VfB-Open Leipzig 2010

Silver-Streiflicht Vom 2.3.-7.3. fand dieses Jahr das 17. VfB Schach Leipzig Open statt. Wie immer bestens organisiert vom VfB Leipzig und diesmal auch in dem "guten" Raum für die vordere Hälfte des Teilnehmerfeldes. Jeder kennt die Nachteile eines Spielortes ohne Fenster, gefüllt mit 50 Schachspielern. Für mich war es die 4. Teilnahme und nach den Plätzen 52, 14 und 19 sollte, und nachdem die Teilnehmerliste geschlossen war, musste es diesmal weiter nach vorne gehen. Ich befand mich an Position 13 bei 103 Teilnehmern, war gut drauf und hatte richtig Lust auf Schach. Beste Voraussetzungen für ein gutes Turnier.
Die ersten 3 Runden konnte ich gegen schwächere Gegner recht souverän siegreich gestalten. In der ersten Runde machte ich auch noch Bekanntschaft mit der "Borg-Verteidigung?!". 1.c4 g5?! 2.d4 Lg7 kennt sich da einer aus? Jedenfalls nahm ich den Bauern, um dann nach 3.Lxg5 c5 erstmals eine halbe Stunde zu überlegen. Letztendlich musste ich einsehen, dass der Bauer nicht zu halten war, blieb aber mit Entwicklungsvorsprung in Front.
In Runde 4 dann der erste harte Brocken: Schwarz gegen Gunter Spieß, seines Zeichens IM. Nach interessanter Eröffnung kam es zu einem Doppelturm+Springer-Endspiel mit schlechterer Bauernstruktur für mich. Da Gunter auch noch über die aktiveren Figuren gebot, brach die Stellung dann recht schnell zusammen.
Die 5. Partie war meine schlechteste. Ich wollte bereits in der Eröffnung gewinnen, was aber nicht ging und nach 2 weiteren ungenauen Zügen fand ich mich in einer sehr unangenehmen Stellung wieder. Zum Glück scheute mein Gegner das letzte Risiko um auf Gewinn zu spielen und willigte in Vereinfachungen ein, die ihm zwar die bequemere Stellung sicherten, welche aber nicht zum Gewinn reichen sollte. Die Partie war wohl an mehreren Stellen verloren.
Da ich nun die obligatorische Gurke im Turnier glücklich überstanden hatte, konnte ich gelassen der zweiten Hälfte entgegensehen und die hatte es in sich.
Zunächst kam in Runde 6 endlich auch mal Aljechin aufs Brett. Schnell kam ich in eine gute Stellung in der ich dann erstmal den quasi sofortigen Gewinn aus purer Blindheit verwarf. Auch einen späteren ließ ich aus, behielt aber immer die bessere Stellung und konnte mich dann auch am Ende durchsetzen.
Kein Hausigel mit dem Hausigel In Runde 7 wurde ich dann nach oben gelost, was meinem Plan, 2 Punkte aus den letzten 3 Partien zu holen, zunächst einen Dämpfer versetzte. Mit Weiß bekam ich es mit FM Roland Voigt zu tun. Mein Plan war den (Haus)Igel zu vermeiden, also wollte ich erstmal d4 ohne c4 oder e4 spielen, mich entwickeln und schauen, was passiert. Gesagt getan. Irgendwie lief es dann aber nicht optimal, was wohl auch an meiner unambitionierten Spielweise lag. In leicht schlechterer Stellung konnte ich aber durch Vereinfachungen in der einzigen offenen Linie in ein Dame+Läufer-Endspiel gelangen, was zwar optisch für Schwarz gut aussah, da ich den schlechteren Läufer hatte, aber letztendlich zum Remis führte.
Die 8. Runde brachte mir mit Schwarz Samuel Schröter, einen ungefähr gleichstarken Gegner. Dies war also für uns beide die Chance mit einem Sieg in die Preisränge vorzustoßen. Aufs Brett kam wieder Aljechin, was mir auch bequemen Ausgleich verschaffte. Letztendlich befand die Partie sich auch immer im Gleichgewicht und ich hatte mich auch schon mit Remis abgefunden, als mein Gegner mir nochmal die Chance, auf Gewinn zu spielen, gab. Da er kurz danach auch gleich einen Fehler machte, welcher mir 2 Bauern einbrachte, war die Partie entschieden. Damit liegt der Aljechin-Score für dieses Turnier bei 2/2. Ein dreifaches (oder doch nur zweifaches?) Hoch auf die Aljechin-Verteidigung!!!
Die Pflicht war erfüllt, ich hatte 6/8 und sollte im Preisgeld sein, nun konnte die Kür kommen. Und dieses Kür-Programm hieß GM Alexander Graf. Nach einem Abtauchslawen, den er recht unorthodox spielte, stand ich so um den 20. Zug richtig gut. Den Vorteil stellte ich dann aber in wenigen ungenauen Zügen wieder ein. Dann sah ich auf einmal Gespenster, meinte einen Bauern geben zu müssen, was mir das schlechtere Endspiel einbrachte. Dieses führte er dann auch souverän zu einer total gewonnenen Stellung, um diese dann einzügig zu verderben.
Fenster diesmal inklusive Damit waren die geplanten 6,5/9 erreicht, welche zum 4. Platz hinter Graf mit 8,5/9, sowie Voigt und Spieß mit jeweils 7/9 reichte. Natürlich hatte ich auch die nötige Portion Glück in der 5. und 9. Partie, aber die braucht man einfach um vorne dabei zu sein. Graf schenkt mir quasi den halben Punkt, doch muss man auch erstmal so geistesgegenwärtig sein, um die gebotene Chance zu erkennen und beim Schopfe zu packen. Da ich in keiner Partie etwaige Punkte liegen ließ und alle Partien ausgespielt wurden, bin ich nicht nur mit meiner Platzierung, sondern auch vom Schachlichen her sehr zufrieden. Damit kann auch das Ziel für das nächste Jahr nur das Treppchen lauten ...

Christian

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