Andorra Open 2017
Riese unter Zwergen
Eines meiner schachlichen Idole - Julio Granda Zuniga - am Start und dem Vernehmen nach hervorragende Bedingungen für alle Teilnehmer im Hotel mitten in den Pyrenäen. So fiel mir das Andorra Open 2015 auf, und die Idee, selbst ins Rennen zu gehen, war geboren. Bis zur Umsetzung dauerte es dann nur 2 Jahre.
Im Vorfeld und vor Ort hervorragend betreut von Andorras Nr. 1 - GM Óscar de la Riva - machte sich eine sechsköpfige Reisegruppe auf zur Bergrundfahrt: Franzi und Johanna (im Begleitwagen) sowie Flash, Schindli, Snoopy und der Autor (im Kampf um Wertungen und Punkte).
Der Prolog wurde auf spanischem Boden in Barcelona und Sitges ausgetragen. Mit dem Tibidabo - nicht nur Zafón-Lesern bestens vertraut - gab es die erste Bergwertung. Und just am Tag der Abreise aus dem Strandbad Sitges wurden wir des dort ausgetragenen Opens gewahr: Der Sieger hieß am Ende souverän Jorge Cori - Gewinner des Andorra-Opens 2016.
In Andorra war nunmehr der Weg frei für andere. Julio Granda führte lange die Setzliste an, entschied sich dann jedoch für das Open auf den Färöer Inseln. Romain Edouard, Konstantin Landa und Yannick Gozzoli waren jetzt die Favoriten, sollten aber am Ende keine Rolle spielen im Kampf um den Turniersieg.
Vielmehr startete IM Manuel Pena Gomez einen erfolgreichen Ausreißversuch und machte seinem Namen keine Ehre oder bestenfalls bezogen auf seine Gegner (pena = Leid/Schmerz). Nachdem ich in Runde 2 gute Chancen auf Vorteil und später Remis ausließ, überzogen anschließend gegen ihn die Favoriten in Serie, u. a. die Nr. 1 Edouard. Was aber seine Leistung nicht schmälert.
Mit 7/7 hatte er nach Bekanntwerden der Auslosung für Runde 8 die GM-Norm punktemäßig bereits in der Tasche, es fehlte indes noch ein wichtiges Detail, wie er beim Frühstück berichtete: Drei GM-Gegner würden für die Norm benötigt, Manuel hatte erst zwei. Damit es in Runde 9 noch klappt, durfte GM Daniel Forcen Esteban in Runde 8 nicht verlieren ... Er hielt tatsächlich ein schwieriges Endspiel Remis und die Norm war für Pena Gomez vor der Schlussrunde gesichert. Da dürfte die abschließende Niederlage nur noch ein Wermutstropfen gewesen sein, zumal es noch um Reifenbreite zum Wertungssieg reichte.
Für unser Team ergaben sich einige Möglichkeiten aus dem belgischen Kreisel "Open-Fahrstuhl" auszuscheren. Snoopys übersehenes Matt in 2 gegen FM Fell oder Flashs Remisendspiel bzw. mindestens mögliches Dauerschach gegen die GM Landa und Zoler.
Zählbares gab es erst am Ende mit dem Remis gegen IM Loiseau. Die Franzosen schaffen es, in 7 Buchstaben Nachnamen jeden Vokal unterzubringen. Zum Vergleich: Unser Schachfreund Michael Klyszcz schafft bei gleicher Länge genau null.
Trotzdem ein gutes Abschneiden für die Fahrstuhlfahrer mitten in der Anonymität des Pelotons. Nur Schindli bog einmal falsch ab und musste sich wieder herankämpfen. Was soll man auch mit einer Reisegruppe anfangen, die viel zu wenig Bier trinkt?
