts mehr geben würde und genossen beim Aufstieg die grandios verschneite Natur, die sich in der Symbiose zwischen Frost und Flora gar wunderlich im Verkleidungsmantel zelebriert, den Eiskristallen Skulpturen bildet und den gesamten Forst einwattiert.
Beratung Nach und nach wurden die Wattezentimeter bald zum Meter und wir versanken bei jedem Schritt tiefer und tiefer in den schmiegsamen Pudermassen. Andere Wanderer gab es praktisch nicht mehr und Lichtungen entsagten der vermeintlichen Windstille im Schutze der Nadelkolonien ihr trügerisches Dasein. Schneetreiben setzte ein und jeder Fortschritt geriet zur Marginalie, gemessen am Tempo auf wegbarem Geläuf. Im Angesicht des Zeitbudgets zollten wir daher vier Meilen vor der Eisfratze des Brockenwirtes der Entdeckung der Brockenzapfen Langsamkeit Tribut und entschieden uns zur Umkehr am Brockenbett, nicht ohne Stephie noch durch einen wenige Zenitmeter erübrigenden Schrankenspalt zu lassen um ihr hernach gezielten Schneebewurf in auswegloser Hütte angedeihen zu lassen. Was wäre denn auch eine Leuchte, wenn aus rot nicht weiß würde? Und da es sich im sanften Gefälle entlang des Brockenstraßenkanals noch viel besser leuchten lässt, wurden schneeblinde Logikfreiheiten gleich im halben Dutzend entlarvt, wie z.B. die Ruhe ausgepumpter Bälger durch die Ruhe banaler Abwesenheit ersetzt, herkulinische Schneeflocken dafür übergestülpt, der elegante Der Schnee wird tiefer, die Sicht schlechter Steilpass mit unzulänglicher Pike verlängert und eine fehlende Mütze ebenso interviewt wie den folgenden Schirm dann wieder nicht. Die Rückkehr nach Schierke bot noch einmal Wintermacht in all seiner Pracht, nun jedoch nicht mit Flora, sondern Baukultur symbiotisiert.
Im Café Winkler ernteten wir zunächst große Augen ob unserer Yetiimitationen, doch die Entledigung unserer Felle ließ uns bis auf eine hartnäckig entstellte Frisur flugs wieder zu Angehörigen der humanoiden Spezies Etwas höher gings noch mutieren, die sich alsbald gierig in Kaffees, Tees und allerlei süßer Verführungen hineinschlemmten. Die Rückfahrt gebar einen konzentrierten Umgang mit eisern verteidigten Winterpneus und ferne Glorie aus Ostwestfalen, ehe nach Wannen und Duschen der Abend in Schlachtgesängen der Zelluloidkollegen Schräge ausklang.

Mikly

Die schwedische Schapka hat noch nicht ausgedient
Skihütte unter Schneelast
Auch die Äste haben zu tragen
Brockenläufer
Süßes mit Lokalkolorit bildet die Notreserve
Ein Ross?
Stephie, Uwe
Schierke wird eingeschneit
Schneewald

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