7. Spieltag: SG 1871 Löberitz - Nickelhütte Aue II 4:4

"Ich bin noch immer so müde von gestern."
(AnnenMayKantereit)

Brett 6 oder Weiße Wand

Robert, Christian Unserem ML ging es doppelplusungut. Echt jetzt. Und das, obwohl er eigentlich drei Jahre früher geboren wurde als die Szenerie des Literaturklassikers. Warum man sich trotzdem an das Brett quält? Gegenfrage: Why not? Es könnte doch "amazing" werden! Dauerkartenbesitzer fühlen sich spätestens seit dem 4:4 in Magdeburg phänomenal von Löberitz unterhalten – oder geht das entweder nur mir so? – von so einer Rendite können andere Aktienanleger nur träumen! Dream on. Wenn man vom VfB Leipzig ob seines Aufschlages landesweit gepriesen wird, kommt das ja nicht von ungefähr. Also ans Werk! Da der Siegeswille stärker ist als Viren, Bakterien, Magengrummeln, Übelkeit, schlechte Luft und prekäre Stellungen der Mannschaftskollegen zusammen, hat Normi – in Vorfreude auf erholsamen Schlaf – alles gegeben und ist belohnt worden. Eine Aljechin-Verteidigung ordentlich angegangen. Schindli muss hier noch einmal befragt werden. So gelang der heiß ersehnte Führungstreffer im Duell gegen den kurzzeitigen Tabellenführer. Feine Geschichte.

Brett 5 oder Hinter klugen Sätzen

Eine schwarze Doppelrunde war es für Holly nicht, wenngleich er in beiden Spielen des Wochenendes als Nachziehender agieren durfte. Nachdrücklich wird daher an dieser Stelle festgehalten, dass Holly als Ruhepol in kritischen Situationen, Punktspiel-Meilensammler und eloquenter Gesprächspartner in allen Lebenslagen unschätzbaren Wert für unser Team hat. Dass hier und da der Schachspiel-Enthusiasmus dem Pragmatismus weicht, ist verständlich. Solid man. Nach 18 Zügen im Philidor gab es keine allzu spannende Perspektive mehr, wenn man sich ausmalt, dass sich die Schwerfiguren auf der d-Linie egalisieren und man sich – je nach Belieben – mit Umgruppierungsmanövern der eigenen Springer selbst schwindelig spielen kann. Noch drei Stunden lang. Holly weiß, wie man seine Kräfte einteilt. Team führt. Zug fährt. Restsonntag ruft.

Brett 7 oder Ich geh heut nicht mehr tanzen

Schindli kann sich nicht zwischen Damenindisch und Benoni entscheiden und lässt den Bauch die ersten Züge ausführen. Leider kann Weiß einen Zug eher das Feld d5 mit einem Bauern besetzen und unser Mann landet in einer passiven Stellung, in der der schwarzfeldrige Läufer wohl eher nach g7 denn nach e7 gehört. Sagen Besserwisser. Lässt sich natürlich leicht sagen. So hinterher und mit etwas Abstand. Auch hier wird mit der e-Linie ein Platz auserkoren, an dem man die Schwerfiguren ins Nirwana tauschen kann. Man darf die physische und psychische Belastung so eines Doppelrundenwochenendes wirklich nicht unterschätzen. Kreativität und Spielwille ist m. E. samstagsphil und sonntagsphob, aber statistisch signifikante Untersuchungen stehen noch aus. Wohl dem, der einen ausgedehnten Kader hat. Dem Punkt passiert dasselbe wie dem Mantel von St. Martin: Er wird geteilt. Nächstenliebe und retrospektive Betrachtungen des gezeigten Verhaltens sind Optionalitäten. Kopf aus. Buch raus. Ganz weit weg. In Gedanken.

Brett 8 oder Alle Fragen

Der Chronologie folgend war mein Brett das nächste, welches mit einer Entscheidung aufwartete. Das Unterhaus war obenauf. Dass Holly, Normi, Christian und ich schneller ihre Partien beenden als Dana, Sebi, Nico und Robert, kommt auch nicht so häufig vor. Vielleicht liegen dem Sonntag noch weitere Gesetzmäßigkeiten zugrunde? To do Listen erweitern sich. Forschungsschwerpunkte gesichert. Hatte Löberitz im Rotationsmodus die samstägliche Niederlage von AE Magdeburg zu einem spontanen Stammachter inspiriert? Manche Fragen bleiben rhetorisch. Und philosophisch. Ich kann euch nur sagen, dass eine Einzelpartie am Sonntag deutlich entspannter ist als eine Folgepartie am Doppelrundenwochenende. Hatte mir daher selbst auferlegt, Zählbares zu erreichen. Die Erkältung war ja schon fast ausgestanden. Schnief. Unpünktlichkeit ist bei mir umgekehrt proportional zum Anreiseweg. Das ist zumindest die unterhaltsamste Ausrede. Und ja, es ist mir peinlich! Meine Partieansetzung war dann ein Wiederholungstäter, allerdings tauschten wir gegenüber 2017/18 die Farben und ein Brett. Die Eröffnung gestaltete sich recht ausgeglichen, die leichte weiße Initiative versandete zunächst, ehe mein Gegner das Spiel und die Stellung aufwirbelte. Ein logisches Qualitätsopfer kam mit zwei Bauern und einem klar besseren Endspiel daher. Ich hätte noch präziser spielen können – What? – aber schlussendlich waren zwei Freibauern plus Springer to much für einen Turm ohne Ausgang.