Entscheidend für den Gesamteindruck waren aber ohnehin die Bergwertungen an den problemlos organisierten individuell spielfreien Tagen. Sei es in den malerischen
Madríu-Tälern oder bei der Königsetappe Comapedrosa (2943 m). Die Murmeltiere (oder Marmeltiere wie sie unser konsonantenlastigster Autor gern nennt) sind in den Pyrenäen übrigens gut genährt.
Und wer samstags abends in der Fußgängerzone von Andorra la Vella flaniert, kann einem Orchester lauschen und in den ständig größer werdenden Reigen derer eintreten, die Marratxa tanzen. Wenn er sich denn traut ...
Nach neun schönen Tagen sagten wir dem kleinen Land adéu, in dem sich Frankreich und Spanien u. a. Staatsoberhaupt und die Abwicklung der Post teilen. Und das immer noch größer ist als die anderen fünf europäischen Zwergenstaaten.
Die Schlussetappen führten traditionell wieder auf flacheres Gelände. Diesmal nach Toulouse und Carcasonne, das Klaus-Jürgen Wrede als Inspiration für sein
gleichnamiges Legespiel diente (Spiel des Jahres 2001).
Wer das Andorra Open nicht kennt, sollte es ruhig mal ausprobieren. Abschließend noch ein kleines Interview mit Cheforganisator Óscar de la Riva.
Reyk
PS: Mit dabei war neben Flash übrigens noch ein weiterer ehemaliger Landesmeister Sachsen-Anhalts: Der Ex-Piesteritzer Gernot Blum.
Interview mit Óscar de la Riva
Óscar de la Riva gewann 2003 als Außenseiter die spanische und seitdem sechsmal die andorranische Meisterschaft. Beim Andorra Open ist er nicht wegzudenken und fand trotz vielfältiger Verpflichtungen als Cheforganisator Zeit für ein kurzes Interview.
Nachfolgend die Übersetzung aus dem Spanischen und das Original. Óscars Muttersprache ist katalanisch, aber als Andorraner spricht er auch fließend spanisch und französisch.
Wir erleben gerade die 35. Auflage des Andorra Opens. Für dich ist es die wievielte?
Ich bin seit 18 Jahren dabei. Zunächst als Spieler und seit 15 Jahren bei der Organisation.
Deine Töchter helfen dir dabei?
Ja, die ältere, Ariadna, spielt daneben beim Turnier mit. Die jüngere, Jana, spielt auch Schach, nimmt aber noch nicht am Turnier teil. Sie hilft z. B. bei der Pressearbeit mit Fotos.
Du hast zunächst für Spanien gespielt und bist dann nach Andorra gewechselt?
Die Schachförderation Andorras hat mir einen Job angeboten. Ich unterrichte Schach - es ist hier als Schulfach obligatorisch.
Wie ist das Schachleben in Andorra? Gibt es Vereine? Nehmt ihr regelmäßig an den Olympiaden teil? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen?
Es gibt zwei Vereine in Andorra. Der Schwerpunkt liegt allerdings beim Schulschach. Gemeinsam mit IM Robert Aloma und FM Raúl García geben wir jeweils 30 Stunden Schach die Woche für insgesamt 2000 Kinder.
An der Olympiade nehmen wir regelmäßig teil und sind immer ungefähr im Mittelfeld gesetzt. Als Großmeister spiele ich meist eines der Spitzenbretter. Bei der letzten Olypiade haben wir in der 1. Runde gegen die USA gespielt. Robert spielte gegen Nakamura, ich gegen Wesley So ... - das war ein Erlebnis!
Bist du der einzige Großmeister in Andorra?
Nein, wir haben außerdem David Norwood, der aus England stammt, aber mittlerweile in Andorra lebt.
Zurück zum Andorra Open: Wer waren die bekanntesten Sieger oder Teilnehmer in der Geschichte des Turniers?
