8. Spieltag: SG 1871 Löberitz II - Burger SK 4,5:3,5
0:0
Im Vorjahr hatte ich mir in Naumburg den Samstag-Teil der zentralen Verbandsliga-Endrunde ganz entspannt als Außenstehender angeschaut. Schon damals war es sehr eng an allen Fronten. Auch diesmal hatte ich nach einem relativ schnellen Remis viel Zeit zu schauen. Ich kann aber versichern: Entspannt war das ganz und gar nicht ...
Die Ausgangslage war genauso zugespitzt, wie sie aussah und ansonsten wie vom ML in der Vorschau zu Saisonbeginn vorgegeben:
Ziel sollte es sein, bis vor der letzten Doppelrunde den Klassenerhalt noch aus eigener Kraft schaffen zu können. Dann können wir zeigen, ob wir ligatauglich sind oder nicht.
Am Samstag ging es ausgerechnet gegen Burg. Während meines Studiums habe ich viele angenehme Stunden in den Burger Vereinsräumen (=Blitzhochburg) verbracht – mal mit, mal ohne Roman. An dieser Stelle noch ein verspätetes, aber umso herzlicheres Dankeschön dafür! Ich drücke die Daumen für Eure baldige Rückkehr!
Unsere Mannschaft traf sich bereits vorab und Elina war diesmal nicht allein angereist: Obwohl Dana verhindert war, ließ es sich Andris nicht nehmen, unser Team im Abstiegskamf zu unterstützen. Super!
Bei prächtigem Frühlingswetter hielten wir die strategisch wichtige Terrasse am Hallmarkt besetzt und konnten so praktisch alle restlichen Mannschaften in die Arena marschieren sehen. Zur Endrunde selbst dann mehr im Verbandsliga-Teil. Ich fand sie sehr gut organisiert und den Kuchen lecker. Ob letzterer bei anderem Ausgang auch anders geschmeckt hätte, sei mal dahin gestellt.
Ein Disclaimer noch: Die Kenntnis einiger Computer-Analysen und des Burger Berichts kann ich im Folgenden nicht ganz ausblenden.
1:1
Das Match begann eher untypisch für uns mit zwei schnellen Remisen an 1 und 3. Burg wollte offenbar hinten punkten und scheute sich nicht, vorn die Weißbretter abzugeben. Ich wollte gegen Ingolf eigentlich spielen, ärgerte mich aber über eine zuvor verpasste Möglichkeit auf viel mehr Kontrolle und verlor – wie unser Kapitän auch – das Vertrauen in meine Stellung, je länger ich drauf schaute. Der Rechner findet alles noch gut, will aber auch seltsam offene Königsstellungen spielen. Das Remis war wohl letztlich in Ordnung und an 1 umso mehr.
Verständlich, dass Marco nach gutem Saisonstart, aber zuletzt langer Rochade mit einem frühen Gebot Ruhe reinbringen wollte. Aber seine Stellung war schon ziemlich gut. Auch hier empfahl der ML: Annehmen!
Nun begann freilich die Leidenszeit für uns Kiebitze, denn der Kampf war lange Zeit bestenfalls unklar. Um nicht zu sagen: Es gefiel mir nicht. So richtig gut stand eigentlich nur Mikly und der hatte seine Leidenszeit noch vor sich ...
2:2 oder "gefühlt +5"
Schnell auf Abwege gerieten wir an 8: Nicklas' Läufer auf a2 hatte einen zu schweren Stand gegen Klaus' Bauernkette a6-b5-c4-d3.
Münzi schoss nervenstark den Ausgleich gegen Uwe in einer wahren Zeitnotschlacht. Freibauern, Opfer, Königsangriff – alles dabei in einer hochkomplexen Stellung, die Marco als "gefühlt +5" für Burg einschätzte. Tatsächlich kam Weiß dieser Bewertung für einen Zug nahe und mir gefiel es beim Zuschauen auch ganz und gar nicht, aber leicht zu sehen war es nicht. Und ansonsten erwiesen sich Münzis Freibauern doch über weite Strecken als die gefährlicheren.
Eine sehr spannende Partie, bei der man auch nach längerem Hinsehen mit dem Rechner, nicht gleich weiß, was los ist.
3:3 mit der lettischen Achse
Andris hatte sich zuvor für das Vertrauen bedankt. Er sei doch nur ein Amateur. Ich denke, sein Einsatz war wertvoll, weil die Gegner ihn zum einen nicht einschätzen konnten und wir überraschend Münzi und Nicklas nach hinten beordern konnten. Gleichzeitig spielte Andris die aufregendste Partie des Tages und konnte bei der einzigen Schiri-Entscheidung der Endrunde von seinen hervorragenden Deutsch-Kenntnissen reichlich Gebrauch machen ...
