Ramada-Cup Magdeburg 2004
BCB-Comeback im Bunker
Während die anderen noch kämpfen, sitzen Mikly und ich in der Hotelbar und schreiben fleißig den Bericht zum Ramada-Cup. Um es vornweg zunehmen, Mikly und ich hatten uns dummerweise zu früh auf einen tollen Turnierabschluss gefreut. Wir spielten genauso wie Normi in der B-Gruppe. Nach 4 Runden hatte Mikly in schönen Angriffspartien alle seine Gegner niedergestreckt. Normi hatte zwei Remisen eingestreut und kam somit nur auf drei Punkte. Sein Punktekonto kann er nicht erhöhen, da er heute mit Riker beim Pokal mitspielen muss. Ich selbst kam auf 3,5 Punkte, nachdem ich in Runde 4 mit sehr viel Glück gewinnen konnte. Die Auslosung der letzten Runde konnte man sich an allen vier Fingern abzählen, da ich zu dem Zeitpunkt alleiniger Zweiter mit 3,5 Punkten hinter dem starken Mikly war.
Glücklich über meine letzte Partie fuhr ich mit Chevalier kurzzeitig orientierungslos zum Bunker. Dort angekommen fand ich eine große Runde guter Freunde vor. Und das Beste, mir wurde sogar ein Platz freigehalten, um das C zwischen B und B auszufüllen. Dieses Treffen war seit über zwei Jahren überfällig. Später hatten wir die grandiose Idee traditionelle BCB sogar noch auf das modernere BCBCB auszuweiten. Dies gelang durch die Einbeziehung der netten Begleitungen von B und B. Sabine und Weuni hatten vorausschauender Weise die Plätze im Bunker reserviert, so dass Claudia, Bolle, Bekka, Brain, Mikly, Riker und Normi die große Runde komplettieren konnten. Als ich mich gesetzt hatte, bot ich Mikly sofort das Remis an. Er nahm an und lehnte sich zufrieden in seinen Sessel zurück. Wir beide waren mit dem Remis sehr zufrieden, da Mikly damit Erster und ich wahrscheinlich Zweiter geworden wäre. Die Auflösung zum Turnierausgang lasse ich hier noch offen, da das Turnier noch läuft. Ich möchte nur so viel dazu sagen, dass es ein sehr kurioses Ende geben wird.
Der Abend im Bunker war sehr schön. Zwischen B und B fühlte ich mich wieder wie in alten Zeiten. Zur Aufwärmung wollte ich mal einen Cocktail probieren, da auch gerade Happy hour war. Allerdings war das Getränk namens Margarita ein ziemlicher Reinfall. Es hat nicht geschmeckt und war sehr wenig. Danach begnügte ich mich wie die meisten mit großen dunklen Köstritzern. Wie so üblich im Bunker, durfte man sich ein Gesellschaftsspiel aussuchen. Nach langem hin und her konnten wir uns entscheiden Activity zu spielen. BCBC bildete ein Team. Durch die strategisch soliden 4er-Karten behielten wir die Führung aufgrund des Anzugsvorteils und falscher Regelauslegung bis kurz vor dem Schluss. Doch dann ein Patzer auf der Zielgeraden und das Team Sabine, Claudia und Weuni gewann noch. Kurz zuvor wurde unser Team durch den Wechsel von Claudia geschwächt. Mikly und Bekka waren schon früher gen Zörbig abgereist.
Nun noch mal zum Schach. Der Brain und Maiky spielten im A-Turnier. Brain spielte tatsächlich 5mal Remis. Allerdings waren seine ersten vier Partien hart ausgekämpft. Nur in der letzten Runde einigte er sich mit Matthias Tonndorf auf Remis, da er sich nicht gut fühlte. Er hatte Schüttelfrost aufgrund einer Grippe, die er sich am Vortag eingefangen hatte. Am Ende war er sicherlich nicht sehr zufrieden mit seiner Leistung, auch wenn er durchweg starke Gegner hatte. Maiky hatte einen Traumstart mit 3 aus 3. In der vierten Runde spielte er Remis gegen Jeske, der an 1 gesetzt ist. Seine letzte Partie läuft noch und ist sehr spannend. Zu dem Ausgang des Turniers werden Mikly und ich noch an späterer Stelle berichten.
Teil II
Nun zum Ausgang des Turniers. Während des Vormittags hatte Mikly seine Partien im Notebook mit Brain und mir analysiert. Dabei musste er enttäuscht feststellen, dass seine 4 Gewinnpartien immer irgendwo 'nen Haken hatten. Seine schönen Kombinationen konnten meistens entschärft bzw. widerlegt werden. Aber wer gewinnen will, muss halt oft auch was riskieren. So ist das eben im Schach. Ich fand seine Partien sehr interessant.
