26. Löberitzer Schachtage 2011

140 Jahre SG 1871 Löberitz

Löberitzer Ehrenpreisturnier

v.l.: Dr. Günter Reinemann, Elisabeth Pähtz, Michael Klyszcz, Alexander Naumann, Holger Pröhl, Dr. Rober Hübner, Mike Stolz, Roman Slobodjan Mit einiger Vorfreude wurden die Gäste der aktuellen Auflage des Löberitzer Ehrenpreisturniers erwartet. Wie schon einmal vor 15 Jahren war für die Zusammensetzung der Teilnehmer diesmal ein regionaler Schwerpunkt gebildet worden. Dabei sind die drei in Sachsen-Anhalt ansässigen Spitzenspieler GM Alexander Naumann, mit ukrainischen Wurzeln GM Roman Slobodjan sowie FM Mike Stolz. Dazu der aus Wittenberg stammende Spitzenspieler der gastgebenden SG 1871 Löberitz, Holger Pröhl. Hochkarätig ergänzt wird das Feld durch die beste deutsche Schachspielerin IM Elisabeth Pähtz aus Erfurt sowie um den seit nunmehr 10 Jahren amtierenden Titelverteidiger des Ehrenpreisturniers, der Kölner Schachlegende Dr. Robert Hübner, welcher dem kleinen Flecken in Sichtweite des Petersberges nunmehr somit bereits zum dritten Male Ehre erweist.

Schwanks von Konrad zur Eröffnung Nach der Begrüßung der Meisterspieler und Zuschauer durch Konrad Reiß, Präsident des Veranstalters sowie Dr. Günter Reinemann, Präsident des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt, konnte Turnierorganisator und Schiedsrichter Michael Klyszcz die Auslosung durchführen. Dr. Robert Hübner wurde als zweifacher Titelverteidiger an 1 gesetzt, alle Herausforderunger per Weimarer Blatt gelost. Nachdem so die Paarungen für den Turnierablauf feststanden, konnte das mit Spannung erwartete Turnier mit der Ausführung des ersten Zuges am Spitzenbrett durch Dr. Reinemann beginnen.

Runde 1

Elisabeth übernimmt die Spitze Die Auftaktrunde zeigte vor allem Vorteile für Schwarz! So brachte der nominell an 6 gelistete FM Stolz überraschend die nominelle Nummer 1 Robert Hübner an den Rand einer Niederlage. Viele fühlten sich spontan an den verunglückten Start Hübners vor 10 Jahren gegen den Lokalmatador Dr. Burkhard Malich erinnert, worauf Dr. Hübner freilich hernach alle weiteren 9 Ehrenpreispartien en suite zu gewinnen vermochte. An diesem Freitagabend jedoch reichte es schließlich noch zum Remis.
Alex Auch Roman Slobodjan brachte den mit Weiß aufspielenden Alexander Naumann in einige Bedrängnis. Jedoch noch etwas erschöpft von der Betreuung der sächsischen Delegation bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Oberhof, fehlte dem aus der Ukraine stammenden Slobodjan letztlich die noch nötige Energie, seinen Vorteil zum ganzen Punkt durchzusetzen.
Essen + Lesen im Museum An eben solcher Energie mangelte es indessen der jüngsten und einzigen weiblichen Teilnehmerin Elisabeth Pähtz keineswegs. Gnadenlos erstickte sie auch die kunstvollsten Entlastungsvarianten von Holger Pröhl, bis sich das Blatt endgültig nicht mehr wenden ließ.
So übernahm sie gleich zum Auftakt die alleinige Tabellenführung!

Nach einem leckeren kalten Büffet im Museum der SG 1871 Löberitz suchten alle Beteiligten, denen sämtlich eine lange Woche, die Anreise und der Turnierauftakt in den Knochen steckte, beizeiten ihre Quartiere auf.

