Anreise zur DEM

Der Weg ist das Ziel oder The answer is blowing in the wind

Diesen Tag werden wir so schnell nicht vergessen – die folgenden Zeilen berichten von einer Odyssee in den Süden, die wir so nicht für möglich gehalten hatten.
Wir hatten uns zu 14.30 Uhr am Hauptbahnhof in Leipzig verabredet. Cliff reiste per Mitfahrgelegenheit aus Dresen an, Effi – seinerseits leicht erkältet – hatte sich mit dem Zug aus Magdeburg angepirscht. Mir war schon tags zuvor etwas mulmig, als ich die Unwetterwarnungen im Fernsehen sah, die einen Orkan prophezeite, der es in sich haben würde. Aber was tun, wenn an diesem Tag eine 250km Anreise nach Bad Königshofen ansteht?
Cliff hatte eine kleine Verspätung im Gepäck, da die Tachonadel seines Chauffeurs aufgrund des Sturms nur 80 km/h auf der Autobahn zuließ. Effi und ich blickten derweil skeptisch drein, da sich auch in Leipzig so einiges zusammenbraute. Kurz vor 15.00 Uhr ging es dann guten Mutes los.
Noch vor dem Hermsdorfer Kreuz gerieten wir in einen Stau – der Grund wird wohl das Unwetter gewesen sein, im Radio war überall von vielen umgekippten LKWs die Rede. Der Stau zog sich wahrhaft in die Länge, rund 2 Stunden mussten wir ausharren. Das Abendbrot rückte also in die Ferne. Doch – oh Wunder – plötzlich wurden die Motoren wieder angeworfen und es ging weiter. Kyrill hatte aber gerade erst angefangen, sein Zepter zu schwingen.
In Ilmenau wurden wir gegen unseren ausdrücklichen Willen von der Autobahn geschleust – das vor uns liegende Stück war wegen einer Baustelle gesperrt. Nun gut, folgen wir der ausgeschriebenen Umleitung. Doch dies war leichter gesagt als getan. Wenig später standen wir schon wieder in einer Schlange. Diesmal harrten wir etwa eine Stunde aus, ehe wir über eine Parallelstraße an den Anfang der wartenden Menge gelangten, um dort festzustellen, dass einige umgefallene Bäume die Weiterfahrt verhinderten. Nach längerem Warten kam dann die Info der Polizei, dass es hier kein Durchkommen mehr geben würde – okay, versuchen wir es woanders. Inzwischen hatte es auch heftig zu regnen begonnen, einmal musste ich sogar kurz halten, so heftig stürmte es. Ein Blick aus dem Fenster verhieß nichts Gutes, Cliff und ich sahen wie – etwa 20 Meter entfernt – ein Baum wie ein Streichholz umknickte. Gleichzeitig knallte ein Hinweisschild gegen unser Auto, richtete aber keinen großen Schaden an.
Der nächste Versuch brachte auch kein Erfolgserlebnis, wiederum lagen unüberwindbare Bäume auf der Straße, die Räumdienste kamen einfach nicht hinterher. Es folgte ein Anruf bei Ralph Alt, dass wir es zwar versuchen, aber an diesem Abend vielleicht nicht mehr ankommen würden. Es verging Stunde um Stunde, hier ein Polizeiauto, was uns den Weg verwehrte, da eine Feuerwehrmannschaft, die uns einen anderen Weg vorschlug, so langsam verzweifelten wir, malten uns schon aus, die Nacht im Auto zu verbringen. Es gab scheinbar kein Entrinnen aus Ilmenau, alle Straßen (bis auf die nach Norden Richtung Erfurt) waren unpassierbar. Kurz vor Mitternacht holten wir erst einmal unser Abendbrot beim Goldenen M nach, wenigstens hatten wir hier Glück – 10 min später war nämlich Ladenschluss. Wir entschieden, einen letzten Versuch zu starten – im örtlichen Polizeirevier fragten wir den Wachhabenden, ob es noch irgendeinen Weg aus Ilmenau gäbe. Trotz heftigen Dauerklingelns half uns der nette Mann weiter, wir hatten also wieder Hoffnung. Und tatsächlich, wir kehrten Ilmenau den Rücken – und zwar in Richtung Süden! Zwar lagen hier und da noch ein paar Bäume – in den Städten dagegen zertrümmerte Dachziegel – auf der Straße, aber gegen 2.20 Uhr kamen wir in Bad Königshofen an. Völlig erledigt und glücklich, es doch noch geschafft zu haben, begaben wir uns zu Bett – ein unglaublicher Tag ging zu Ende.

Brain

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