Danach begaben sich der kranke Brain und Chevalier Richtung zu Hause. Und Mikly schaute sich meine unzähligen Bilder aus Cuba an. Ich bestaunte seine Ausdauer, denn er schaute sich bestimmt zwei Stunden lang ein Foto nach dem anderen an. Zeitgleich schrieb ich den ersten Teil des Berichtes und erklärte nebenbei einige Fotos. Als ich Mikly irgendwann nach der Uhrzeit fragte, war es doch tatsächlich schon halb drei. Ich fragte ihn, ob die Siegerehrung nicht bald stattfinden würde. Denn um 14:00 Uhr endeten die letzten Partien. Er wurde etwas nervös und überflog die restlichen Fotos. Dann packten wir schnell unsere Sachen und machten uns auf zur Siegerehrung, die gerade begann.
Beim Verlesen der ersten fünf Platzierungen der B-Gruppe tauchte allerdings mein Name nicht auf. Mikly hatte den Ersten gemacht, allerdings nur mit 4 Punkten und nicht den erwarteten 4,5. Ich hätte mit 4 Punkten und der besseren Wertung den zweiten Platz sicher gehabt. Jedoch blieb mein Punktestand ebenfalls auf 3,5 stehen, was Platz 6 für mich bedeutete. Was könnten die Ursachen dafür sein? Für alle Außenstehenden war es ein großes Rätsel.
Nun möchte ich euch nicht länger auf die Folter spannen. Unsere Partie wurde genullt, weil wir, bzw. ich als Weißspieler, keinen Zug ausgeführt hatten. Mikly und ich hatten nur den Zettel für die Ergebnismeldung rechtzeitig bei der Turnierleitung abgegeben. Wir machten uns keine weiteren Gedanken über unser Ergebnis, in der sicheren Annahme Remis gemacht zu haben. Ich blitzte zwei Partien und traf mich dann mit Mikly in der Hotelbar. Dort erzählte mir Mikly von dem Missgeschick, was uns passiert war. Der Hauptschiedsrichter Kohlstädt möchte die Partie nullen, weil wir keinen Zug ausgeführt hätten und somit keine Partie stattgefunden hatte. Ich war fassungslos von dieser Nachricht und wollte sofort mit dem Schiedsrichter sprechen. Doch Mikly hielt mich davon zurück, indem er mir klar machte, dass dieses Vorgehen nichts einbringen würde. Wir hofften also darauf, dass die Schiedsrichter nochmal ein Auge zudrücken, und etwas Fingerspitzengefühl zeigen. Denn die ganze Aktion war ziemlich absurd. Bald darauf lösten sich unsere Hoffnungen leider in Luft auf, als Jürgen Kohlstädt zu uns kam, um uns eine Moralpredikt über Regeln und sportliche Fairness zu halten. Wir hatten dem nichts entgegenzusetzen. Und wenn doch, hätte es auch nichts gebracht. Ich konnte nur hinzufügen, dass ich von dieser Regel nichts wusste.
Ich sehe auch ein, dass mir als Führer der weißen Steine die Hauptschuld zukommt. Andererseits ist es nur allzu menschlich. Wir waren beide ziemlich überschwänglich über unser gutes Abschneiden im Turnier und hatten wohl unsere letzte "Partie" etwas zu arrogant abgetan. Für uns war die Situation neu, ganz vorn in einem großen Turnier zu stehen. Regeln über professionelles Remis schieben waren bisher nicht zu mir vorgedrungen. Na ja, mittlerweile habe ich mich mit dem Lapsus abgefunden. Die Preise waren eh nicht so berauschend und auf das Finale im entfernten Hockenheim kann ich auch verzichten.
Schachlicherseits war das Turnier gut für mich gelaufen und ich konnte mit 3,5 aus 4 meine DWZ um 36 Punkte erhöhen. Damit bin ich meinem Ziel, die 2000er Schallmauer zu durchbrechen ein großes Stück näher gekommen. In den letzten 11 Partien konnte ich meine DWZ sogar von 1893 auf 1996 anheben. Hoffentlich hält dieser Trend noch lange an :-)
In der A-Gruppe kam Maiky auf den vierten Platz ein, nachdem er die letzte Runde doch noch verloren hatte. Insgesamt hatte Maiky aber ein saustarkes Turnier gespielt!
