Pokal in der Schachburg
Endrunde 2005: Löberitz verteidigt, Thomas Frotscher holt Pokal
Pokal nach neuem Modus war in diesem Jahr angesagt - je zwei Vertreter aus den Bezirken + Vorjahresfinalisten. Man darf das Experiment als gelungen bezeichnen. 2003/04 fand keine Mannschaft aus dem Schachbezirk Halle zum Landespokal, diesmal bereicherten die Merseburger mit einer starken Mannschaft das Finale. Auch ansonsten war Spannung angesagt: es gab kein vorweggenommenes Endspiel, und die Gastgeber bekamen ihren Wunschgegner. Recht gut besetzt auch der Einzelpokal, in dem Magdeburg das Gros der Teilnehmer stellte.
Nachfolgend der Versuch, die Ereignisse zu schildern. Nicht ganz einfach deshalb, weil das Wetter nicht zum ständigen Kiebitzen einlud.
Merseburg - AEM und Burg - Löberitz lauteten die Halbfinals. Die Oberligisten waren favorisiert, am ehesten traute ich der jungen Merseburger Truppe eine Überraschung zu, da AEM auf einen "Nichtaktiven" zurückgriff und Burg morgens auf Dr. König verzichten musste oder wollte.
Zur Zeitkontrolle war unser Kampf gegen die Gastgeber bereits entschieden. Wir hatten einfach deren Viertelfinalkonzept kopiert und Siege an 1 und 3 vorgelegt (letzteren wohl auch dank Dapepos Siegeswillen/-zwang). Holly (siehe Partie) vs. Grossel und Yogi eben vs. Dapepo hießen die Gewinner. Zumindest nach einem knappen Sieg sah es jetzt aus. Bei Harald gegen Ingo Sobiechowski Vorteile und mindestens Remis (wenn auch wohl objektiv nicht mehr), bei Brain vs. den Burger Neuzugang Jörg Bundesmann Endspiel mit der einen oder anderen (akademischen?) Möglichkeit für beide Seiten. Während Ingo noch fehlgriff, gabs an vier die folgerichtige Punkteteilung.
Im anderen Kampf war es durchaus noch spannend. Robert O. hatte an vier gegen Marcus Grieger gewonnen (durfte ich nicht mehr verfolgen), aber wenn Kirk an drei seine bessere Stellung gegen Robby verwertet und Thomas vs. Flash bzw. Honk vs. Effi ihre schlechteren Stellungen halten ... Das Remis an drei beendete die Spekulationen. Auch Flash mied nun das letzte Risiko. Effi verwertete den Turmendspiel-Mehrbauern souverän.
Recht schnell soll das Einzel-Halbfinale Breitfeld - Darius vorbei gewesen sein. Langes Brüten ist nicht jedermanns Sache. Wesentlich länger, aber schließlich aussichtslos Normis Verteidigung mit Minusqualle gegen Thomas Frotscher. Zuviel gewollt im Mittelspiel, auch wenn nach weiteren beiderseitigen Ungenauigkeiten ein für Schwarz haltbares Endspiel herauskam. Im Finale revanchierte sich der Magdeburger dann gegen den Ströbecker für die KEM-Niederlage von Schloss Mansfeld.
Verdienter Lohn für die rührigen Gastgeber in ihrer eigens ausgebauten Schachburg gegen Merseburg. Dank der Siege von Dr. Marco und Jörg bei Dapepos Remis gewann Burg das kleine Finale.
Das große hatte nach spannendem Verlauf zur Zeitkontrolle einen Sieger. Zur Neuauflage des Vorjahresfinals traten beide Teams stark an (in Bernburg war AEM etwas schwächer besetzt). Weder das Fußballmatch vom Vortag (wie immer 10:10 bei ohnehin gemischten Mannschaften), noch der Oberligakampf Anfang des Jahres (Vorzeichen in den Wiederholungspartien an 1 und 4 diesmal anders) boten den richtigen Fingerzeig. Holly war einfach zu gut drauf, seine Partien an diesem Tag wirken gefällig und mit Effi nahm er einen Hochkaräter raus. Trotzdem war der Löberitzer Sieg wohl alles andere als klar und fiel mindestens zu hoch aus. Beruhigend natürlich der 2:1-Vorsprung mit den beiden Remisen an drei und vier bei Kiebitz-Rückkehr. Hier hatte Robert O. in einer komplizierten Partie bereits seine Gewinnchancen vergeben, Harald aber immerhin zu einem Remisgebot provoziert. Robby hatte Yogi mit Bauernopfer auf e6 angefallen, aber in Aljechin-Opfervarianten fühlt der sich zu Hause (gute Stellung schon beim 94er Simultan gegen Vishy). Weiteres als das "friedliche Austrudeln" ist mir nicht bekannt.
Der mit Blick auf das Remis an vier durchaus etwas glückliche Vorsprung schien angesichts der gedrückten Stellung an zwei bei Flash vs. Brain nach der Zeitkontrolle auch nötig. Aber ausgerechnet unser Gastgeber an diesem Wochenende (danke für alles, Flash!) erwischte einen unglücklichen Tag. Nachdem er das eine Endspiel nicht ausgereizt hatte, überzog er das andere bei gewohnt zäher Brainscher Verteidigung. Ohne viel verfolgt zu haben, schien mir der Wendepunkt aber vor der zitierten Abwicklung ins Bauernendspiel gelegen zu haben.
Also auch in Sachsen-Anhalts Norden (fast) nichts Neues: AEM und Löberitz vertreten Sachsen-Anhalt im Deutschen Pokal. Vielleicht gelingt ja mal wieder eine kleine Sensation.
c. r.
Resultate:
Halbfinale Mannschaft: Merseburg - AEM 1:3; T. Grieger ½ Andre, Richter 0 Degtiarev, Hettstedt ½ Schlichthaar, M. Grieger 0 Offinger; Burg - Löberitz 0,5:3,5; Großmann 0 Pröhl, Sobiechowski 0 Matthey, Poetke 0 Bilawer, Bundesmann ½ Schuster
Finale: AEM - Löberitz 1:3; Degtiarev 0 Pröhl, Andre 0 Schuster, Schlichthaar ½ Bilawer, Offinger ½ Matthey
Spiel um Platz 3: Burg - Merseburg 2,5:1,5; Großmann 0 T. Grieger, Dr. König 1 Richter, Poetke ½ M. Grieger, Bundesmann 1 Hettstedt
Halbfinale Einzel: Frotscher 1 Schütze; Breitfeld 0 Darius
Finale: Darius 0 Frotscher; Spiel um Platz 3: Schütze + Breitfeld