Nach schwieriger Eröffnung konnte sich unser Mann trotz Minusbauer dank dominierender Figuren etwas Vorteil erspielen, aber der Tausch des mächtigen Springers gegen den vermeintlich guten, aber doch tatenlosen Läufer tat der Stellung nicht gut. Nach einigen Verwicklungen entstand ein Turmendspiel, bei dem nur noch Schwarz Bauern auf g und h hatte. Hier hätte man das Kapitel beenden können, aber Andris stellte noch eine kleine Pattfalle. Kleckern darf man nicht, um solche Fallstricke zu legen und so wurden einige Nebeneffekte in Kauf genommen. André hatte mehrere Möglichkeiten, auf den Trick zu reagieren:
a) die wohl einfachste: Matt in 1 setzen
b) umwandeln in einen Springer
c) umwandeln in einen Läufer
Man ahnt es schon, dass Weiß eine vierte Möglichkeit fand. Oder doch nicht? Es folgte jedenfalls nicht 64...Th2xx, sondern 64...g2+ 65.Kh2 Tf1 66.T:f1 und nun ... schlug der Bauer zurück, blieb aber irgendwie auf dem Brett – begleitet vom Ruf des Schwarzen: "Dame!" Nur gut für ihn, dass die Regeln dem keine Verbindlichkeit beimessen. So wurde es nach langen Diskussionen doch noch ein Springer und die erneute Burger Führung ...
Elina machte jedoch da weiter, wo sie aufgehört hatte: mit einem schön herausgespielten Sieg in einer interessanten Partie. Das Bauernopfer ...f4 war dabei womöglich zu kreativ. Frank hatte in der Folge einige Chancen ins Remis abzuwickeln, wenn auch keine trivialen. Schließlich kostete der Wanderkönig aber doch Material.
4:3 dank Normi 1.0
3:3 und noch zwei gute Stellungen für uns. Der Wendungen war es damit aber noch nicht genug.
Gipfeltreffen der zwei Stärksten ihrer Mannschaften an 2. Zunächst mal war ich heilfroh, in einem Abstiegsendspiel nicht gegen Grossel ran zu müssen. Ziemlich genau 10 Jahre zuvor hatte ich im Pokal gegen ihn nach 18 Zügen die Segel streichen müssen. Auch Normis Vorgehen mutete sagen wir freundlich zweischneidig an. Grossel konnte in einem Pirc ausgangs der Eröffnung Remis aus der Position der Stärke bieten. Kompliziert war es aber allemal. Während Normi 2.0 noch wankte, verhieß der Rundgang unseres ML wohl: weiterspielen. Und weckte so Normi 1.0 aus alten Zeiten und Turmopferideen. Die Grossel nicht geheuer waren – wohl zu unrecht. Da Schwarz Material verschmähte, musste er ein schlechteres Turmendspiel verteidigen. Dieses schien mir fast ein Spiegelbild von Neukirch - Schütze aus Runde 3 zu sein, aber diesmal mit unserem Mann von Anfang an auf der richtigen Seite. Da Normi offenbar noch wusste, wie Detlef hätte spielen sollen, gabs einen Punkt nach sauberer Technik. Puh!
4,5:3,5 und ein echtes Patt
Just als Normi auf die Siegerstraße einbog, wollte es Mikly wohl spannend machen und stellte nicht nur seinen sauber herausgespielten Bauern, sondern fast auch die Stellung weg und musste fortan ums Remis kämpfen. Die Tendenz in dieser Partie bereitete eindeutig Sorgen, zumal Bastian nach ca. 5,5 h aus Minusbauer und schlechter Stellung einen Mehrbauern mit durchaus vorhandenen Gewinnchancen gemacht hatte. Ob es tatsächlich gewonnen war, vermag ich nicht zu sagen. Gut möglich, dass es immer gerade noch haltbar war. Aber bei tickender Uhr im Abstiegskrimi? Mikly blieb jedoch cool und pragmatisch auf der Uhr. Am Ende konnte er in ein Bauernendspiel mit gegnerischem h-Bauern abwickeln, das mit dem einzig echten Patt des Tages nach 6 Stunden Spielzeit endete. Dafür wurde er von Andris zu Recht als Held des Tages bezeichnet! Nochmal Puh!
32 + 2
Unter solchen Vorzeichen konnte das große Klassentreffen in der Taverna Kreta erst einmal in gelöster Atmosphäre über die Bühne gehen. Nicht ganz zufällig hatten sich hier die Mannschaften von AEM, Merseburg, Sanger(s)hausen und Löberitz versammelt, inkl. unserer 9. Frau, Patricia und unseres 9. Mannes, Frido. Aber ein Blick auf die neue Tabelle verriet, dass noch nichts geschafft war ...
Reyk
SG 1871 Löberitz II | Burger SK Schwarz Weiß | 4,5:3,5 | |
---|---|---|---|
1 | Niegsch, Nicolas | König, Marco | ½ |
2 | Schütze, Norman | Großmann, Herbert | 1-0 |
3 | Schäfer, Reyk | Sobiechowski, Ingolf | ½ |
4 | Klyszcz, Michael | Deubler, Bastian | ½ |
5 | Otikova, Elina | Wagner, Frank | 1-0 |
6 | Ozols, Andris | Berger, Andre | 0-1 |
7 | Münzberg, Stephan | Risch, Uwe | 1-0 |
8 | Rößler, Nicklas-Stefan | Nielebock, Klaus | 0-1 |
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