Runde 2

Zuletzt 9/9 beim EPT: Robert Pünktlich um 9 Uhr am Sonnabend tickten wieder die Uhren des Ehrenpreisturniers. Und vor dem Mittagessen stand fest: Es hatte sich am Stande nichts verändert. Gleichwohl heftig ausgekämpft, endeten doch alle Partien remis! Erneut mit Schwarz widerstand Mike Stolz allen kreativen Bemühungen der Spitzenreiterin Elisabeth Pähtz. Holger Pröhl dagegen erarbeitete sich eine vielversprechende Stellung gegen Roman Slobodjan, fand letztlich dann aber doch kein entscheidendes Durchkommen. Auch Robert Hübner hatte sich gegen Alexander Naumann nach einigem Lavieren eine gewinnträchtige Position geschaffen. Alleine der tatsächlich den Gewinn bringende Zug wollte nicht gelingen.
Wiederum übrigens waren es durchweg die Schwarzen, die der Eins näher kamen!

Runde 3

Wie einst beim USC Relativ frühzeitig einigten sich Mike Stolz und Roman Slobodjan auf Remis. Begründung: ‚Es waren doch alle Figuren gedeckt!'. Daraus entwickelte sich immerhin die Gelegenheit zu einem kleinen Interview mit den beiden Ex-USC-Spielern:

MK: Wie lange kennt Ihr Euch schon?
Mike: Seit etwa 1990. Damals kamen wir beim USC Magdeburg zusammen.

MK: Steht Ihr noch in Kontakt oder begegnet Ihr Euch eher zufällig? Mike: Hier und da laufen wir uns zumeist beim Schach über den Weg.

Roman MK: Eurer alten Mannschaft beim USC hängt noch ein geradezu legendärer Ruf nach. Warum? Und wie ist das damals dann überhaupt zerbrochen?
Mike: Ja, das stimmt, wir waren schon ein toller Haufen. Angefangen hat es mit Roman und mir. Roman haben wir eine Zeitlang zu den Matches aus der Kaserne geschmuggelt.
Slob: Einer nach dem anderen kam dann hinzu. Alex (Onischuk), Frank Darnstädt, Dieter (Nisipeanu) und einige mehr. Dabei richtete sich die Auswahl neuer Spieler nicht so sehr nach der Elozahl, sondern vielmehr danach, ob derjenige denn zu uns passt! Wir haben viele schöne Erinnerungen an die Zeit. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander.
Mike: Die Mannschaft brach auseinander, als die Geschäftsführung unseres Sponsors DTCSM wechselte. Die neue Leitung konnte mit Schach nichts anfangen. Mitten in der laufenden Saison haben die uns vor die Tür gesetzt. Dabei waren wir hochkarätig besetzt und hielten Platz 7 in der Bundesliga.
Slob: Dann sind alle ihre eigenen Wege gegangen. Dorian (Rogozenko) nach Hamburg, Alex (Onischuk) nach Amerika.
Mike: Manchmal treffen wir uns! Dorian organisiert das meistens.

MK: Ziemlich international - welche Sprache herrschte im Team vor?
Mike: Von der Schule her konnten eigentlich alle deutschen Spieler russisch.
Slob: Deutsch war es meistens, aber manchmal auch russisch und gelegentlich englisch.
Mike: Oder alles durcheinander!

MK: Würdet Ihr nicht gerne nochmal zusammen als Mannschaft antreten?
Mike: Na klar! Es müsste sich nur jemand finden, der das finanziert! Das ergäbe ein ziemlich konkurrenzfähiges Ensemble!
MK: Mike kennt Löberitz ja schon von zahlreichen Oberliga-Begegnungen. Roman ist das erste Mal da. Wie empfindet Ihr das Turnier hier?
Slob: Es ist sehr freundschaftlich, eine angenehme Atmosphäre!
Mike: Löberitz ist etwas Besonderes.
Slob: Es gibt deutschlandweit kaum ein vergleichbares Umfeld.

MK: Ihr steht beide nach 3 von 5 Runden bei 50%. Was rechnet Ihr Euch noch aus im Turnier?
Slob: Na ja, mal abwarten, wie die anderen beiden Partien nun enden. Ich bin von der DJM noch etwas müde. Aber vielleicht geht noch was.
Mike: Ich bin zufrieden bislang. So kann's weiter gehen.
MK: Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin noch viel Vergnügen!