Coach
Teil III
Man möge unserer Schreibe die gewisse Eintrübung aufgrund der Eintrübung nachsehen!
Vereinbarungs- und wunschgemäß nachzutragen bleibt mancherlei wie zunächst einmal das Abschneiden unserer weiteren Protagonisten. Ritter Rolandus, nach längerer Formkrise in Gruppe C gelandet, hatte, die vielleicht einmalige Chance witternd, vorsorglich für alle Qualifikationsturniere gemeldet. Die Hoffnungen in Magdeburg indes zerstoben schon nach einem Fehler in der ersten Runde und zerbrachen endgültig nach dem Remis in Runde 4. Der Sieg in der Schlussrunde dürfte ihn letztlich versöhnt haben. Einen Gewinn nahm er zuvor doch noch nach Hause in Form eines wohlverdienten Bieres aufgrund seiner freundlichen Aufgeschlossenheit gegenüber gefährdeter Hygiene, wozu etwas später berichtet wird. Chevalier, fast im Gegensatz zu Rolandus aufgrund guter Form ebenfalls in die C-Gruppe gespült, hatte von Anfang an einen schweren Stand, brachte aber dennoch ein solides Ergebnis heim. Neben den bereits erwähnten gleichfalls soliden Resultaten von Normi und Brain(i) bleibt also noch von einem absoluten Sonderfall in all seiner Ungewöhnlichkeit zu berichten. Die Chronologie der Ereignisse: Ein viertel Jahrhundert als aktiver Spieler zeitigten bei Mikly außer den üblichen ewigen Leistungsschwankungen in aller Bandbreite (vor allem nach unten) kaum nennenswerte Erfolge - ein erwähnbarer Turniersieg war zumindest nicht darunter. Im November 2004 sollte die Startveranstaltung der neuen Ramada-Cup-Serie in Magdeburg wie immer nichts weiter sein als die übliche Fingerübung zum Praxisgewinn, die üblicherweise stets kräftig in die Hose zu gehen pflegte. Doch diesmal lief alles ein wenig anders.
Mag sein, es lag daran, dass es mein zehnter Start (Matthias Berndt, der Computer-Fachmann und Zahlenkünstler vom Organisationsteam war bass erstaunt darüber, denn er führt mich nur mit derer neun - Grund: In Dresden 2002 spielte ich nur die ersten beiden Runden, ehe ich den Stab krankheitsbedingt an Andrea Müller weitergab, die fortan in der Liste geführt wurde) bei einem Ramada-Turnier war. Nach spätem Eintreffen in Zörbig bei Uwe in kurzer Nacht von Donnerstag auf Freitag, stellte sich mit dem Wintereinbruch das erste echte Hemmnis in den Weg, doch die recht abgefahrenen Sommerreifen schafften es mit nur wenig Verspätung zurück nach Magdeburg, wo mich ein knapp einminütiges Training seitens Normi erwartete und folgende Abmachung: Wegen seines Pokalmatches am Sonntag sollten wir beide bis Samstag Abend vier Punkte holen um dann gegeneinander gelost zu werden. Ich willigte ein nichts dagegen zu haben. Mit bedingt durch seine gute Vorbereitung gelang auch direkt ein glatter Schwarz-Sieg gegen den Münchner Doktor Stöhr. Wir waren beide im Soll.
