8. Runde SK König Plauen - SG 1871 Löberitz 4:4

Sechs auf einen Streich

Leipziger Spie(ge)lsaal Nach den Schicksalsschlägen, die die Mannschaft in dieser Saison gebeutelt haben, war früh klar, dass es bei der quasi Heimdoppelrunde (normalerweise ein Selbstläufer) zu Besetzungsschwierigkeiten kommen würde. Plauen trat im Gegenzug ohne die starken Spitzenbretter an. Aber die 1b-Mannschaft mit vier gestandenen FM und jungen hungrigen Titellosen war immer noch gut genug, gegen nur sechs Löberitzer klarer Favorit zu sein.
Wir überließen Carlo Kunze und Gunter Sandner (zuletzt 4/4!) der Leipziger Platte.

Holly tat mir den Gefallen, knapp als Erster fertig zu werden. Gegen Erik Fischers Sizi huldigte er wie gewohnt Semyon Alapin und Evgeny Sveshnikov. Erik zeigte sich jedoch gut präpariert und erreichte ein angenehmes Endspiel. Läuferpaar und bessere Struktur kompensierten Anzugs- und Wertzahlvorteil. Stellung aber sicher noch in der Remisbreite.

Schwatz zwischen Harald und Carlo Dennoch kann man feststellen, dass wir uns diesmal an die Maxime hielten: "Keine schnellen Remisen in Unterzahl!" Wieviel besser eine schnelle Niederlage ist, sei aber mal dahingestellt. Roland Pfretzschner konfrontierte mich im Caro-Kann (Short-System) mit dem selteneren a4, wogegen er selbst in der Vergangenheit Probleme hatte. Ich wählte einen falschen Plan, was die scharfe Stellung nicht vertrug. Kurzpartie und Matt. Was mich an ein Bonmot Kasparovs (befragt nach seinem voraussichtlichen Gegner) anlässlich des 93er WM-Matches gegen Nigel erinnert: "It will be Short and it will be short."
Minus drei und ein Weißremis am einzigen Brett mit nennenswertem Wertzahlvorteil. Herz, was willst du mehr?

Böhmi startete unsere Aufholjagd gegen Matthias Hörr. Ihm gelang eine gute Partie, was nach einigen unglücklichen Ausgängen zuvor besonders erfreulich ist. Zwar konnte er die Glanzpartie seines Trainers nicht kopieren, aber einige schwierige stille Züge sicherten Mehrbauer und vorteilhaftes Endspiel. Es galt noch ein Freeze zu überstehen und gegnerische Hilfe beim Entknoten in Anspruch zu nehmen – dann war der Anschluss geschafft.

Analyse mit Nico, Kura, Holly und Gunter Dringend gebraucht wurde in der Situation mal wieder eine typische Nico-Partie und ... wir bekamen eine!
Tarrasch gegen Kura war schon ein guter Anfang (ich bin überzeugt, dass Kura aus demselben Grund Kura heißt, aus dem Nepo Nepo heißt). Wird der Isolani zu sehr belagert, wirft man ihn einfach über Bord und den b7 gleich mit. Als Turm-Opfer-Motive auf g3 in der Zeitnot aufkamen, wusste ich, wo ich kiebitzen musste:

Kuraszkiewicz - Niegsch nach 30...De2 Kuraszkiewicz - Niegsch vor 34.D:e8+ Kuraszkiewicz - Niegsch vor 36.Kg4??
Kuraszkiewicz - Niegsch nach 30...De2 Kuraszkiewicz - Niegsch vor 34.D:e8+ Kuraszkiewicz - Niegsch vor 36.Kg4??

Nach Nicos 30...De2 (Diagramm 1) tauchte erstmals die Drohung ...T:g3+ auf, der am besten mit 31.Tg4 zu begegnen war. Stattdessen 31.Te4 T:e4 nahm das Motiv nicht aus der Stellung. Die Pointe ist, dass nun nach 32.f;e?? Tf6! der f2 durchhängt. Klassisch Tarrasch! Also 32.D:e4 T:g3! Doch nach dem ersten Punischen Krieg war Karthago noch mächtig und die Stellung remis.
So konnte Kura in Diagramm 2 mit 34.Se7+ sofort das Dauerschach klar machen, aber auch nach dem Partiezug 34.De8+ war Karthago noch bewohnbar und die Stellung remis.
In Diagramm 3 muss Weiß sicherstellen, dass die Damen nicht getauscht werden. Den Ba4 kann er locker abgeben, da Weiß dann wiederum Dauerschach hat. Nach 36.Kg4?? (statt 36.Kf4=) war Karthago jedoch nicht mehr auffindbar und die Stellung nach Schachgeboten auf g2, g5 sowie e3 verloren.
Dank auch an Bert Brecht – der Anlass ist (leider) zeitlos.

Analyse mit Erik, Böhmi und Matthias Das Schöne ist, dass man bald weiß, ob es eine Sebi-Saison ist oder nicht. Und aktuell ist es eine Sebi-Saison! Gegen Simon Burian machte er unsere Aufholjagd perfekt. Lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:
"Ich denke, er hat in der Eröffnung einiges falsch gemacht. e6 und g6 passt einfach nicht zusammen. Ich hätte großen Vorteil erzielen sollen, wenn nicht müssen. Ohne Damen steht er dann vermutlich angenehmer, aber nach Te2 spielt sich die Stellung einfacher für mich.
Pallas - Burian vor 19...S:c3? Er hat dann in der Berechnung Le3 mit Bauerngewinn übersehen. Das Endspiel mit Mehrbauer sollte bei genauem Spiel von ihm Remis enden, aber er hat zu passiv gespielt und meinen König nach e4 gelassen, wonach es denke ich verloren ist."
Ein Kulminationspunkt der Partie war sicher die Diagrammstellung, wo Schwarz gemütlich 19...T8e7 spielen konnte (und sollte), aber Simon war mit 19...S:c3 auf Krawall aus.

Leipziger Schnappschüsse: Der Weg ist das Ziel Am Ende kämpfte noch Normi gegen Daniel Zähringer am Spitzenbrett. Man wandelte auf scharfen Pfaden von Caruana - Duda. Russisch mit heterogenen Rochaden. Nach Lb7 hat unser Mann De2 vergessen und ging mit Sh4 c4, g5 eigene Wege. Das Endspiel brachte symbolischen Vorteil, aber nicht mehr und da sich Zähringer zäh verteidigte ... Remis. An Brett 1 und im Mannschaftskampf.

Großes Aufbäumen der Mannschaft - Klasse! Abends blieb beim Italiener sogar noch Energie für Running-Gag-Spielchen mit der Bedienung.

Reyk

  SK König Plauen SG 1871 Löberitz 4:4
1 Zähringer, Daniel Schütze, Norman ½
2 FM Kunze, Carlo WGM Rogule, Laura +-
3 Burian, Simon Pallas, Sebastian 0-1
4 FM Kuraszkiewicz, Michael Niegsch, Nicolas 0-1
5 Hörr, Matthias Böhm, Christian 0-1
6 FM Sandner, Gunter Mertens, Fridolin +-
7 Fischer, Erik Pröhl, Holger ½
8 FM Pfretzschner, Roland Schäfer, Reyk 1-0

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