Alle Figuren gedeckt: Mike und Roman Derweil einigten Sich Robert Hübner und Elisabeth Pähtz ebenfalls auf Remis. Dagegen zollte Holger Pröhl seiner erneuten Zeitnot Tribut und konnte dem Spiel von Alexander Naumann nicht mehr standhalten. Wiederum also eine Vorteilsrunde für die schwarze Farbe!
Und Elisabeth ist nicht mehr ganz alleine vorne. Ihr zur Seite gesellte sich Alexander Naumann.

Runde 4

Guck mal, wie der Papa spielt: Familie Naumann Weiß schlägt zurück und der alte USC kommt mit voller Wucht. Alle drei Partien enden zugunsten von Weiß und alle siegreichen Protagonisten waren einst Teamgefährten beim USC Magdeburg.
Alexander Naumann erarbeitete sich eine bequeme Stellung, Mike ließ Gelegenheiten zu aktivem Spiel aus und so vollendete der Großmeister souverän.
In einer scharfen Partie zwischen Roman und der Führenden kam Elisabeth nicht optimal aus der Eröffnung, worunter ihre Partie bis zum Ende leiden sollte. Robert Hübner wiederum genoss dauerhaften Vorteil, dem Holger Pröhl zäh entgegentrat. Schließlich war die Partie wohl in objektiver Remisbreite und die Gewinnversuche des unermüdlich fechtenden Meisters strandeten. Ein herber Dämpfer und bereits Roman zelebriert das vorzeitige Ende der Titelverteidigung.
Damit hat vor der Schlussrunde Alexander Naumann die alleinige Tabellenspitze erklommen. Lediglich Roman Slobodjan (gegen Robert Hübner) und Elisabeth Pähtz im direkten Duell können noch zu ihm aufschließen. Für Spannung am frühen Sonntagmorgen ist gesorgt.

Runde 5

Zähes Ringen zwischen Roman und Robert Während draußen ein paar Sommerwinde den Frisuren zu schaffen machten, war im Turniersaal noch nicht aller Schlaf aus der Kleidung geschüttelt. So endete das mit Neugier erwartete Top-Duell zweier Titelaspiranten, zwischen der mit guter Zweitwertung bestückten Elisabeth Pähtz und Spitzenreiter Alexander Naumann, bereits nach kaum 10 Minuten durch ein wechselseitiges Nickerchen. Geriet doch die Großmeisterin zunächst durch einen etwas dubiosen Bauernvorstoß am Königsflügel in die Bredouille und ließ dann der Alex lässt nichts anbrennen friedlich eingestellte Wolfener seine Gegnerin in's Remis ziehen, erst hernach seiner hervorragenden Chancen gewahr werdend. Im aus der Oberliga längstens bekannten Aufeinandertreffen der beiden ewigen Protagonisten Stolz und Pröhl kam es alsbald ebenfalls zum Friedensschluss. So lebte die Spannung der Schlußrunde einzig noch von der Partie Hübner gegen Slobodjan, in der Letzterer bei einem Sieg noch Chancen auf den Turniererfolg bekäme. Doch Robert Hübner behielt stets die Initiative, musste dann allerdings in die dreifache Stellungswiederholung einwilligen.

Damit war im ersten Anlauf der Löberitzer Ehrenpreis auf Großmeister Alexander Naumann aus dem benachbarten Wolfen übergegangen. Herzlichen Glückwunsch! Auf den Plätzen kamen Roman Slobodjan und Elisabeth Pähtz ein.
Nuancen gaben in dem sehr ausgeglichenen Feld letztlich den Ausschlag.

Beide mit EPT-Erfahrung: Eli und Conny Das Turnier ließ den Spielern aufgrund des Modus ohne Wertung und verkürzter Bedenkzeit (Löberitzer Bedenkzeit) viel Raum für den Spaß am Spiel ohne große turniertaktische Ergebniszwänge. Entsprechend positiv fielen dann auch die Kommentare der Teilnehmer aus, deren Wohlbefinden der SG 1871 Löberitz vor allem Anliegen war. Schließlich haben dann doch alle an diesem Wochenende gewonnen. Ein ausdrückliches Dankeschön ergeht an dieser Stelle an die vielen Helfer für ihren Beitrag daran und eine besondere Erwähnung an Conny Bombien für die abendlichen Verköstigungen, die eifrigen Zuspruch fanden! Danke.

Mikly

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