Am Nachmittag jedoch zog sich Normi auf die neue Plus-1-Formel zurück, während mir der Köthener Ralf Häntsch nach einem ausgelassenen Abtausch im Zentrum den zweiten Angriffssieg ermöglichte. Damit war bereits Brett 1 von Normi ererbt. Doch um ein Haar wäre es halb verwaist geblieben, denn andernmorgens nach wiederum kurzer (die Erfahrungen seitens Leko und Kramnik in Brissago scheinen sich zu bestätigen - wenig Schlaf verhindert keineswegs erfolgreiche Partien), präsidialbedingter Nacht (wo wäre sonst die Energie hingeflossen, denn der Schachklub zeigte sich bereits um halb zehn .. verwaist!) ward die A14 bei Bernburg voll gesperrt. Mit einer halben Stunde minus kam ich noch glimpflich davon und auch während der Partie nach beiderseits missratener Eröffnung eilte mir nach Fehldispositionen und Auslassungen ein Mattnetz zu Hilfe. Nun mit Weiß gegen den Magdeburger Lokalmatador Peter Beinhoff (denkwürdige Partie in Runde 2 nach frühem Damenverlust!) kamen erstmals turniertaktische Erwägungen ins Spiel - Remis? Da meine Teilnahme jedoch nicht zuvörderst an Erfolgen ausgerichtet war, krauteten wir uns gemeinsam und fehlerbehaftet zu einem furiosen Finale. Ausgesprochen sympathisch gratulierte er mir spontan zu der feinen Leistung. 4/4 - die Norm von Normi war tatsächlich wahr geworden! Unglaublich! Darüber hinaus war mir aufgrund der Punkteverteilungen der Turniersieg auch schon gar nicht mehr zu nehmen - allein der Coach, einen halben Zähler zurück war dazu noch rechnerisch in der Lage, allerdings unter Inkaufnahme des Risikos seine eigene Qualifikation im Falle einer Niederlage aufs Spiel zu setzen. Schnell wurde klar, dass wir so handeln würden wie alle in dieser Situation und die erbrachte sportliche Leistung absichern würden. Nach Bunker, Entsorgung von Bekka, Stippvisite bei Stephie und einer erneut viel zu kurzen Nacht wurde diese noch mal kürzer, als mich der fürsorgliche und gänzlich unpässliche Geschäftsführer zu meinem eigenen Wohle rausschmiss. Flucht nach vorne gen Magdeburg, Rolandus beim Frühstück abgefangen und in seinem Zimmer die Dusche nachgeholt, wie gedacht, den Ergebniszettel beiderseits unterschrieben und abgegeben, so dass wir uns der gemeinsamen Analyse, Berichterstattung und den Kuba-Bildern widmen konnten. Doch eine kleine Formalie riss uns jäh aus der feierlichen und entspannten Stimmung - wir hatten diese winzige und doch so entscheidende Geste versäumt. Einen einzigen symbolischen Zug auszuführen! Und deshalb wurden wir genullt! Eine kleine fehlende Handbewegung katapultierte den Coach von Platz 2 auf den undankbaren 6. Platz, der nicht mehr zur Teilnahme an der Endrunde berechtigt! Wie kleine Kinder hatten wir uns über das Erreichte und auf die kommenden Stunden gefreut, alles war so klar erschienen - das Bewusstsein dafür, dass vor der Kür noch ein winziges Schauspiel zum Pflichtprogramm gehörte, war uns gänzlich abhanden gekommen. Dumm, dümmer und noch mal dumm! Wie bei so mancher Schachpartie - ein Augenblick der Unaufmerksamkeit, des Nachlassens, zerstört oft Stunden harter Arbeit und führt diese unerbittlich ad absurdum.
Dass wir diese Lektionen wieder und wieder lernen müssen, ist zweifelsfrei eine besonders leidige Erfahrung.
Doch wir wurden zum Glück längst nicht so getroffen wie etwa die deutschen Reiter bei der Olympiade, denn das tatsächlich Erbrachte blieb erhalten. Während der Coach über die neue Platzierung mit dem fehlenden halben Punkt leer ausging, reichte es mir sogar, zwar nicht mehr mit dem halben Punkt Vorsprung, sondern "nur" noch durch Wertung, zum Verbleib des Turniersieges. Allein die Freude darüber war nicht mehr rein, sondern eben eingetrübt. Vielleicht und hoffentlich gelingt das im Jahre 2029, hoch gerechnet beim nächsten Turniersieg dann besser!
Auch jetzt ist nicht bequem Verzichtbares verloren gegangen, denn der Coach ist auch mit dem 6. Platz noch definitiv für Hockenheim qualifiziert! Werde nämlich nicht teilnehmen. :-)
Und, die Kuba-Bilder waren sehr aufschlussreich .. :-) Danke! Gute Besserung frostgeschüttelter Brain(i) und beste Grüße an den c4-Häxler mit der Hausfrauen-Elo! ;-)
Mikly
Miklys Häxel-Erläuterung: Matthias Tonndorf ist ein recht lustiger Vogel mit lauter Stimme. Nach deren Schlussrundenkurzremis haben er und Brain noch analysiert (in dem Zusammenhang sprach Matthias selbst grinsend von seiner Hausfrauen-Elo – fand ich lustig) und hernach geblitzt und sich dabei in klassischer Blitzmanier einiges um die Ohren geblasen, vor allem hat sich Matthias über Brain's Bauerngewinnversuche öfter lustig gemacht, worauf Brain dann bei passender Gelegenheit konterte, als Matthias seinen c4-Bauern belagerte und schliesslich häxelte. Dieses Sinnbild fürs Schlagen eines Bauerns fand ich auch ebenfalls lustig, so wie die beiden eben. Leider ging es dann mit Brain recht bald klar bergab.