Brett 1 oder Schon krass

In der Formel 1 gibt es ja Boxenstopps. Und Reifenwechsel. Damit die nicht ohne Profil und völlig überhitzt weiter über den Asphalt brettern. Sebi musste nach zwischenzeitlichen, phänomenalen 4,5/5 auch an die Box. Und IM Pulpan war die Rennleitung. Irgendwie. Der hat einen anderen Motor und unkaputtbare Reifen, welche es ihm erlaubten, trotz 5,5/6 Vollgas zu geben. Die Partie spielte sich wie aus einem Guss, leider für Weiß. Ich muss ehrlich zugeben, beim Nachspielen der Partie kann ich keinen richtigen Aussetzer finden, was umso mehr für das Spitzenbrett von Aue spricht. Die Ingenieure werden schon was finden. Und zum nächsten Rennen ein neues Set-Up präsentieren. Die Konstrukteurswertung ist noch nicht entschieden. Noch nicht. Sebi, ich bin und bleibe Fan!

Brett 3 oder Schlagschatten

Robert verteidigte sich Spanisch. Kann man machen. Er hatte schon problemlos ausgeglichen, als er sich zu 12... Sxd5 hinreißen ließ. Schwarz sollte den Sd5 vermutlich einfach mit c7-c6 befragen. Dieser Springertausch hinterließ nicht nur einen Monsterläufer auf d5, sondern in Verbindung mit dem nun folgenden Damentausch auch ein ungleichfarbiges Läuferendspiel, welches trotz der Doppeltürme eklig zu bespielen war. Und Du weißt: 3 Stunden to go. Minimum. Maximal Remis. Tolle Wurst. Roberts Gegner lavierte dann geschickt hin und her, um es voll auszukosten, tauschte einen Turm und machte langsam Fortschritte. Aufgrund der Festlegung der Bauernstruktur konnte Robert nur zuschauen. Irgendwann schaltete sich auch noch der König mit ein und es wurde klar, dass Aue hier den Anschlusstreffer markiert. Bitter sweet symphony.

Brett 2 oder Vielleicht Vielleicht

Konstrukteurswertung noch nicht entschieden: Sebi, Dana Dana tauschte per Einstieg auf c7 zeitig die Damen. Mit dem Willen, die Initiative an sich zu reißen, öffnete sie die Stellung, was im konkreten Falle aber Schwarz zum Vorteil gereichte. Unangenehm. Diese Stellungseinschätzung änderte sich auch bis zum 32. Zug nicht, als das schwarze Ke8 die Bewertung in einem Zug von =+ auf += verwandelte. Ein Bauer war futsch. Dana war wieder in ihrem Element. Man spürte, wie sie für die Mannschaft versuchte, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen. Leider wollte sich die Bewertungswaage partout nicht von += wegbewegen. So was aber auch. Als ich im Begriff war, die Szenerie zu verlassen, huschten Augenpaare über das Partieformular. Zugwiederholungen lagen in der Luft. Ob das Remis durch eine Reklamation beendet wurde oder nicht, erübrigt sich durch den Umstand, dass die Endstellung trotz Mehrbauer einfach nicht zu gewinnen ist. Kann man machen nix.

Brett 4 oder Nur wegen Dir

Bei Niegsch – Schnabel ist immer was los. Heuer die dritte Oberliga-Auflage. Im Grünfeld wurden trocken ein paar Theoriezüge abgespult, ehe dasselbe Endspiel wie bei Robert entstand, mit dem kleinen Unterschied, dass sich hier gleichfarbige Läufer gegenüberstanden. Nico verfügte über zwei Zentrumsbauern, während Ralf je einen Mehrbauern an jedem Flügel zur Verfügung hatte. Die anspruchsvolle Stellung hielt einige Tücken bereit. Hätte man zunächst ein paar Schleierwölkchen vermuten können, verdunkelte sich der weiße Himmel zwischen dem 30. und 40. Zug zusehends. Kurz vor der Zeitkontrolle war die Partie dann eigentlich rum. Aber Nico wäre nicht Nico, wenn er nicht alles versuchen würde, um Gegenspiel zu erzeugen. Fast geräuschlos zauberte er alle Drohungen vom Brett und es entstand ein Turmendspiel mit je einem Bauern. Ralf entschied sich für das Abdrängen des Königs statt für den direkten Bauerngewinn. Nico hielt den Laden und damit das 4:4 zusammen. Da fällt Dir nix mehr ein! Summa summarum würde ich mal sagen: Ausgekämpft!

Brain

  SG 1871 Löberitz Nickelhütte Aue II 4:4
1 Pallas, Sebastian IM Pulpan, Jakub 0-1
2 WGM Reizniece-Ozola, Dana IM Cerveny, Martin ½
3 FM Stein, Robert FM Jurasek, Miroslav 0-1
4 Niegsch, Nicolas Schnabel, Ralf ½
5 Pröhl, Holger Heinz, Thomas ½
6 Schütze, Norman Flöter, Frank 1-0
7 Schindler, Christian Heinz, Jürgen ½
8 Schuster, Martin Pössel, Christian 1-0

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