Zwischenfazit nach 3 Runden DEM
Nach einem Drittel der Distanz lässt sich das bisher Geschehene wie folgt zusammenfassen:
Effi ist noch nicht ein einziges Mal zum Frühstück aufgetaucht. Gut, er ist eine Etage höher untergebracht als Cliff und ich, aber die 2 Sekunden, die er länger im Fahrstuhl warten müsste, können doch nicht der Grund sein!? Stattdessen guckt er wahlweise Biathlon, Handball oder Tennis (irgendeine Russin ist immer noch im Rennen, für die die Daumen gedrückt werden). Snooker wäre natürlich auch nach seinem Geschmack, doch leider gibt es kein Eurosport. Das Frühstück im Hotel ist recht ausgiebig und liefert alles, was zu einem guten Start in den Tag gebraucht wird. Heute war sogar ein Herz mit der Aufschrift "Viel Glück" an jedem Platz zu finden – natürlich haben wir Effi eins mitgebracht. Als wir kurze Zeit später sein Zimmer betraten, lief Biathlon. Danach wird sich individuell vorbereitet, schließlich spielen ja nicht alle gegen denselben Gegner. Das Mittagessen gibt es dann im Restaurant des Spiellokals, es gibt sogar eine vegetarische Alternative und Salat bzw. Nachtisch, je nach Lust und Laune starten wir manchmal auch mit der Vorsuppe ;-)
Ist die Runde (Spielzeit 14-20 Uhr) dann absolviert und sind die verpassten Chancen analysiert, machen wir uns zum Marktplatz. Dort liegt nämlich das Lokal, in dem wir unser Abendessen zu uns nehmen. Hier kann man zwischen ca. 15 Speisen wählen, entweder etwas Kleines + Suppe oder eine üppige Mahlzeit + Salat. Danach sitzen wir meist noch ein wenig zusammen (Effi versucht dann verzweifelt nachzuweisen, dass er sich in Hollywood auskennt, doch da sind noch einige Lücken zu füllen), ehe wir ins Bett fallen. Am nächsten Morgen beginnt das Spiel von vorn ...
Cliff ist der Einzige von uns, der schon mal "on" war, d.h. seine Partie wurde über das Internet übertragen. Doch zuvor musste er gegen Henrik Tabatt die Auftaktrunde bestreiten. Die Intuition verlangte nach Sxe6 und das entstehende Endspiel mit Läuferpaar war genug, um den ganzen Punkt einzustreichen. Runde 2 spülte Cliff an Tisch 3 gegen Jan Gustafsson. Mit den schwarzen Steinen spielend, wurden die Damen schnell getauscht und man landete in einem leicht besseren Endspiel für Gusti. Doch wenn dieser Technik zeigt, ist es für JEDEN Gegner verdammt mühsam, die Balance zu halten. Am Ende einer langen Verteidigung also nichts Zählbares für Cliff. Heute opferte er zweimal einen Bauern, nachdem er den ersten zwischenzeitlich zurückbekommen hatte. Eine wilde Partie war im Gange, bei der – so war zumindest mein Eindruck, als ich während der Runde ein paar Mal vorbeischaute – Cliff deutlich am Drücker war. Als ich das letzte Mal kiebitzen war, besaßen beide einen Turm und ein Bauernpaar an jedem Flügel – wenig später war das Remis unterschriftsreif, somit stehen 1,5/3 auf der Habenseite.
Unser Effi kränkelt immer noch ein wenig, was man an seiner Getränkebestellung beim Abendessen ablesen kann: Schwarztee. Außerdem plagt ihn der Husten. Aber Effi lässt sich davon freilich nicht beeindrucken. Die Auftaktrunde bescherte ihm Carsten Hamann. Mit den weißen Steinen erspielte er sich eine vorteilhafte Stellung, der Gewinnweg erschien mir steinig, aber durchaus vorhanden. Nach eigenen Aussagen rechnete Effi jede Menge Varianten, verbrauchte eine Menge Zeit, ohne den Totschläger wirklich zu finden. Am Ende lösten sich das Material und die Gewinnchancen in Luft auf und der Punkt wurde geteilt. Ein schweres Los erwischte er in Runde 2. Der amtierende Deutsche Meister in der AK U16, Benjamin Tereick, saß im gegenüber. Effi öffnete mit ... f5 das Zentrum, davon profitierten aber leider hauptsächlich die weißen Steine. In einer Abwicklung musste er den stolzen Preis von 3 Figuren zahlen, um die gegnerische Dame zu bekommen. Als die "drei Freunde" dann noch einen Bauern verhafteten, war der Freibauer nicht mehr zu stoppen.
Heute musste er gegen einen LM antreten. LM steht für LokalMatador (der Ausrichter hatte neben dem Spielsaal eine Abkürzungsliste angeschlagen, an der neben GM, IM und FM auch LM zu finden war). Sein Gegner gab das Läuferpaar schnell auf, weshalb Effi ohne große Probleme seinen Vorteil nach und nach vergrößerte. Beide Könige zogen es vor, nicht zu rochieren, doch Effis Stellung schien das besser zu verkraften. Nach knapp 3 Stunden war dann alles in Sack und Tüten, nach einem Damenopfer drohte undeckbar Matt. Damit steht Effi nun ebenfalls bei 1,5/3.
Ich startete mit einem Remis gegen Herbert Bastian. In einem Abtausch-Königsinder gewann ich den e5, schwarze Kompensation war nicht zu entdecken. Doch irgendwie fand ich keinen wirksamen Plan, die Stellung zu verstärken. Herannahende Zeitnot führte zu Zugeständnissen meinerseits und eine kleine Kombi kostete mich den Mehrbauern. Im entstandenen Turmendspiel vermutete ich zunächst, in Verlustgefahr zu sein, doch mein Bauernpaar f4/e5 und die Königswanderung nach vorn waren ausreichendes Äquivalent – Remis. In Runde zwei bekam ich Effis Erstrundengegner Carsten Hamann. Weiß kam etwas besser aus der Eröffnung, erhielt das Läuferpaar. Doch da er mein angebotenes Bauernopfer (dafür hätte ich dank aktiver Figuren genug Spiel gekriegt) ablehnte, befand sich die Stellung etwa im Gleichgewicht. Ein Aussetzer seinerseits bescherte mir einen Bauern, den ich auch nicht mehr hergab und als ich im Endspiel dann den dritten zu gewinnen drohte, gab er auf. In Runde 3 wartete Raj Tischbierek auf mich. Ich kam mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung und hatte keinerlei Probleme. An einer Stelle hätte ich (als er die Damen zum Tausch anbot) mit b2-b4! sogar um den ganzen Punkt kämpfen können – eventuell entsteht ein Turmendspiel mit Mehrbauern für mich. Nach meinem Sh5 wurden die Damen und ein Turm getauscht, sein Remisgebot wenig später nahm ich postwendend an – 2/3 sind weit mehr, als ich mir aus diesen 3 Partien erhofft hatte!
Frank Schellmann, der Starter des Blindenschachbundes, agierte bislang leider glücklos. Seine Partien werden meist durch eine kleine Ungenauigkeit verloren, die auf diesem Niveau natürlich gnadenlos ausgenutzt wird – hoffen wir auf Besserung!
Brain