Das hängt von der Generation ab. Tony Miles hat gespielt, Julio Granda Zuniga. Daneben auch Fabiano Caruana und Pavel Eljanov, die beide das Turnier nicht gewinnen konnten. Sie waren zwar da noch nicht in der Weltspitze, aber hatten beide schon über 2500 ELO. Auch Boris Avrukh hat schon mitgespielt.
Auch diesmal spielen viele starke Israeli mit ...
Ja, eine starke israelische Delegation hat Tradition bei unserem Turnier.
Ihr habt kürzlich den Austragungsort geändert?
Ja, die ersten Auflagen fanden alle in Andorra la Vella statt. Dann sind wir in die Berge nach Massana gewechselt und im letzten Jahr hieher nach Escaldes. Es ist eine gute Option, aber wir sind mit der Kapazität an der Grenze.
Uns als Teilnehmer gefällt es hier sehr gut. Das Spiellokal, die Nähe zur Stadt und zu den schönen Wanderwegen in den Bergen.
Es freut mich, dass es euch gefällt. Viel Erfolg noch beim Turnier!
Entrevista con Óscar de la Riva
Óscar de la Riva ganó el campeonato de España como outsider en 2003 y luego el campeonato de Andorra por seis veces. El open de Andorra sería inimaginable sin el. A pesar de muchas obligaciones como organizador principal ha encontrado el tiempo para una pequeña entrevista.
Ofrecemos una versión alemana y el original en castellano. Su lengua nativa es catalán, pero como andorrano habla con fluidez español y francés.
Estamos celebrando la 35a edición del Andorra Open ahor mismo. ¿Cuántas has vivido tú?
Estoy en el open desde hace 18 años. Al principio como jugador, y por 15 años con la organización.
¿Tus hijas ayudan en la organización también?
Sí, mi hija mayor, Ariadna, al lado participa en el torneo. La menor, Jana, también sabe jugar al ajedrez, pero no juega el open. Está ayudando en las relaciones públicas, tomando fotos.
Has jugado por España al principio, pero ahora juegas por Andorra ...
La Federación andorrana me ofreció un trabajo. Doy clases de ajedrez - aquí es una asignatura obligatoria.
¿Que puedes decir sobre el ajedrez in Andorra? ¿Hay clubes? ¿Participais en las olimpiadas? ¿Si es así, cuales son los resultados?
Hay dos clubes an Andorra. No obstante, centramos en el ajedrez escolar. Junto con MI Robert Aloma y FM Raúl García damos clases a 2000 niños. 30 clases por semana respectivamente.
En las olimpiadas, si que participamos. Usualmente terminamos en la mitad de la tabla. En Bakú hemos jugado primera ronda con Estados Unidos. Robert se efrentó con Nakamura, yo con Wesley So ... ¡Fue una experiencia grande!
¿Eres el único Gran Maestro de Andorra?
Aparte de mí tenemos David Norwood de orígen ingles. Esta viviendo ahora en Andorra.
Para volver a Andorra Open: ¿Quiénes fueron los participantes mas conocidos/fuertes en la historia desl torneo?
Depende de la generacíon. Tony Miles ha jugado, Julio Granda también. Aparte de ellos: Fabiano Caruana ha jugado y no ganó, Pavel Eljanov ha jugado y no ganó. Sí, que eran menos fuertes entonces, pero sin embargo tenían 2500+ ELO. Jugó Boris Avrukh también.
Este año también unos jugadores fuertes de Israel juegan en el torneo ...
Sí, una delegación israelí fuerte tiene tradición en nuestro torneo.
Habéis cambiado el sitio del Open el año pasado ...
Sí, las primeras ediciones todas tenían lugar en Andorra la Vella. Entonces por unos años en Massana, directamente en las montañas. El año pasado volveramos a Andorra, a Escaldes más precisamente. Es una opcíon buena, pero la capacidad es limitada.
Nos gusta el torneo mucho - la ciudad, el sitio, las montañas ...
Me gusta que os gusta. ¡Que sigas teniendo un buen torneo!