2. Runde SG 1871 Löberitz - SG GW Dresden 3,5:4,5

Die Vögel ...*

Die Vögel ... schlugen eine wahre Schlacht um zwei Brotkrumen bei der Ankunft in Elbflorenz, was unser Fotograf nur unzureichend einfangen konnte. Dem voraus gegangen waren erlebnisreiche Zugfahrten mit Dynamo-Fans und einem charmanten Schaffner ("Die Schülerausweise bitte!").
Die erste Doppelrunde stand gegen starke Gegnerschaft an – und das ohne unsere Spitzenbretter und die Elina/Schindli/Holly-Achse. Motto: Mehr Fotos als beim letzten Mal und schauen, was geht. Wie würde es um unser Schlachtenglück bestellt sein?

Champagner ...

Viel Raum für Analysen ... muss es nicht gleich sein, aber mehr als eine 0,33 l-Flasche Wasser für vier Mannschaften darf man schon erwarten ... Auf der Habenseite kostenloser Kaffee und Gebäck von den mir ohnehin sympathischen Dresdnern in allerdings kuscheligen Räumlichkeiten. Wer Bewegungsfreiheit suchte, entschwand zügig ins vergleichsweise geräumige Analysezimmer.
So geschehen bald an 8 – deshalb darf ich ja schreiben – und an 4. Sebi hatte allerdings gegen Daniel Siedentopfs Spanier nichts herausgeholt und am Ende war auch nicht mehr viel auf dem Brett. Das Remis hier vernünftig und folgerichtig. Umso erfreulicher, dass Sebi anderntags seine kleine Formkrise überzeugend beendete.

Zumindest auf der Schwarzseite folgte ein theoretielastiges und alles in allem korrektes Remis bei Norman gegen Michael Genkin auf Shirov's Fußspuren. Zeitnot trotz Theorie bis Zug 23? Zwischendrin ging sogar mal was, wenn ich es richtig mitbekommen habe.

Ok, das war verwechselt und gehört in den Sonntag. War halt mit heißer Nadel gestrickt. Norman zu seiner Partie: "Samstag ein unspektakulärer Engländer, in dem Weiß früh mit d4 alles auflöste und es im Damenendspiel mit 4:2 gegen 3:3 mündete. Ich habe erst Remis abgelehnt, aber Weiß hat recht schnell den Ausgleichsweg mittels Vorstoß des e-Bauern gefunden." Jedenfalls 1,5:1,5.

Immer Ärger mit Harry ...

Achso ... bekamen Paul Zwahr beim Verspeisen von Nicos h-Bauern und im Nachbarraum Mika Hassemeier in seiner Partie gegen FM Harald. Am Ende wurden bei Hoyerswerda - SK noch ein paar Ergebnisse umgewürfelt und Harry gewann nicht, dafür aber seine Mannschaft mit zwei wichtigen Punkten.

Nico hatte sich ein Konzept von Harrykrishna (oder war es doch Le Quang?) zurecht gelegt, um den Schwarzen am Damenflügel (blockierend) vorzulocken – gefolgt natürlich von heterogener langer Rochade. Da war es gar nicht so überraschend, dass Harry unbekömmlich war, aber hier Nico ohnehin schon in seinem Element. Der Rechner bestätigte dann auch noch mehr als gedacht, dass alles seine Richtigkeit hatte. Führung für uns.

Abwärts ...

... ging es dann allerdings vor und nach der Zeitkontrolle. Hugo am Spitzenbrett hatte gegen Dresdens Topscorer Christoph Dahl nach sehr interessantem Mittelspiel ein materiell gleiches, aber aufgrund der Aktivität von Bauern und Figuren wohl schwieriges Turmendspiel zu verwalten, was letztlich nicht zu halten war. Der Rückgewinn des Bauern bei weißer Aktivierung war hier die falsche Entscheidung - zuvor hatte Schwarz wohl keine Probleme.

Sehr unangenehm zu diesem Zeitpunkt auch die Stellungen von Böhmi gegen Dieter Kaiser und Frido gegen Marcel Gehmlich. Dabei hätte Frido zuvor zweimal mit ...c;b!! (einmal als Damenopfer) in hochtaktischer Stellung die Partie drehen können. Schade! Wir hofften insbesondere in dieser Partie noch dank ungleichfarbiger Läufer (da gleichzeitig die letzte andere laufende Partie an 7 gut stand), aber da noch Türme drauf waren ...
Letztlich gingen an 5 und 6 beide Partien und damit der Mannschaftskampf verloren, bevor die dramatischste Partie des Tages ihr Ende finden durfte.

I Saw the Whole Thing

Sprich, 'Freund' und tritt ein! Joey hatte sich langsam, aber sicher gegen Bernd Salewski eine positionelle Gewinnstellung erarbeitet. Die Engines verwerten lakonisch, wenn auch auf völlig unverständliche Weise, indem sie einfach nichts machen, bis sich Weiß selbst in Zugzwang bringt. Oder so. Der menschliche Ansatz, den möglichen Bauerngewinn mitnehmen und ins Endspiel abwickeln, ging leider mit einer nicht unerheblichen Aktivierung der weißen Figuren einher.

Wie so oft führte das dennoch fortwährende Streben nach dem vollen Punkt und Mannschaftsunentschieden am Ende fast zum Verlust. Joey sah schon das ganze Unheil kommen, aber O-Ton: "Ich habe den Gewinn weggeschmissen und mit Schleifchen zurückbekommen." Bernd fand noch ein Zwischenschach, das die Gewinn- in eine Verlustkombi verwandelte.
Leider nur noch Ergebniskosmetik auf 3,5:4,5.

Das Fenster zum Bad

Ein Wasserrohrbruch in der gebuchten Bleibe ließ uns anschließend kostenlos aufs 4-Sterne-Motel upgraden. Hier dachte noch niemand an Norman Bates. Aber bald schon waren wir von der offensiven Penck'schen Symbolik gefangen. Tancred Mitschel, Mike Hammer oder Mickey Spilane sind nur einige Pseudonyme. Man darf "Standart" endlich mal mit t am Ende schreiben und besticht durch ausgefallene voyeuristische Extras, wie man sie sonst nur aus diversen Filmgenres kennt **. So zum Beispiel das Fenster zum Bad. Kein Quatsch! Hereinspaziert ins Panoptikum! Und natürlich ohne anzuklopfen.

Auf diese Weise erfuhr der Bericht doch noch seinen roten Faden.

Das Fenster zum Bad Das Fenster zum Bad Das Fenster zum Bad


Zwischen Grieche, buntem Riesenrad, Späti und der Cocktailbar klang auch dieser Abend aus im beunruhigenden Wissen, dass es diesmal wirklich 9.00 Uhr anderntags weitergehen würde ...

Reyk

  SG 1871 Löberitz SG GW Dresden 3,5:4,5
1 Post, Hugo FM Dahl, Christoph 0-1
2 Niegsch, Nicolas FM Zwahr, Paul 1-0
3 Schütze, Norman Genkin, Michael ½
4 Pallas, Sebastian FM Siedentopf, Daniel ½
5 Mertens, Fridolin Gehmlich, Marcel 0-1
6 Böhm, Christian Kaiser, Dieter 0-1
7 Deutsch, Joey Salewski, Bernd 1-0
8 Schäfer, Reyk Hutschenreiter, Jörg ½
*) Dank an Joey!
**) Ich meine natürlich Horror.

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